Bern: Kongress beschäftigt sich mit sexuellem Missbrauch und Gewalt

Die European Society of Trauma and Dissociation (ESTD) organisiert regelmässig Konferenzen für Trauma-Therapeutinnen und -therapeuten. Diese Berufsgruppe behandelt schwer traumatisierte Menschen, die in der Therapie berichten, dass sie – teilweise über längere Zeit – Opfer von Gewalt, sexuellen Übergriffen oder auch organisierter Gewalt wurden oder noch sind.

Für die behandelnden Psychologen und Ärztinnen stellt sich dabei immer wieder die Frage nach dem Umgang mit diesen strafrechtlich relevanten Informationen.

Nur ein Bruchteil der Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung gelangt zur Anzeige. Anschliessend werden gemäss einer EU-weiten Studie die meisten Fälle im Verlauf des Straf-verfahrens eingestellt, 2/5 davon ohne Anhörung von Opfern und/oder Tatverdächtigen o-der ohne Identifizierung des Verdächtigen. Nur in knapp 1/5 der Fälle kommt es zu einer Verurteilung.

Der diesjährige Kongress, der erstmals in der Schweiz stattfindet, hat sich zum Ziel gesetzt, die Fragestellung zum Thema berichteter Gewalt und sexualisierter Übergriffe aufzunehmen und Möglichkeiten zu diskutieren, wie Informationen darüber den Weg zu den Strafverfolgungsbehörden finden können.

Die Konferenz wird daher auch für Angehörige der Justiz, der Strafverfolgung, der Beratungsstellen und der Anwaltschaft geöffnet. Das Zusammenbringen der verschiedenen Fachdisziplinen ist eines der wichtigsten Ziele dieses Kongresses.

Beim Nachweis der berichteten Gewalt stehen die Angaben des Opfers im Zentrum. Dabei ist es möglich, auch von schwer traumatisierten Menschen Aussagen zu erhalten, doch sind dafür besondere Kenntnisse, Zeit, Geduld und das Vertrauen des Opfers notwendig. Der Kongress, an dem namhafte Persönlichkeiten aus Therapie, Forschung und Strafverfolgung zum Thema sprechen, will Brücken zwischen den verschiedenen Fachdisziplinen schlagen und den Diskurs über die Fachbereiche hinweg fördern.

Internationaler Kongress vom 9. bis 11. November 2017 in Bern

Das Programm lässt sich hier einsehen.

 

Quelle: ESTD
Artikelbild: Oleg Golovnev – shutterstock.com

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