Open Doors appelliert: Folgen weltweiter Christenverfolgung unterschätzt

Mehr als 200 Millionen Christen weltweit erfahren ein hohes Mass an Verfolgung, berichtet das christliche Hilfswerk Open Doors.

In Ägypten droht der IS mit der „Reinigung des Landes von den Ungläubigen“ und unterstreicht dies seit Dezember 2016 mit einer Mordserie an Christen und Anschlägen auf Kirchen. Aus dem Norden und Mittelgürtel Nigerias flohen in den letzten Jahren knapp zwei Millionen Christen vor radikalisierten Nomaden und Dschihadisten.

In Indien ignoriert die Regierung von Präsident Modi hartnäckig die blutigen Übergriffe und Rechtsbrüche gegen Christen und andere Minderheiten für die propagierte Zielsetzung „Indien den Hindus“.

Im Iran müssen Konvertiten als vom Islam Abgefallene mit Gefängnis, Folter und ihrer Ermordung rechnen. Die Liste liesse sich noch lange fortführen. Doch Syrien und der Irak sind die wohl augenfälligsten Beispiele für die gezielte Vertreibung und Verfolgung von Christen, die dort seit fast 2.000 Jahren beheimatet sind.

Langfristige Folgen für die Länder und die Völkergemeinschaft

Die Ausgrenzung und Vertreibung der Christen und religiösen Minderheiten – von religiösen Hardlinern forciert und von Teilen der Mehrheitsbevölkerung getragen – lähmen die Meinungsfreiheit und damit die gesellschaftliche, politische und wirtschaftliche Entwicklung.

Hier liegt eine der Kernursachen für Konflikte der letzten Jahre – auch im Nahen Osten, vor denen Scharen von Menschen in Richtung Europa geflohen sind. Elend und Verfolgung gehen dabei oft Hand in Hand mit wirtschaftlicher Perspektivlosigkeit. Nicht nur Syrien und der Irak verlieren dadurch ihre junge Generation.

Beitrag der Christen für Frieden, Bildung und medizinische Versorgung

Seit Jahrhunderten – und zuletzt während des Bürgerkrieges – leisten christliche Gemeinschaften in Syrien und dem Irak einen hohen Beitrag in den Bereichen Bildung, medizinische Versorgung, Versöhnung und diakonische Dienste.

Aufbauend auf die lange Tradition christlicher Klöster und daran angeschlossener sozialer Einrichtungen, sind christliche Schulen und Krankenhäuser in der Region bis in die Gegenwart hinein für ihren hohen Standard bekannt, ebenso der Fleiss und die Friedfertigkeit der Christen – gegründet auf dem Vorbild von Jesus.

Dies muss in Überlegungen zur zukünftigen Gestaltung der Länder einfliessen. Kurz- und langfristig schwächt die Vertreibung der Christen den gesellschaftlichen Zusammenhalt.



Bekämpfung der Fluchtursachen – Entwicklung einer toleranten Identität

Angesichts wachsender Herausforderungen im Umgang mit Flüchtlingen fordern immer mehr politisch Verantwortliche in Europa, die Fluchtursachen zu bekämpfen. Dazu gehört aber auch, dass die Unterdrückung religiöser Minderheiten aufhört. Wer Unterdrückung mitverursacht oder zulässt, darf nicht auch noch vom Westen hofiert werden.

Dabei sind Wiederansiedlung und Schutz von Christen weit mehr als nur humanitäre Pflicht. Es geht um den Erhalt kultureller und religiöser Vielfalt, denn eine tragfähige und tolerante religiöse Identität für den Einzelnen gibt es nur in einem versöhnten Miteinander unterschiedlicher Gruppen.

Viele der christlichen Gemeinden sind dazu bereit. Sie wollen vergeben und einen Neuanfang in ihrer alten Heimat wagen, obwohl sie augenblicklich – und wortwörtlich – vor den Trümmern ihres alten Lebens stehen. Sie hoffen dabei auf die Christen im Westen.

Regierungen im Nahen Osten in die Pflicht nehmen – Petition an UN

Das christliche Hilfswerk Open Doors wird Anfang Dezember der UN eine Petition mit mehreren hunderttausend Unterschriften und der Forderung nach Schutz der Christen im Irak und in Syrien vorlegen. Den bieten die dortigen Regierungen bislang nicht.

Die Massaker des IS und anderer Dschihadisten scheinen vergessen, die Vertreibung der Christen aus der Ninive-Ebene im Sommer 2014 und die Übergriffe der Bevölkerung dabei ebenso.

Die Spannungen zwischen Kurden und den Regierungen der umliegenden Länder lässt man eskalieren, neue Konflikte, Not und Elend drohen.

Hilfe und Hoffnung für den Irak und Syrien – Wiederansiedlung fördern

Open Doors hat in Syrien und dem Irak mit der Errichtung von Hoffnungszentren begonnen, geplant sind vorerst 60. Die Hoffnungszentren werden mit Hilfe einheimischer Kirchen, mit denen Open Doors seit Jahren zusammenarbeitet, errichtet. Sie bieten beispielsweise Schulungen in Life Skills, beruflicher Qualifizierung sowie Traumabegleitung an.

Im geschützten Raum erfahren Familien Sicherheit und Stärkung, auch um sie in Konfliktbewältigung zu fördern. In den Hoffnungszentren werden gemeinsame Projekte der Dorfgemeinschaft geplant, wird Versöhnung gelebt und damit das kommunale Leben gestärkt.

Der Vorstandsvorsitzende von Open Doors Deutschland, Markus Rode, ruft dazu auf, die Christen im Nahen Osten nicht im Stich zu lassen: „Die Bundesregierung und auch Regierungen weiterer christlich geprägter Länder haben die Möglichkeit, den Christen in Syrien und dem Irak gezielt zu helfen.

Das hat in der Vergangenheit kaum stattgefunden, lässt man das jüngst vorgestellte vorbildliche „ungarische Modell“ zur Unterstützung verfolgter Christen in den Krisengebieten ausser Acht. Die Hilfe ist JETZT nötig, solange es noch Christen und funktionierende Kirchen in Syrien und dem Irak gibt.

Nur dann kann die Wiederansiedlung der Heimkehrer gelingen, die gerne zum Wiederaufbau ihrer Länder beitragen wollen.

 

Quelle: Open Doors
Artikelbilder: © Open Doors

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