Kanton Thurgau: Straftaten gingen 2017 erneut zurück – Gefahr durch Extremisten
Die Zahl der Straftaten im Kanton Thurgau hat 2017 um 11 Prozent abgenommen, es ist dies der vierte Rückgang in Folge. Zugenommen hat die Zahl der Verkehrsunfälle.
Die Kantonspolizei Thurgau werde sich in Zukunft neuen Herausforderungen stellen müssen, erklärten Regierungsrätin Cornelia Komposch und Polizeikommandant Jürg Zingg.
Gemäss Polizeilicher Kriminalstatistik 2017 wurden im Kanton Thurgau 9‘179 Straftaten registriert, gegenüber 2016 ist dies ein neuerlicher Rückgang um 1‘143 Delikte oder 11 Prozent. Die Zahlen liegen somit über 20 Prozent unter dem Wert von 2013. Auch die Häufigkeitszahl, die Anzahl Straftaten pro 1000 Einwohner, ging trotz des anhaltenden Bevölkerungswachstums nochmals deutlich zurück, von 38,6 auf 33.9.
Kommandant Jürg Zingg gab diese Zahlen am Montag an der Jahres-Medienkonferenz der Kantonspolizei Thurgau bekannt. Positiv entwickelt habe sich auch die Aufklärungsquote:
45,0 Prozent aller Delikte hat die Kantonspolizei aufgeklärt, 2016 waren es 42,9 Prozent. Zingg betonte, dass bei den Gewaltdelikten über 90 Prozent der Fälle aufgeklärt werden konnten: „Das stellt Ermittlern, Fahndern und Kriminaltechnikerinnen ein sehr gutes Zeugnis aus.“
Nochmals weniger Einbrüche
Die Zahl der Einbruchsdelikte ging 2017 nochmals um 20 Prozent zurück, es wurden 579 (2016: 722) Einbrüche registriert. 2013 waren noch 1164 Delikte erfasst worden, die Zahl der Einbruchdiebstähle habe sich also innerhalb von vier Jahren halbiert. Sollte es zu einer Trendwende kommen, wäre die Kantonspolizei Thurgau bereit, sagte Zingg: „Wir haben gezeigt, dass wir über die geeigneten Instrumente verfügen, um Einbruchkriminalität wirksam zu bekämpfen.“
Verkehrsunfallstatistik
Gemäss Verkehrsunfallstatistik wurden im vergangenen Jahr 1365 Verkehrsunfälle polizeilich bearbeitet. Gegenüber dem Vorjahr (1249) ist dies eine Zunahme von 9,3 Prozent. Die Zahl der bei Verkehrsunfällen schwer verletzten Personen ging leicht auf 139 (Vorjahr 143) zurück. Acht Personen kamen auf Thurgauer Strassen ums Leben, 2016 waren sieben Menschen gestorben.
Mit seinem ersten ganzen Jahr an der Spitze der Kapo Thurgau zeigte sich der Kommandant zufrieden: „2017 war ein erfolgreiches Polizeijahr.“ Trotz guter Zahlen werde der Kantonspolizei die Arbeit nicht ausgehen: „Die Polizeiarbeit wird immer komplexer, und die Anforderungen an die Polizistinnen und Polizisten steigen stetig.“ Die Kantonspolizei müsse nicht nur fähig sein, ihre aktuellen Aufgaben erfolgreich zu bewältigen, sie müsse auch für die Herausforderungen der Zukunft gerüstet sein. Als zentrale Herausforderungen nannte Jürg Zingg den Umgang mit Gefährdern und Extremisten sowie die Digitalisierung der Kriminalität („Cybercrime“).
Kantonales Bedrohungsmanagement
Die Chefin des Departements für Justiz und Sicherheit, Regierungsrätin Cornelia Komposch, zeigte sich erfreut über den neuerlichen Rückgang der Kriminalität. Die Erfolge seien zu einem grossen Teil der professionellen und engagierten Arbeit der Kantonspolizei zu verdanken. Die Sicherheitslage dürfe als „gut bis sehr gut“ bezeichnet werden – ungeachtet der Tatsache, dass der Thurgau die niedrigste Polizeidichte der Schweiz aufweist. „Dennoch dürfen wir nicht zurücklehnen“, so die Regierungsrätin: „Wir müssen uns den neuen Herausforderungen stellen.“
Die Frage, wie im Thurgau mit Gefährdern, mit gewaltausübenden Personen oder Extremisten umzugehen ist, bewege auf der strategischen Ebene auch die Regierung. Die Kantonspolizei setze sich seit Jahren mit ausserordentlichen Bedrohungen auseinander, und sie habe Massnahmen zur Abwehr getroffen, darunter spezifische Weiterbildungen oder Anpassungen bei der Ausrüstung. Das DJS seinerseits unterstütze die interdepartementale und interdisziplinäre Zusammenarbeit und fördere die Verbesserung der Prozesse und Abläufe, sagte Komposch.
Der Ende 2017 vom Bundesrat verabschiedete Nationale Aktionsplan (NAP) zur Verhinderung und Bekämpfung von Radikalisierung und gewalttätigem Extremismus umfasst über 20 Massnahmen, die auch im Thurgau umgesetzt werden müssen. Mitte Februar 2018 habe sie die Kantonspolizei beauftragt, Zuständigkeiten und Handlungsbedarf aus dem NAP im Thurgau zu erheben, sagte Cornelia Komposch.
Der Aktionsplan fordere die Kantone unter anderem auf, ein behörden- und institutionenübergreifendes Bedrohungsmanagement aufzubauen. Es soll „das Gefährdungspotenzial von Personen oder Gruppen frühzeitig erkennen, einschätzen und mit geeigneten Massnahmen entschärfen“. Die Fachstelle Gefahrenabwehr und Bedrohungs-management bei der Kantonspolizei arbeitet nach diesem Modell: (Warnsignale) Erkennen, (Gefahren) Einschätzen, (Risiko) Entschärfen. Die Fachstelle GABM verfüge bereits über ein funktionierendes Netzwerk und sei prädestiniert, beim Aufbau eines kantonalen Bedrohungsmanagements eine tragende Rolle einzunehmen, so die Regierungsrätin.
Quelle: Kantonspolizei Thurgau
Artikelbild: Symbolbild © Kantonspolizei Thurgau