Algerische Behörden gehen gegen Christen vor – erneute Kirchenschliessungen
Nachdem vier Kirchen geschlossen worden sind, fürchten algerische Christen, dass Schliessungen von weiteren Versammlungsorten folgen könnten. Die Regierung beruft sich auf Verstösse gegen Sicherheitsstandards.
In Algerien gehen die Behörden erneut gegen die christliche Gemeinschaft vor: Schliessung von Kirchen, Anweisungen zur Einstellung jeglicher Aktivitäten, Gerichtsverfahren wegen missionarischer Tätigkeit („Proselytismus“).
Maxime F. (Name geändert), der die Arbeit von Open Doors in Nordafrika koordiniert, sagt, dass diese Vorfälle ein klares Zeichen dafür sind, dass die Regierung den Druck auf die algerischen Christen verstärkt. „Die Regierung sagt, dass sie sich um die Kirchen kümmert und sich Sorgen um die Sicherheit der Kirchengebäude macht. Doch wenn sie sich wirklich um die Kirche sorgen würde, würde sie Lösungen vorschlagen.“
Im März wurde nun im Dorf Azagher eine vierte Kirche geschlossen, nachdem die drei ersten in oder um die Stadt Oran bereits früher sämtliche Aktivitäten einstellen mussten.
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Eine organisierte Repressionskampagne
Ausser der Gemeinde in Azagher gehören die geschlossenen Kirchen dem Verband „Eglise Protestante d’Algérie“ (EPA) an. Diese ist seit 1974 offiziell von der Regierung anerkannt.
Der algerische Minister für religiöse Angelegenheiten, Mohamed Aissa, erklärte in einem TV-Interview, Anlass für die Schliessungen seien lediglich Sicherheitsmängel an den Gebäuden gewesen. Als Beispiel nannte er unter anderem nicht vorhandene Notausgänge, aber auch das Fehlen einer deutlichen Beschilderung, um die Kirchen als Anbetungsstätten zu kennzeichnen. Dies sei erforderlich, „damit die staatlichen Behörden den Ort schützen können.“ Eine Meinung, die von Menschenrechtsbeobachtern nicht geteilt wird, für sie sind diese Schliessungen Teil einer „koordinierten Kampagne verstärkter Aktionen gegen Kirchen durch Regierungsbehörden“.
Welle wie 2008?
Die Tatsache, dass 25 der 45 EPA-Kirchen in den letzten Monaten zur Einhaltung der Sicherheitsstandards aufgefordert wurden, spricht für die These der Repression und mögliche weitere Schliessungen.
Zudem werden schlechte Erinnerungen wach: Im Frühjahr 2008 wurden 16 der damals 32 EPA-Gemeinden innerhalb weniger Wochen geschlossen. Zudem mussten 10 der 20 unabhängigen protestantischen Gemeinden ebenfalls schliessen. Es dauerte Monate, bis sich die Christen nach und nach wieder in ihren Gebäuden treffen durften.
Die Forderungen der Kirchen werden ignoriert
Das Gesetz, das nicht-muslimische Gottesdienste regelt, macht den Minderheiten das Leben schwer. Im Jahr 2006 in Kraft getreten, sieht das Gesetz vor, dass eine Genehmigung vorliegen muss, wenn in einem Gebäude ein nicht-muslimischer Gottesdienst gefeiert wird.
Ein örtlicher Kirchenbeamter, der anonym bleiben möchte, sagt, die Regierung „tut absolut nichts, um christlichen Gemeinden einen angemessenen Ort der Anbetung zu bieten.“ Bewilligungen sind nur schwer zu erhalten. Und wer ein Gebäude an eine Kirchgemeinde vermietet, riskiert, selbst von den Behörden bedroht und eingeschüchtert zu werden.
Es bleibt zu hoffen, dass die vorzeitige Entlassung aus der Haft von Slimane Bouhafs am Ostersonntag auf ein Umdenken bei den Behörden hindeutet. Der 51-jährige Slimane wurde am 31. Juli 2016 wegen „Beleidigung des Islam und seines Propheten“ nach einer Veröffentlichung auf Facebook verhaftet. Verurteilt zu 5 Jahren Gefängnis, wurde seine Strafe 4. Juli 2017 dank einer Begnadigung des Präsidenten auf 3 Jahre reduziert. Slimane befand sich trotz schlechter Gesundheit im Hungerstreik. Wegen seines Glaubens wurde er mehrmals von seinen Mitgefangenen angegriffen. Nun ist er am 1. April freigekommen.
Angespannter religiöser Kontext
Wiedergewählt für eine vierte Amtszeit im Jahr 2014, regiert der seit 1999 amtierende Präsident Abdelaziz Bouteflika (81) ein Land, das nach den gewalttätigen islamistischen Aufständen, darum kämpft, seine Stabilität wiederzugewinnen.
Der Islam ist die offizielle Religion dieses Staates mit 41 Millionen Einwohnern, der hauptsächlich aus sunnitischen Muslimen besteht. Während ausländische Christen die Religionsfreiheit geniessen, werden algerische Christen mit muslimischem Hintergrund, die weniger als ein Prozent der Bevölkerung repräsentieren, diskriminiert, belästigt und sie leben in der Angst, der Blasphemie beschuldigt zu werden.
Im Jahr 2018 liegt Algerien auf Platz 42 der Länder, in denen Christen am meisten verfolgt werden.
Quelle: Open Doors Schweiz
Titelbild: Symbolbild © winui – shutterstock.com