Nach Havarie der "Costa Concordia": immer noch 16 Vermisste
von Agentur belmedia
Nach dem spektakulären Untergang des Luxusliners „Costa Concordia“ vor der toskanischen Insel Giglio werden immer noch 16 Menschen vermisst, darunter 11 Deutsche.
Sämtliche 69 Schweizer Staatsangehörige, die sich an Bord des Schiffes befanden, konnten gerettet werden, gab das Eidgenössische Amt für Auswärtige Angelegenheiten (EDA) bekannt. Bis Sonntagabend hatte von acht Schweizern noch jede Spur gefehlt.
Inzwischen erhöhte sich die Zahl der Toten auf sechs. Das sechste Todesopfer wurde heute Montag gefunden. Es handelt sich laut Feuerwehrsprecher Luca Cari um einen Mann. Er sei in einem Korridor in dem über Wasser liegenden Teil des Kreuzfahrtschiffes gefunden worden und habe eine Schwimmweste getragen.
Die Suche nach den Vermissten musste laut Nachrichtenagentur Ansa wegen stärkeren Seegangs unterbrochen werden, zumal sich das Schiffswrack zentimeterweise bewegt und weiter abzurutschen droht. Die Arbeitsbedingungen für die Taucher in dem auf die Seite gekippten Schiff seien katastrophal, so der Chef der Küstenwache-Taucher Rodolfo Raiteri. Zahlreiche Gegenstände in den Gängen des Schiffs würden den Experten den Weg versperren. Zunächst solle eine Sicherheitsanalyse über die Stabilität des Schiffes abgewartet werden, bevor die Sucharbeiten fortgesetzt werden.
Das 114 500 Tonnen schwere und 290 Meter lange Kreuzfahrschiff war am Freitag, dem 13. Januar, in der Nacht auf den 14. Januar mit 4200 Menschen an Bord vor der Insel Giglio auf Grund gelaufen und gekentert. Ein Felsen hatte das Schiff regelrecht aufgeschlitzt. Schwere Vorwürfe werden gegen den Kapitän Francesco Schettino erhoben. Er soll das Schiff entgegen geltender Sicherheitsbestimmungen zu dicht an die Küste gelenkt haben. Laut der italienischen Zeitung „La Nazione“ soll er ausserdem zunächst kein SOS abgegeben haben.
Zudem soll er Medienberichten zufolge noch während der Evakuierung das Schiff verlassen haben. Mehrfache Aufforderungen durch die Küstenwache, auf das Schiff zurückzukehren, um die Evakuierung zu koordinieren, habe er nicht befolgt. Ein neuer unglaublicher Vorwurf lautet: Der Kapitän sei einem Kellner zuliebe extra nah an dessen Heimatinsel vorbeigefahren, so ein Bericht der Zeitung „Corriere della Sera“. Dem inhaftierten Kapitän drohen nun 15 Jahre Haft wegen mutmasslichen Totschlags und Verursachung von Schiffbruch.
Kritik äussern Passagiere auch an den Rettungsmassnahmen der Besatzung. Diese sei teils dilettantisch vorgegangen, etwa beim Wassern der Rettungsboote. Der Passagier Herbert Rohwedder aus Schleswig-Holstein sprach gegenüber der dpa von einem „totalen Versagen“ der Schiffsführung.
Nach der Schiffskatastrophe, die fatal an den Untergang der „Titanic“ erinnert, droht nun eine Ölpest. In den Tanks des Schiffes befinden sich 2400 Tonnen Diesel, hinzu kommen 50 Tonnen Schmierfette.
Die „Costa Concordia“ gehört der italienischen Reederei „Costa Crociere“, einer Tochter des weltgrössten Kreuzfahrtkonzerns „Carnival Cruises“ mit Zentrale in den USA. Der italienische Konsumentenschutzverband forderte die Regierung am Sonntag auf, der Reederei die Lizenz zu entziehen, und bereit auch Klagen vor.
(Quelle: Youtube)
Titelbild: Havarierte Costa Concordia. (Urheber: Rvongher / Wikimedia / CC)