Der Fall „Pussy Riot“ - eine andere Sicht

Die Verurteilung der russischen Punkrockerinnen von „Pussy Riot“ hat in den Gazetten und Feuilletons der westlichen Mainstream-Presse einen Sturm der Entrüstung ausgelöst. Die Kommentare strotzen nur so vor dümmlichem Russen-Bashing und Reflexen aus dem Kalten Krieg. Eher lassen sie am Verstand der westlichen Kommentatoren zweifeln als am Zustand der russischen Gesellschaft. Denn als Heldinnen, zu denen sie stilisiert werden, taugen die Punk-Tussies kaum.

Am 21. Februar 2012 stürmten die talentfreien Punk-Chaotinnen die Moskauer Christ-Erlöser-Kathedrale, um bunt maskiert vor der Ikonenwand mit Slogans wie „Scheisse, Scheisse, göttliche Scheisse“ oder „Mutter Gottes, heilige Jungfrau, verjag Putin“ plumpeste anti-religiöse Provokation vom Stapel zu lassen – eine schwere Beleidigung weniger für den russischen Präsidenten als vielmehr für Millionen orthodoxer Russen.

Der anschliessende Prozess wurde nicht etwa vom russischen Staatschef ins Rollen gebracht, sondern durch Anzeigen von Menschen aus der Bevölkerung, die den Clip der Band im Internet entdeckten und sich in ihren religiösen Gefühlen tief verletzt fühlten. Das Gericht in Moskau verurteilte drei Mitglieder der feministischen Band schliesslich wegen „Rowdytums“ zu zwei Jahren Haft bzw. Straflager. Putin selbst setzte sich noch für eine milderes Urteil ein, was ihm allerdings vom Westen als „perfider Coup“ ausgelegt wird.

Für die westlichen Kommentatoren ist der Fall indes klar: Auf der einen Seite die armen, unschuldigen Punkrockerinnen, die in der Kathedrale nur ein bisschen randalieren und ihren Unmut über Putin Luft machen wollten – auf der anderen Seite der böse Kremlchef und die finstere Orthodoxie, die Russland in einen „orthodoxen Iran“ (20 Minuten) und in eine „lupenreine Diktatur“ (Spiegel) verwandeln wollen.

Hier mal ein Nachtrag, der eine andere Sicht auf die Dinge entwirft:

1. Mitglieder der Punk-Truppe machen bereits seit Jahren mit schwachsinnigen Aktionen gegen die russische Regierung sowie gegen die traditionelle russische Gesellschaft mobil. Beispielsweise nahm Bandmitglied Nadja (bürgerlich: Nadescha Tolokonnikowa) 2008, obwohl hochschwanger, im Moskauer Biologischen Museum mit ihrem Mann Pjotr an einer Gruppensex-Orgie teil, um gegen den Putin-Nachfolger Dmitrij Medwedew zu „protestieren“. Derartige plumpe Aktionen der Girlies zielen vor allem darauf, das traditionelle Empfinden von Sitte und Anstand des Durchschnittsrussen zu treffen.

Mit einem intelligenten Kampf für mehr Demokratie hat dies nichts zu tun. Denn die Mehrheit der traditionellen Russen fühlt sich durch solche debilen Aktionen und die dahinter stehende (feministische) Ideologie vor den Kopf gestossen. Warum sollte sich auch der Durchschnittsrusse für die Punkrockerinnen begeistern, werden seine traditionellen (religiösen) Werte von den Punk-Tussies doch in den Dreck gezogen. Entsprechend wirkungslos bleibt der debile „Protest“ der Punk-„Damen“. Lieber wählte das russische Volk am 4. März 2012 Putin mit überwältigender Mehrheit (63,60% der Stimmen) erneut zum russischen Präsidenten.

2. Hätten die Frauen von „Pussy Riot“ ihre idiotische „Aktionskunst“ weiterhin auf Bühnen, Strassen und Plätzen gepflegt, hätte kein Hahn danach gekräht. Nun musste aber das ganz grosse Ding her. So wählten die Girlies als Plattform für ihre billigen Provokationen ausgerechnet die Moskauer Christ-Erlöser-Kathedrale, um dort effektheischend und in plumpester Art und Weise auf den religiösen Gefühlen von Millionen Russen herumzutrampeln. Die westliche Mainstreampresse feiert diesen Akt als wahnsinnig „mutig“ – bei Licht betrachtet war er aber einfach grotten-dämlich.

Während nämlich das Skandieren antireligiöser Texte etwa auf einer Bühne unter Meinungs- oder Kunstfreiheit fällt, hat das, was die Pussy-Girlies veranstaltet haben, ein anderes Kaliber – es ist schlicht Schändung einer religiösen Stätte. Das ist keine Kleinigkeit und nicht nur in Russland, sondern auch in westlichen Ländern durch entsprechende Gesetze unter Strafe gestellt: Mit gutem Grund, dienen die Gesetze doch dazu, den religiösen Frieden einer Gesellschaft zu wahren. Wären Entweihungen von religiösen Orten straffrei, könnten zum Beispiel demnächst auch Rechtsradikale ungestraft in Synagogen randalieren oder Moslemhasser in Moscheen „die Sau rauslassen“. Westliche Kommentatoren würden so etwas wohl kaum als heldenhafte Taten feiern und begeistert in die Hände klatschen.

3. Dass für die Punk-Chaotinnen keine Geldstrafe, wie sie wohl erhofften, sondern ein Haftstrafe heraussprang, ist für sie natürlich dumm gelaufen. Dennoch gilt: Ein hartes Urteil, das den Strafrahmen ausschöpft und auf geltenden Gesetzen basiert, ist noch längst kein Ausweis für einen Unrechtsstaat oder für Willkürjustiz. Gesetze sind bekanntlich dazu dazu, das man sich daran hält. Hinterher jammern, zieht nicht. Vor diesem Hintergrund wirken die Krokodilstränen, die westliche Entertainment-Grössen von Madonna bis Udo Lindenberg angesichts des Falls vergiessen, geradezu lächerlich.

 

Oberstes Bild: © Игорь Мухин – Wikimedia – CC BY-SA 3.0

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