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Wenn Russland am Gashahn dreht …

05.09.2014 |  Von  |  Beitrag

Seit der Eskalation der Ukraine-Krise geht in ganz Europa ein Schreckgespenst um: Was passiert, wenn Russland den Gashahn zudreht? Angesichts des verstärkten Drucks der EU auf den Kreml mitsamt den eingeleiteten Sanktionen hat auch die Schweiz die Auswirkungen eines russischen Gaslieferstopps geprüft.

Das Bundesamt für Energie (BFE) gibt sich dabei betont optimistisch. Als Stellungnahme zum „Stresstest Energiesicherheit“ der EU hat das Energiedepartement (Uvek) einen Bericht über die Krisensicherheit der Schweizer Erdgasversorgung ausgearbeitet. Dabei wurden Störszenarien analysiert, welche sich an Ereignissen der letzten Zeit orientieren, die zu kritischen Zuständen in der Gasversorgung führten. Dazu hält das BFE fest, dass die Gasversorgung in all diesen Situationen immer aufrechterhalten werden konnte.

Erdgas wird in der Schweiz zur Gänze importiert und deckt etwa 13,5 % des gesamten Energieverbrauches. Dabei fallen 43 % auf die Haushalte, 33 % des Gasverbrauches verursacht die Industrie und 23 % der Dienstleistungssektor. Insgesamt haben die Schweizer Endverbraucher im Jahr 2013 2,84 Milliarden Franken für Gas ausgegeben.

75 % des in der Schweiz verbrauchten Erdgases werden aus Westeuropa bezogen, wobei die Lieferanten über grosse Untertagsspeicher verfügen. Rund ein Viertel des Bedarfs stammt aus Russland. Derzeit werden in der Eidgenossenschaft ungefähr 300.000 Gasanlagen betrieben. Davon sind rund 7.000 Grossanlagen als sogenannte Zweistoffanlagen ausgelegt, das bedeutet, dass sie wahlweise mit Erdgas oder Erdöl gespeist werden können. Würden alle diese Brenner auf Erdöl umgeschaltet werden, könnte der Gasverbrauch kurzfristig fast um ein Drittel reduziert werden – ein erheblicher Faktor für die Versorgungssicherheit in unserem Land. In den grösseren Gaskrisen Ukraine/Russland im Jahr 2009 sowie dem Unterbruch der Transitgasleitung bei Guttannen im Jahr 2010 konnten Umschaltungen auf Öl jedoch weitgehend verhindert werden.

Zusätzlich verbessern wird sich die Versorgungssicherheit durch eine geplante Umrüstung der Transitgasleitung. Dadurch soll die Umkehrung der Flussrichtung ermöglicht werden – künftig könnte Gas somit auch von Süden her geliefert werden. Dieser Reverse-Flow sollte ab 2018 in Betrieb gehen.

Alles in allem ist die Schweiz im Vergleich zu ihren Nachbarländern relativ gut abgesichert. Die politische Entwicklung in der Ukraine wird aber wohl oder übel ausschlaggebend für die künftige Gaspreisentwicklung sein. Positiv ist, dass in der Schweiz Erdgas nicht zur Stromerzeugung, sondern ausschliesslich zum Heizen und in der Industrie verwendet wird. Etwas kritischer sieht die Situation in den Ländern der EU aus. Durchschnittlich wird nämlich dort mehr als ein Drittel des Verbrauches durch Russland gedeckt.

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