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Dürnten – ein Dorf mit viel Geschichte

01.12.2014 |  Von  |  Beitrag

Klar, dass die Aufmerksamkeit der Menschen auf dem Erhalt grosser und prächtiger Gebäude liegt, aber nicht nur diese sind schützenswert. Nein, auch die unbekannten Häuser und Kirchen können von Bedeutung sein und auch sie sind mit unserem kulturellen Erbe aufs Engste verknüpft.

Die Denkmalpflege arbeitet dementsprechend oft im Verborgenen, wird häufig übersehen. Ein Beispiel im Zürcher Oberland zeigt, dass das Engagement dennoch wichtig ist.

Geschichtsträchtig ist die Gemeinde Dürnten, die 6‘600 Einwohner zählt. Schon vor 3500 Jahren soll das Gebiet besiedelt gewesen sein, so ergaben es Ausgrabungen, die römische Niederlassungen und alemannische Grabfunde zutage brachten. Ein Beil aus Blei und Kupfer aus der Bronzezeit (ca. 2200 bis 800 v. Chr.) wurde 1874 entdeckt. Dieser Fund ist der Älteste auf Dürntner Boden.

Leider gibt es noch nicht viele Informationen darüber, wie das Leben zwischen der Bronze- und der Römerzeit in der Region aussah. Einige Funde aus der Eisenzeit gibt es in benachbarten Gebieten, für Dürnten allerdings nicht. Funde aus dem Mittelalter hingegen sind reichlich vorhanden. So zum Beispiel die unter der Kirche liegende Mauer des zuvor dort platzierten Baus. Von der ältesten Steinkirche im Zürcher Oberland soll sie angeblich übriggeblieben sein. Ausserdem lassen Gräber und Grabbeigaben wie Waffen und Schmuck auf die Besiedlung im frühen Mittelalter schliessen.

Natürlich ernährten sich die Bewohner der Region in dieser Zeit hauptsächlich von der Landwirtschaft. Auch einige Handwerker muss es gegeben haben. Das Leben war nicht einfach, denn die Klöster kassierten die Zehntenabgaben und die waren nicht niedrig. Es gab keine Sozialhilfe, aber die Gemeinde kam dennoch für Bedürftige auf. Die Pfarrei hat im „Almosengenössigen“-Verzeichnis 23 Familien eingetragen, die ohne Unterstützung nicht hätten überleben können. Im 18. Jahrhundert erschlossen sich dann neue Geldquellen durch das Aufkommen der Webereien und Baumwollspinnereien. Das bedeutete, dass vor allem die Frauen in Heimarbeit etwas zum Familienerwerb beitragen konnten.


Ansicht von Bubikon auf Dürnten (März 2010) (Bild: © Roland zh - CC BY-SA 3.0)

Ansicht von Bubikon auf Dürnten (März 2010) (Bild: © Roland zhCC BY-SA 3.0)


Diese neue Erwerbsquelle verebbte mit der Industrialisierung genauso schnell wieder, wie sie aufgekommen war. Das traf 75 % der Bevölkerung, die plötzlich ohne Einkommen dastanden. Der Webstuhlfabrikant Caspar Honegger war für einen Aufschwung des Dorfes im 19. Jahrhundert verantwortlich, denn er brachte wieder Arbeitsplätze in die Gegend und verdreifachte zwischen 1800 und 1910 die Einwohnerzahl. Arbeitskräfte kamen nicht nur aus der Zentralschweiz, sondern auch aus Italien. Das Bild der Gemeinde änderte sich so natürlich.

Die historischen Zeitzeugen und Bauten, die das Ortsbild Dürntens prägen, sollen erhalten bleiben. Dafür setzen sich Denkmalschutz und Heimatpflege ein. Das Gebäude der Landi im Dorfkern ist solch ein Bau. Er hätte eigentlich einem Neubau weichen sollen, das wurde aber erfolgreich verhindert.
Wahrzeichen und gleichzeitig auch das schönste und älteste Gebäude Dürntens ist die reformierte Kirche, die im spätgotischen Stil zwischen 1517 und 1521, also kurz vor der Reformation, erbaut wurde. In Zusammenarbeit mit der Denkmalpflege wurde sie vor Kurzem restauriert. Als „Baudenkmal von nationaler und kantonaler Bedeutung“ wurde sie vor allem wegen der mit Flachschnitzerei verzierten Holzdecke und der Blumenmalerei im Chor bezeichnet. Und darauf sind die Dürntner mit Recht stolz und wissen, dass eine Renovation, wie sie dort durchgeführt wurde, sicher spannend ist.

Auch aussen wurde das Bauwerk bereits renoviert, aber schon 1952. Seitdem ist allerdings auch schon wieder viel passiert, wie zum Beispiel ein schwerer Hagelsturm im Jahr 1957, der zu Schäden führte, das Dach stark in Mitleidenschaft zog und eine baldige Reparatur nötig machte. Von 1979 bis 1981 wurde dann der Innenraum der Kirche erneuert, wobei man die Empore zurückbaute. Ornament- und Quadermalereien um die Fenster und Deckenmalereien im Chor wurden dabei nicht nur entdeckt, sondern auch wieder freigelegt, sodass man sie jetzt wieder bestaunen kann. Nachdem Taufstein und Kanzel restauriert wurden, wurde die Kanzel versetzt, beide Objekte wurden 1628 gefertigt und mit reichen Verzierungen versehen.

Die Orgel im Chor wurde ausgebaut und eine neue Orgel ziert nun die Empore als ganzer Stolz der Kirche. Über 7 Register und insgesamt 952 Pfeifen weist sie auf. Der damals neu in der Schweiz tätige Jean Marie Tricoteaux war für die Intonation verantwortlich und folgte dabei dem Vorbild der historischen Orgel aus Valendas im Bündnerland, die 1737 gebaut wurde. Auch die Dürntner Orgel wurde renoviert und nachintoniert – und zwar anno 2006 – was jetzt wieder eine Wiedergabe klassischer, barocker und moderner Musikstücke möglich macht.

Im Jahr 2008 wurde die Fassade gereinigt und neu angestrichen, das Kirchendach geputzt und kaputte Ziegel wurden ersetzt, Moos wurde entfernt. Auch die Fenster benötigten Reparaturen wie zum Beispiel neue Bleifassungen. Teile der Kirchturmuhr bekamen eine neue Vergoldung, die auch den Wetterfahnen und Turmkugeln zugutekam. Die Kugeln enthielten Münzen, Briefmarken und Berichte von 1909, 1930 und 1952, mit denen jetzt auch Münzen und Fotos der heutigen Zeit zusammen in den Kugeln ruhen.

 

Oberstes Bild: © Berger – CC BY-SA 3.0

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