Chronische Erschöpfung – neue Forschungsergebnisse
Fühlen Sie sich auch häufig müde und abgeschlagen? In der Regel ist das die Folge von zu viel Arbeit, Hektik, Stress und Dauerbelastung. Mit einer besseren Lebensweise verschwindet das Phänomen in der Regel. Kritisch wird es, wenn die Erschöpfung chronisch wird und sich trotz Gegenmassnahmen keine Besserung einstellen will. Dann lohnt es sich, vielleicht auch tiefer zu suchen.
Das chronische Erschöpfungssyndrom (Chronic Fatigue Syndrom = CFS) wird mittlerweile als Zivilisationskrankheit angesehen. Immer mehr Menschen leiden unter dem komplexen Krankheitsbild, dessen Ursachen bisher weitgehend unbekannt sind. Forscher der Cornell University haben vor kurzem jedoch auffällige Veränderungen im Mikrobiom des Darms sowie Entzündungsmarker im Blut ent-deckt, die eine wichtige Rolle spielen.
Wenn Müdigkeit nicht mehr aufhört
Als Leitsymptom des CFS gilt eine mindestens sechs Monate andauernde oder rezidivierende Müdigkeit sowohl psychischer als auch mentaler Natur, die in dem Masse erhöht ist, dass sie die Begleitsymptome dominiert. Auch Schlafstörungen, Kopf- und Gliederschmerzen, schmerzhaft geschwollene Lymphknoten sowie Konzentrationsschwierigkeiten sind Beschwerden, die auftreten können.
Als besonders gefährdet gelten Personen, die „auf der Überholspur“ leben und einen ungesunden Lebensstil pflegen. Auch bestimmte Berufsgruppen wie Ärzte, Krankenschwestern, Geistliche oder Lehrer weisen ein erhöhtes Risiko auf. CFS kann auch infolge eines Burnouts entstehen.
Schwierige Diagnose
Bislang gibt es keine eindeutigen Verfahren, die eine exakte Diagnose liefern. Anhand der Anamnese muss der Arzt andere Krankheiten wie etwa Anämie, eine Schilddrüsenunterfunktion oder Diabetes ausschliessen. Den Amerikanern ist es nun in Studien gelungen, CFS in Stuhl- und Blutproben von Betroffenen zu erkennen. Dabei untersuchten sie die mikrobielle DNA, um herauszufinden, welche Bakterienarten die Darmflora von CFS-Patienten besiedeln.
„Unsere Untersuchung zeigte, dass die Darmflora bei Patienten mit chronischem Müdigkeitssyn-drom deutlich verarmt war, was möglicherweise zu Magen-Darm-Erkrankungen und Entzündungskrankheiten wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa führt“, so Maureen Hanson, eine der Autorinnen er Studie.
Vor allem Bakterien, die als entzündungshemmend gelten, waren in deutlich geringerer Anzahl vorhanden. Zur gleichen Zeit haben die Wissenschaftler erhöhte Werte für die getesteten Entzündungsmarker im Blut entdeckt. Sie gehen davon aus, dass Bakterien unter Umständen durch eine undichte Darmschleimhaut in den Blutkreislauf gelangen und dort eine Immunreaktion hervorrufen.
Was war zuerst da?
Bislang ist jedoch nicht bekannt, ob es sich beim veränderten Mikrobiom um eine Ursache oder vielmehr die Folge der Krankheit handelt. In Zukunft könnte man dieses Verfahren jedoch als Ergänzung zu anderen nicht-invasiven diagnostischen Methoden verwenden. „Wenn man herausfindet, wie sich die Zusammensetzung der Darmflora auf den Patienten auswirkt, könnte man eine Ernährungsweise mit Präbiotika sowie Probiotika entwickeln, die die Therapie unterstützen“, so Dr. Ludovic Giloteaux.
Artikel von: medicalpress.de
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