Amnesty International: Unhaltbare Zustände in Marikana

Die internationale Menschenrechts-Organisation weist auf weiterhin unhaltbare Zustände in der südafrikanischen Platinmine Marikana hin. Die Arbeiter dort müssten auch weiterhin im Elend leben. Vor vier Jahren war es wegen der Zustände zu Arbeiterprotesten gekommen, die von der Polizei blutig niedergeschlagen wurden. Der britische Minenbetreiber Lonmin habe danach offenbar kaum etwas  unternommen, für angebrachte Wohnungen und Häuser zu sorgen.

Die Situation in Marikana ist im neuen Bericht von Amnesty International nachzulesen: „Smoke and mirror: Lonmin’s failure to address housing conditions at Marikana“ – auf Deutsch: „Rauch und Spiegel. Die Unterkunftsbedingungen in Marikana und das Versagen von Lonmin“. Wir geben hier wesentliche Kernaussagen des Reports wieder.


Bildergruppe: Platinmine Marikana


Keine Verbesserungen trotz Verpflichtung

„Der britische Platin-Gigant Lonmin Plc hat immer noch keine adäquaten Wohnungen für seine Arbeiter in Marikana bereitgestellt. Für die rund 20‘000 Minenarbeiter in Marikana hat sich wenig verbessert. Viele von ihnen leben immer noch unter elenden Bedingungen, obwohl sich das Unternehmen rechtlich dazu verpflichtet hatte, mehr Häuser zu bauen.

Die blutige Niederschlagung der Arbeiterproteste und Streiks, die 2012 zum Tod von 34 Arbeitern führten, haben Lonmin offenbar nicht zum Umdenken bewogen. 2012 lebten Tausende von Lonmin-Angestellten unter erbärmlichen Umständen in improvisierten Siedlungen rund um die Platinmine. Lonmin war die Situation sehr wohl bewusst.

Das Unternehmen hatte sich 2006 mit einem Arbeits- und Sozialplan (SLP) dazu verpflichtet, 5‘500 Häuser für seine Arbeiter zu bauen. Barackenartige Herbergen sollten zudem bis 2011 zu anständigen Wohnungen für Alleinstehende und Familien umgebaut werden. Doch bis 2011 hatte das Unternehmen erst drei Vorzeigehäuser errichtet und 60 von 114 Herbergen umgebaut.



Keine wirkliche Absicht für Veränderung

Und noch heute hat sich wenig verbessert. Amnesty hat die Verantwortlichen von Lonmin 2016 in Interviews und auch schriftlich dazu aufgefordert, zu erklären, was sie zur Verbesserung der Situation zu tun gedenken. Das Unternehmen gab zu, dass 13‘500 Arbeiter immer noch keine formelle Unterkunft erhalten haben. Lonmin brachte gleichzeitig eine Reihe widersprüchlicher und in einigen Fällen auch falscher Entschuldigungen vor. Irreführende Aussagen wurden auch gegenüber Aktionären in den Nachhaltigkeitsberichten des Unternehmens gemacht.

Die Verantwortlichen von Lonmin erklärten gegenüber Amnesty International, dass die Firma nicht die Absicht habe, die versprochenen 5‘500 Häuser zu bauen. Dies obwohl sich die Firma 2006 formell dazu verpflichtet hatte. Lonmin arbeitet derzeit unter einem neuen SLP für 2014-2018. Obwohl auch hier zwei Initiativen zur Verbesserung der Wohnsituation aufgeführt sind, hat die Firma bis Mitte 2016 kaum Fortschritte erzielt. Die finanzielle Beteiligung an den Vorhaben müsse aufgrund der Wirtschaftslage neu ausgehandelt werden, erklärt die Firma.“

 

Artikel von: Amnesty International – Schweizer Sektion
Artikelbild: © Amnesty International

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