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Studie zu Cannabis-Konsum: Erfolgreiche Strategien zur Selbstregulation

Um den Konsum von Cannabis zu begrenzen, wendet eine grosse Mehrheit von Cannabis-Konsumierenden erfolgreich Strategien zur Selbstregulation an. Dies zeigen die Ergebnisse einer Studie, die vom Institut für Psychologie der Universität Bern im Auftrag der Direktion für Bildung, Soziales und Sport (BSS) durchgeführt wurde.

An der Fragenbogenstudie haben sich insgesamt 1060 Personen beteiligt.

Der Cannabis-Konsum ist in der Schweiz weit verbreitet – rund ein Drittel der Bevölkerung hat schon einmal im Leben Cannabis konsumiert. Der überwiegende Teil konsumiert ohne negative gesundheitliche und soziale Probleme. Wie gelingt diesen Menschen der selbstverantwortliche Umgang mit Cannabis? Um diese Frage zu beantworten, führte das Institut für Psychologie unter der Studienleitung von Prof. Dr. Hansjörg Znoj eine Fragenbogenstudie durch. Dazu wurden rund 6000 zufällig ausgewählte Haushalte in der Stadt Bern angeschrieben – 762 Personen haben den Fragebogen vollständig ausgefüllt (Rücklaufquote: 12,7 Prozent). Zudem haben etwa 300 interessierte Personen an der Studie teilgenommen, welche über andere Medien auf die Studie aufmerksam wurden.



Erfolgreiche Selbstregulation dient der Gesundheit

Wie die Studie zeigt, setzt eine grosse Mehrheit der befragten Konsumierenden zur Begrenzung ihres Konsums Strategien zur Selbstregulation ein. Sie tun dies unabhängig von Geschlecht, Alter und Ausbildung und setzen dabei auf eine Vielzahl von Strategien, wie beispielsweise das Vermeiden des Konsums vor wichtigen Aufgaben, vor der Arbeit, der Schule oder dem Autofahren. Und sie tun dies mit Erfolg: Wer häufiger Strategien zur Selbstregulation anwendet, konsumiert insgesamt seltener, geringere Mengen und mit weniger Anzeichen von Abhängigkeiten. Zudem scheint der Gesundheitszustand derjenigen Konsumierenden besser zu sein, die Strategien zur Selbstregulation einsetzen: Häufiger Einsatz von Strategien zur Selbstregulation geht im Durchschnitt mit einer besseren subjektiven Gesundheit einher.

Für Studienleiter Prof. Dr. Hansjörg Znoj vom Institut für Psychologie der Universität Bern ist klar: „Diese Zusammenhänge, die wir mit der Studie nachweisen können, sind stark und es lässt sich gestützt darauf festhalten, dass die protektiven Verhaltensstrategien ein effektives Instrument sind, um den Konsum selbstverantwortlich zu regulieren.“

Mehrheit gegen aktuelle Verbotspolitik

Befragt wurden die Teilnehmenden auch zu ihrer persönlichen Einstellung zum gesellschaftlichen Umgang mit Cannabis. Wenig sinnvoll erachten sowohl Konsumierende als auch Nicht-Konsumierende die aktuelle Politik mit einem generellen Verbot der Substanz. Die Zustimmungswerte betragen tiefe 1.3 Punkte (auf einer Skala von 1 bis 4). Ähnlich tiefe Zustimmungswerte ergeben sich für die völlige Freigabe des Konsums (1.8 Punkte). Vielmehr befürworten die Befragten gezielte regulatorische Massnahmen wie den Verkauf von Cannabis über Spezialgeschäfte mit geschultem Personal (3.3 Punkte), Werbeverbote (3.4 Punkte) oder eine strikte Altersbegrenzung (3.5 Punkte).

Erkenntnisse für das Cannabis-Pilot-Projekt

Für Gemeinderätin Franziska Teuscher hat die Studie wichtige Erkenntnisse geliefert, die auch in den derzeit blockierten Pilotversuch zum kontrollierten Verkauf von Cannabis einfliessen sollen: „Der überwiegende Teil der Konsumierenden hat dank Verhaltensstrategien zur Selbstregulation einen unproblematischen Umgang mit Cannabis.“ Obschon ein grosser Teil der Konsumierenden von Cannabis ihren Konsum im Griff hat, können mit einem neuregulierten Zugang zu Cannabis jene Konsumierenden mit einem problematischen Umgang besser erreicht werden.

Sozialdirektorin Teuscher sagt: „Wir müssen die Verbotspolitik beenden und unseren Fokus auf diejenigen Menschen legen, die einen problematischen Umgang mit Cannabis an den Tag legen. Ihnen sollten wir mit Beratung, Präventions- und Unterstützungsangeboten zur Seite stehen. Diese Risikogruppe erreichen wir besser, wenn wir Cannabis kontrolliert verkaufen dürfen.“ Sie ist zuversichtlich, dass das neue eidgenössische Parlament den Weg für die kontrollierte Abgabe von Cannabis zu Genusszwecken im Rahmen von Forschungsstudien ebnet, so dass die Universität Bern mit der Stadt Bern den Pilotversuch starten kann.

 

Quelle: Stadt Bern
Titelbild: Lumppini – shutterstock.com

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