Kanton Bern: Straftaten 2019 gestiegen
Die polizeiliche Kriminalstatistik 2019 weist zum ersten Mal seit sechs Jahren wieder einen Anstieg der Straftaten gemäss Strafgesetzbuch aus.
Wie bereits im Vorjahr sind die Fallzahlen im komplexen Bereich der Cyberkriminalität angestiegen. Erfreulich ist, dass die Aufklärungsquote auch bei gestiegenen Deliktszahlen wiederum erhöht werden konnte.
Im Kanton Bern sind in der polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) für das Jahr 2019 gesamthaft 69’104 (Vorjahr: 64’863) strafrechtlich relevante Handlungen erfasst worden. Dabei entfällt die überwiegende Mehrheit der Straftaten auf das Strafgesetzbuch (StGB), namentlich sind dies 78,1% (53’942). Weitere 17,4% (12’043) der Straftaten betreffen das Betäubungsmittelgesetz (BetmG) und 4,5% (3’119) das Ausländer- und Integrationsgesetz (AIG).
Im Bereich des Strafgesetzbuches musste erstmals seit sechs Jahren eine Zunahme der Straftaten verzeichnet werden, konkret um 8%. Dies ist in erster Linie mit dem Anstieg bei den Vermögensdelikten – der zahlenmässig mit Abstand grössten Deliktskategorie – zu begründen. Gleichzeitig konnte in diesem Bereich aber auch die Aufklärungsquote erhöht werden.
Aufklärungsquote bei Einbruchdiebstahl deutlich erhöht
Nicht selten gestaltet sich die Verfolgung von Straftaten, insbesondere beispielsweise im Vermögensbereich, sehr komplex. Nichtsdestotrotz gelang es 2019, seit der schweizweiten Einführung der einheitlichen polizeilichen Kriminalstatistik, im Bereich des Strafgesetzbuches mehr Fälle denn je zu klären. Bezüglich Einbruchdiebstahl konnte die Aufklärungsquote gar um 8% auf 24,7% erhöht werden. Im letzten Jahr wurde also fast in jedem vierten Fall eines Einbruchdiebstahls die Täterschaft ausfindig gemacht. „Ein erfreuliches Resultat, wenn man bedenkt, dass die Ermittlungsarbeiten massgeblich dadurch erschwert werden, dass häufig ausländische Tätergruppierungen in kurzen Zeitintervallen und in wechselnden Zusammensetzungen agieren“, so der Kommandant Stefan Blättler.
Zahl der Vermögensdelikte gestiegen
Die Zunahme bei den Delikten gegen das Vermögen beläuft sich gesamthaft auf 7%; dies entspricht 2’676 Straftaten mehr (total 38’876) als im Vorjahr. Der Anstieg lässt sich hauptsächlich darauf zurückführen, dass bei den Diebstählen – sie stellen mit 41,6% die prozentual grösste Deliktskategorie der Vermögensdelikte dar – 1’468 Delikte mehr (+10%, total 16’153 Straftaten) registriert wurden. Insbesondere wurden mehr Ladendiebstähle (+521, total 3’510 Straftaten), Diebstähle aus Fahrzeugen (+208, total 815 Straftaten) und Trickdiebstähle (+71, total 323 Straftaten) verzeichnet.
Cyberkriminalität weiter steigend
Was die weiteren Vermögensdelikte betrifft, so haben die Fallzahlen in den Deliktskategorien Betrug (+6%), betrügerischer Missbrauch einer EDV-Anlage (+32%) sowie unbefugtes Eindringen in ein Datensystem (+86%) neuerlich zugenommen. Auch bei der Geldwäscherei wurde ein nochmaliger starker Anstieg (+53%) registriert. Diese Zunahmen sind allesamt klar auf die nach wie vor steigende Tendenz bei der Cyberkriminalität zurückzuführen. Ebenso betreffen die Fälle von Pornografie (+84%) zu einem grossen Teil Delikte, die im Internet oder mit digitalen Instrumenten verübt werden. Vorwiegend handelt es sich hier um Fälle, in denen verbotene pornografische Filme aus dem Internet per Smartphone weitergeleitet beziehungsweise hochgeladen werden. Oftmals haben sich dabei auch Jugendliche strafbar gemacht. Darüber hinaus konnten im letzten Jahr mehrere grosse Fälle von Cyberkriminalität aufgeklärt werden.
„Diese Entwicklungen widerspiegeln, dass wir unsere Bemühungen bei der Bekämpfung von Straftaten im Cyberbereich weiter intensiviert haben. Der ressourcenintensive Bereich wird uns auch weiterhin stark fordern, sowohl bei der Strafverfolgung als auch bei den präventiven Massnahmen“, erklärt der Kommandant Stefan Blättler.
Zunahme bei den Gewaltstraftaten
Nach einem Rückgang der Gewaltdelikte im Vorjahr musste nun ein Anstieg um 12% (+483, total 4’524 Straftaten) verzeichnet werden. Ausgehend vom Total aller Gewaltstraftaten (4’524 Straftaten) beträgt der Anteil der schweren Gewaltdelikte 3,3%. Darunter fallen neben den Tötungsdelikten (3 vollendet / 8 versucht, Aufklärungsquote 100%) beispielsweise auch die schweren Körperverletzungen. Diese sind im letzten Jahr erneut gestiegen (+20, total 65 Straftaten). Auch im Bereich der minderschweren Gewalt musste eine Zunahme der Fallzahlen (+14%, total 3’264 Straftaten) festgestellt werden, wobei insbesondere in den Kategorien Raub (+25%,
+47 Straftaten), einfache Körperverletzung (+12%, +71 Straftaten) sowie Gewalt und Drohung gegen Behörden und Beamte (+42%, +185 Delikte) deutlich mehr Fälle erfasst wurden. Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, wird der Schwerpunkt „Gewalt im öffentlichen Raum“ auch in diesem Jahr weitergeführt.
Zahl der minderjährigen Verzeigten gestiegen
Insgesamt wurden im letzten Jahr 15’860 Personen zur Anzeige gebracht, ein leichter Anstieg im Vergleich zum Vorjahr. Besonders oft fallen nach wie vor junge Männer zwischen 18 und 24 Jahren polizeilich auf. Bei den minderjährigen Beschuldigten, die gegen das Strafgesetzbuch verstossen haben, musste zum wiederholten Mal in Folge eine Zunahme (+7,6%, total 1’146 Beschuldigte) festgestellt werden. Weiter haben deutlich mehr Mädchen (+28,4%, total 95 Beschuldigte) Straftaten gegen das Betäubungsmittelgesetz begangen.
Mehr Straftaten gegen AIG, Betäubungsmitteldelikte stabil
Der Anstieg beim Ausländer- und Integrationsgesetz (+17%, total 3’119 Straftaten) ist in erster Linie auf mehr Missachtungen von Ein- und Ausgrenzungen (+330 Straftaten) sowie mehr rechtswidrige Einreisen (+80 Straftaten) und Aufenthalte (+107 Straftaten) zurückzuführen.
Im Jahr 2019 wurden fast gleich viele Widerhandlungen gegen das Betäubungsmittelgesetz verzeichnet wie im Jahr zuvor. Insgesamt 12’043 Delikte mussten rapportiert werden. Während in den Bereichen Anbau/Herstellung (-18%) und Schmuggel (-29%) Rückgänge registriert wurden, kam es beim Betäubungsmittelhandel zu einem Anstieg der Delikte um 9%.
Quelle: Kantonspolizei Bern
Titelbild: Symbolbild © Kantonspolizei Bern