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Kollision mit dem E-Bike mehrheitlich nicht von E-Bikern verursacht

Im letzten Jahr haben sich 355 Personen bei E-Bike-Unfällen schwer verletzt, 11 Personen verloren ihr Leben. Mehr als die Hälfte der schweren Verletzungen geht auf einen Selbstunfall zurück, doch auch Kollisionen sind häufig.

Eine Auswertung der BFU zeigt, dass über die Hälfte aller schweren Kollisionen von anderen Verkehrsteilnehmenden verursacht wird. E-Bikes werden dabei häufig übersehen oder zu spät wahrgenommen.

Der E-Bike-Boom ist ungebrochen. Noch immer werden jedes Jahr mehr E-Bikes verkauft. Damit gehen auch mehr Unfälle einher: 2019 gab es 355 schwer verletzte E-Bike-Fahrerinnen und -Fahrer – ein neuer Höchststand. Elf E-Bike-Unfälle endeten tödlich.

Drei Fünftel dieser schweren Verletzungen passieren bei Schleuder-/Selbstunfällen, zwei Fünftel bei Kollisionen. Die Unfallprotokolle der Polizei zeigen: Von diesen Kollisionen wird nur gut jede dritte von der Person auf dem E-Bike verursacht. Bei mehr als der Hälfte (55 Prozent) ist eine andere beteiligte Person allein für die Kollision verantwortlich. In den restlichen Fällen trifft beide eine Mitschuld.

E-Bikes werden übersehen und falsch eingeschätzt

„Der häufigste Grund für eine Kollision ist die Missachtung des Vortritts“, erklärt Daniel Morgenthaler, E-Bike-Experte bei der BFU. Dabei nähmen die Kollisionsgegner den E-Bikern häufiger den Vortritt als umgekehrt, so Morgenthaler weiter.

„Andere Verkehrsteilnehmende haben mitunter Mühe, die Geschwindigkeit von E-Bikes richtig einzuschätzen.“ Ein Grund dafür: Auf den ersten Blick ist ein E-Bike kaum von einem herkömmlichen Velo zu unterscheiden. Ausserdem übersehen andere Verkehrsteilnehmerinnen und -teilnehmer E-Bikes oft oder nehmen sie zu spät wahr – dieses Problem besteht auch bei anderen Velos, Motorrädern und Mofas. Zweiradfahrer können ihr Unfallrisiko daher senken, indem sie jederzeit mit Fehlern von anderen Verkehrsteilnehmenden rechnen und entsprechend defensiv fahren.

Ein weiterer möglicher Risikofaktor sowohl für Kollisionen als auch für Selbstunfälle: Der E-Bike-Fahrer oder die E-Bike-Fahrerin unterschätzt den eigenen Anhalteweg. Aufgrund der höheren Geschwindigkeiten auf dem E-Bike bleibt auch weniger Zeit, um auf Unvorhergesehenes zu reagieren. Deshalb ist es sehr wichtig, mit dem E-Bike defensiv und vorausschauend zu fahren. Bessere Sichtbarkeit hilft ebenfalls: Auf dem E-Bike empfiehlt sich das Fahren mit Licht und das Tragen einer Leuchtweste – auch am Tag. Die BFU setzt sich ausserdem dafür ein, dass auch auf „langsamen“ E-Bikes (Tretunterstützung bis 25 km/h) ein Velohelm-Obligatorium eingeführt wird. Auf schnellen E-Bikes (Tretunterstützung bis 45 km/h) ist der Helm bereits Pflicht.

Kampagne „Je schneller das E-Bike, desto länger der Bremsweg“

Um für das Thema E-Bike und insbesondere für den längeren Bremsweg zu sensibilisieren, setzen die BFU und die AXA ihre Kampagne fort. Diese beinhaltet unter anderem die folgenden Tipps für eine sichere Fahrt auf dem E-Bike:

• Defensiv und vorausschauend fahren
• Längeren Bremsweg einrechnen
• Sich sichtbar machen – auch am Tag
• Helm tragen
• Beim Kauf: passende Tretunterstützung wählen und ABS prüfen

E-Bike-freundlichere Strassenplanung

Die Sicherheit der E-Bike-Fahrerinnen und E-Bike-Fahrer hängt aber noch von weiteren Aspekten ab. Die BFU weist in ihren Sicherheitsdossiers und Berichten auf eine Vielzahl wirksamer Massnahmen hin – zum Beispiel eine umfassende Strassennetzplanung zugunsten des Velo- und E-Bike-Verkehrs, velofreundliche Kreuzungen, tiefe Geschwindigkeitslimits auf Strassen innerorts und die Überprüfung von Normen hinsichtlich ihrer E-Bike-Tauglichkeit.

 

Quelle: Beratungsstelle für Unfallverhütung
Titelbild: moreimages – shutterstock.com