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Wetter: „Der grössere Wirbel steuert immer den Kleineren“

…besagt eine Regel aus der synoptischen Meteorologie und bei der Wettervorhersage. Und diese Regel scheint heute und in den nächsten Tagen sehr gut zuzutreffen.

Was es damit auf sich hat, erfahren Sie im heutigen Blog.

Heute und in den nächsten Tagen hat uns eine Südwestströmung fest im Griff. Sie führt sommerlich warme, aber immer wieder auch feuchte und instabile Gewitterluft zur Schweiz. Auslöser hierfür ist, wie in einem früheren Blog bereits angedeutet, ein umfangreicher Höhentrog über dem Nordostatlantik. Dieser soll sich in den nächsten Tagen kaum verlagern. Damit etabliert sich an dessen Ostseite über dem Alpenraum eine beständige Südwestströmung.

Beständig oder unbeständig?

So beständig die grossräumige südwestliche Strömung berechnet wird, so unbeständig verläuft aller Voraussicht nach das Wetter dazu.


Animation der 12-stündigen Niederschlagsmenge (blau eingefärbt) nach dem europäischen IFS-Modell für die kommende Woche von Sonntag, 26.06.2022 bis Samstag, 02.07.2022.


Die Niederschlagsprognose nach dem europäischen IFS-Modell des ECMWF lässt es erahnen: Stabile, trockene Phasen werden in der letzten Juniwoche nur von vorübergehender Dauer sein. Immer wieder sollen Zonen tieferen Luftdrucks von Westen und Südwesten her auf uns übergreifen. Damit verbunden steigt in der feuchten und instabilen Luftmasse die Schauer- und Gewitterbereitschaft deutlich an.

Langwelle und Kurzwelle

Der für uns primär wetterbestimmende Höhentrog über dem Nordostatlantik ist ein so genannter Langwellentrog. Er ist auf der folgenden Animation als grosses, mit Pink bis Ocker eingefärbtes Gebiet zu erkennen. Die zugehörigen Isohypsen (schwarze Linien) laufen um diesen Langwellentrog herum und die grossräumige Strömung folgt diesen Isohypsen bei Trögen im Gegenuhrzeigersinn. Die Strömung kommt damit aus Südwesten bei uns in der Schweiz an (Südwestwetterlage).


Höhenwetterkarte in der mittleren Troposphäre in etwa 5.5 Kilometer Höhe. Pink/Ocker zeigt relativ kältere Luft in Höhentrögen, Weiss/Hellblau relativ wärmere Luft in Höhenrücken. Animation nach dem europäischen IFS-Modell für die kommende Woche von Sonntag, 26.06.2022 bis Samstag, 02.07.2022.


Doch nicht nur der grosse Langwellentrog ist für unser Wetter entscheidend. Bei genauerem Hinsehen laufen um diesen Langwellentrog einige kleinere Randtröge (oder auch Sekundärtröge genannt). Sie sind in ihrer Ausdehnung kleiner und damit ist auch ihre Wellenlänge kleiner. Folglich werden sie als Kurzwellentrog bezeichnet. Diese Kurzwellentröge werden stärker von der Hintergrundströmung beeinflusst und wandern mit der grossräumigen Strömung um ihre grösseren Brüder, den Langwellentrögen. Oder anders gesagt: „Der grössere Wirbel steuert immer den Kleineren“, womit diese Regel aus der synoptischen Meteorologie in den nächsten Tagen einmal mehr bestätigt wird.

Nur vorübergehend ruhiger

Genau die angesprochenen Kurzwellentröge sind es, die aus der beständigen Südwestströmung in den nächsten Tagen eine unbeständige und tiefdruckbestimmte (zyklonale) Südwestwetterlage machen. Nähern sich die Randtröge dem Alpenraum, sorgen sie in einigermassen regelmässigen Abständen für Hebungsprozesse und damit für die Auslösung entweder von teils kräftigen Gewittern oder von mitunter länger anhaltenden gewittrigen Niederschlägen.


Abziehende Wolkenfelder und flache Nebelfelder unten im Tal, fotografiert am Sonntagmorgen in Schwendibach BE. Bild: Meteomeldungen/App.


Von dem unbeständigen Wetter war zumindest am Sonntagvormittag noch nicht viel zu spüren. Der Tag startete ruhig, die Wolkenfelder der nächtlichen Schauer zogen nach Nordosten ab und Frühnebelfelder lösten sich tagsüber rasch auf.


Auch die Heissluftballone nutzten die ruhigen und heiteren Morgenstunden, so wie hier in Château-d’Oex VD. Bild: Meteomeldungen/App.


In den oberen und grösseren Alpentälern kam mit der südwestlichen Höhenströmung und leicht höherem Luftdruck südlich der Alpen etwas Föhn auf. Korrespondierend dazu stauten sich am Alpensüdhang teilweise Wolken. Sonst gab es meist sonniges Wetter und die Temperatur stieg auf schwülwarme 23 bis 30 Grad. Nur im Jura und in der Nordwestschweiz zogen in der ersten Tageshälfte Schauer- und Gewitterreste von Frankreich her durch.


Föhnstimmung über dem Haslital mit Blick von Hasliberg (Alpen Tower) nach Süden. An der Windfahne ist zügiger Südwind zu erkennen, über den Bergen haben sich die typischen Föhnfische (Linsenwolken) gebildet. Bild: alpentower.roundshot.com


Kein Südstau, sondern aufgelockerte Bewölkung und bestes Freizeitwetter im Val Poschiavo. Bild: A. Tobler


Kräftige Gewitter erwartet

In der schwülwarmen und sehr labilen Luftmasse lassen die nächsten Schauer und Gewitter nicht lange auf sich warten. Bereits am Sonntagabend und in der Nacht auf Montag streift uns aus Westen ein nächster (etwas unscheinbarer) Kurzwellentrog. Dieser dürfte vor allem in den westlichen Landesteilen einige, teils heftige Gewitter auslösen. Weiter östlich sollte der schwache Föhn vorerst noch meist für Ruhe und Entlastung sorgen. Doch auch diese wird nicht lange halten, drohen am Montagnachmittag und -abend auch in der Zentral- und Ostschweiz teils unwetterartige Gewitter.


Animation der erwarteten Niederschlagsstärke (in dBz) nach dem COSMO1-Modell von Sonntag, 26.06.2022, 17:00 Uhr bis Montag, 27.06.2022, 05:00 Uhr.


MeteoSchweiz-Outlook für die Gefahr teils heftiger Gewitter, gültig für den Sonntagabend und für die Nacht auf Montag. Zu finden auch auf unserer Webseite oder in der MeteoSwiss App.


Titelbild: Am Sonntagmorgen wurden Frühaufsteher in der Ostschweiz belohnt: Morgenrot in Ricken SG.

 

Quelle: Bundesamt für Meteorologie MeteoSchweiz
Titelbild: Meteomeldungen/App

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