Online Anlagebetrug - Vorsicht vor versprochenen Renditen (Video)
Die Zahl der Betrugsopfer und die Schadenssumme im Zusammenhang mit Online Anlagebetrug (OAB) in der Schweiz wächst jährlich stark.
Gleichzeitig ist die Dunkelziffer sehr hoch. Viele Anbieter locken im Internet mit aussergewöhnlich hohen Renditen bei angeblich geringem Risiko.
Die Betrugsmasche
Die Täterschaft erstellt qualitativ hochwertige Websites von fiktiven Investmentfirmen, die vermeintlich Investitionen in Kryptowährungen, Öl, Aktien, etc. anbieten. Den Geschädigten wird ein Handel mit diesen Produkten vorgegaukelt, der in Wirklichkeit nie stattfindet. Häufig enthalten die Domain-Namen Begriffe wie „capital“, „trade“, „finance“, „bank“ oder „investment“.
Phase 1: Anlocken durch Werbung oder Kontaktaufnahme
Die Täter nutzen verschiedene Methoden, um potenzielle Betrugsopfer zu ködern. Am häufigsten werden in sozialen Netzwerken oder Online-Newsportalen breit gestreute Werbeanzeigen für fiktive Investmentfirmen geschaltet. Als Aushängeschild dienen häufig missbräuchlich verwendete Bilder und Videos von Prominenten, die zunehmend mit Hilfe künstlicher Intelligenz manipuliert werden (sogenannte Deepfakes). Über die betrügerische Werbung gelangen die Geschädigten oft auf eine Website, die das Erscheinungsbild bekannter Online-Medien (u.a. 20 Minuten, Blick, etc.) imitiert und einen Artikel über eine angeblich neue und lukrative Anlagemethode thematisiert.
Erste Kontaktaufnahmen sind aber auch im Rahmen von privaten Chats auf Online-Dating-Portalen oder sozialen Netzwerken möglich oder erfolgen über ungefragte Kontaktaufnahmen mittels Internettelefonie (sog. VoIP), wobei die Absendernummer von den Betrügern willkürlich gewählt werden können.
Ziel dieser ersten Phase ist es, das Interesse der Betroffenen für die Anlageoption zu wecken.
Phase 2: Kontaktaufnahme durch Anlageberater
Nachdem die potenziellen Opfer sich auf einer solchen Website registriert haben, werden sie innert kurzer Zeit von einem angeblichen Anlageberater kontaktiert und zu einer ersten Investition (in der Regel in der Höhe von 250 Franken) animiert.
Nach dieser Erstinvestition erhalten die Geschädigten Zugang zu ihrem Kundenkonto auf der betrügerischen Anlageplattform. In der Folge werden die Betroffenen oft von ihrem Anlageberater angeleitet, ein Konto bei einem Krypto-Exchanger (Wallet) mit ihrem Namen und Identifikationsdokumenten zu eröffnen. Bei der Einrichtung des Kontos werden sie häufig mittels Fernwartungssoftware (AnyDesk, Teamviewer, etc.) durch den betrügerischen Finanzberater unterstützt.
Phase 3: Vertrauensaufbau
Im Kundenkonto kann die vermeintliche Performance der getätigten Investition verfolgt werden. Mittels manipulierter Börsenkurssoftware wird eine stetige Zunahme des Anlagekapitals vorgetäuscht, was natürlich zu immer weiteren Investitionen motivieren soll. Teilweise werden auch kleinere Beträge an die Geschädigten ausbezahlt, was jedoch nur dazu dient, das Vertrauen in die Plattform und den Anlageberater zu stärken und zu weiteren Investitionen zu verleiten.
Durch geschicktes Vorgehen vermitteln die Betrüger den Geschädigten das Gefühl, sich um ihr Wohlergehen zu sorgen und sie persönlich beraten zu wollen. Die Anlageberater setzen die Geschädigten gekonnt unter Druck, indem sie ihnen beispielsweise vorgaukeln, dass Angebote nur begrenzt verfügbar oder zeitlich befristet seien und sie deshalb schnell neue Investitionen tätigen müssten. Durch das Vertrauensverhältnis zum vermeintlichen Finanzberater werden die Betroffenen auch zunehmend gegen andere Meinungen zu den getätigten Investitionen abgeschirmt.
Phase 4: Die Illusion platzt
Die Geschädigten gehen zu diesem Zeitpunkt davon aus, dass ihre Anlage sehr hohe Renditen abwirft. Wollen sie nun einen Teil des Geldes abheben, werden sie vom Anlageberater mit vielen Ausreden konfrontiert. So wird beispielsweise behauptet, dass ein plötzlicher Crash eine Auszahlung zum jetzigen Zeitpunkt ungünstig mache oder es wird verlangt, dass vor der Auszahlung eine Steuerabgabe oder eine andere Gebühr entrichtet werden müsse. Andere fadenscheinige Vorwände, wie das Einfrieren von Konten wegen Verdachts auf Geldwäscherei oder Terrorismusfinanzierung, werden vorgebracht. Kann das Opfer zu diesem Zeitpunkt nicht zu weiteren Geldzahlungen bewegt werden, wird der Kontakt von den Betrügern abgebrochen.
Recovery Scam: 2. Welle
Nachdem der Kontakt abgebrochen wurde und das Geld verloren ist, werden die Geschädigten oft Monate oder Jahre später von vermeintlichen Firmen kontaktiert, die das verlorene Geld für die Geschädigten zurückholen wollen. Hierbei werden die im vorangegangenen Anlagebetrug geführten Kundenakten weitergegeben. Den Geschädigten wird hier zugesichert, dass sie ihre Gelder zurückerhalten können, wenn sie eine entsprechende Gebühr für die Rückholung bezahlen. Damit wird der Geschädigte ein weiteres Mal ausgenommen.
Was muss ich tun
- Seien Sie immer skeptisch, wenn hohe Renditen bei minimalem Risiko versprochen werden.
- Die Geheimtipps, mit denen in der Werbung oft gelockt wird, sind frei erfunden. Lassen Sie sich davon nicht ködern.
- Wenn Ihre Bank Sie auf das Betrugsrisiko von Zahlungen aufmerksam macht, nehmen Sie dies ernst und vereinbaren Sie gegebenenfalls einen Termin.
- Suchen Sie im Internet nach Bewertungen und Empfehlungen zur betroffenen Plattform. Melden Sie sich bei Unsicherheiten bei Cybercrimepolice.ch.
Ich habe bereits Geld investiert
- Informieren Sie Ihr Finanzinstitut, ändern Sie die betroffenen Passwörter und lassen Sie allfällig involvierte Kredit-/Debitkarten sperren.
- Begeben Sie sich nach telefonischer Voranmeldung zu Ihrer örtlichen Stelle der Kantonspolizei und erstatten Sie Anzeige.
Weiterführende Informationen:
Quelle: cybercrimepolice.ch
Titelbild: Symbolbild © cybercrimepolice.ch