Bericht belegt: Christenverfolgung kommt Genozid nahe

In einigen Teilen der Welt hat die Christenverfolgung ein Niveau erreicht, das der UN-Definition eines Genozids nahekommt. Dies belegen die ersten Ergebnissen eines vom britischen Aussenminister Jeremy Hunt in Auftrag gegebenen Berichts zu diesem Thema wieder.

Im Sommer wird der Schlussbericht erwartet, doch bereits der Zwischenbericht des britischen Aussenministers legt offen: Christen sind die mit Abstand am stärksten verfolgte Glaubensgruppe. Und in manchen Ländern erreicht sie ein Ausmass, das nahe am Völkermord liegt.

Neues Bewusstsein

„Mit dem Aufkommen des IS im Nahen Osten, den seit Jahren andauernden, wiederholten Massakern in Nigeria und den vielen anderen Übergriffen auf Christen in verschiedenen Teilen der Welt und zuletzt in Sri Lanka und Burkina Faso scheint mir, dass den Medien und der Gesellschaft bewusst geworden ist, dass die Verfolgung von Christen kein isoliertes Ereignis, sondern ein Phänomen von dramatischem Ausmass ist“, sagt Philippe Fonjallaz, Leiter von Open Doors Schweiz. „Meistens werden Christen einzig und allein nur wegen ihres Glaubens angegriffen.“

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Einsatz hilft allen

In der Einleitung erklärt Jeremy Hunt, dass es wichtig sei, die Betonung der Verfolgung von Christen nicht über jene anderer Minderheiten zu stellen, sondern ihnen ebenso zu helfen und sie zu unterstützen. „Diese Untersuchung zeigt jedoch einmal mehr auf, dass die Religionsgemeinschaft der Christen die am stärksten betroffene ist und dass Gewalttaten und andere Einschüchterungsversuche gegen Christen immer häufiger auftreten.“ Open Doors beobachtet zudem, dass dort, wo sich durch den Einsatz für die Religionsfreiheit Verbesserungen erzielen lassen, diese allen Glaubensgruppen zugutekommen.

Wann können wir über Völkermord sprechen?

Der Report wurde im Januar vom britischen Aussenminister Jeremy Hunt in Auftrag gegeben. Der Zwischenbericht wurde zwei Wochen nach den Anschlägen in Sri Lanka veröffentlicht.

In Teilen des Nahen Ostens und Afrikas hat das „beträchtliche Ausmass“ der Gewalt und die erklärte Absicht der Täter, die christliche Gemeinschaft auszurotten, dazu geführt, dass wiederum in England mehrere Parlamentarier erklärt haben, dass es sich um Völkermord nach der UN-Definition handelt. Diese besagt, dass Genozid ein Akt ist, „der mit der Absicht begangen wurde, eine nationale, ethnische, rassische oder religiöse Gruppe ganz oder teilweise zu zerstören.“

Eine Beschreibung, die von Aussenminister Jeremy Hunt beim Vorstellen des Zwischenberichts selbst verwendet wurde. Der Bericht wurde in Auftrag gegeben um zu prüfen, „ob die britische Regierung alles in ihrer Macht Stehende tut, um die Betroffenen zu unterstützen oder nicht.“

Politisch korrekte Haltung mitschuldig

„Im Westen hat die politische Korrektheit unser Gewissen einschlafen lassen“, erklärt Hunt. Nicht zuletzt motiviert durch die Schuldgefühle, die kolonialistische Vergangenheit im Westen auslösen. „Was wir in diesem Klima der politischen Korrektheit vergessen haben, ist, dass Christen, die heute verfolgt werden, nichts mit den Kolonialherren der Vergangenheit zu tun haben, sie gehören in der Tat zu den ärmsten Menschen auf dem Planeten.“

Analysen und Statistiken im Bericht zeigen auf, dass ganze Bevölkerungsgruppen von Christen, die historisch in bestimmten Regionen der Welt ansässig waren, aufgrund von genozidartigen Verfolgungen, zu verschwinden drohen. „Im Nahen Osten betrug die christliche Bevölkerung früher etwa 20 Prozent, jetzt sind es 5 Prozent“, nennt Hunt ein Beispiel.

Verfolgung von Christen nimmt weltweit zu

Die jüngsten Zahlen von Open Doors bestätigen, dass die Verfolgung weltweit zunimmt. Im Weltverfolgungsindex 2019 geht die Forschungsabteilung des Hilfswerks mittlerweile von 245 Millionen verfolgten Christen aus. Bei der Verwendung des Begriffs „Verfolgung“ lehnt sich Open Doors an die Definition der Vereinten Nationen an. Das UN-Flüchtlingshilfswerk verweist darauf, dass „eine Bedrohung des Lebens oder der Freiheit aufgrund von Ethnie, Religion, Nationalität [.] in jedem Fall als Verfolgung zu werten ist.“

Dies betrifft jeden neunten Christen auf der Welt, in Asien jeden dritten.

Philippe Fonjallaz bilanziert: „Viele Länder verweigern ihren Bürgern das grundlegende Menschenrecht auf Religions- oder Glaubensfreiheit, obwohl sie die ‚Allgemeine Erklärung der Menschenrechte‘ der Vereinten Nationen unterzeichnet haben. Unsere Regierung in der Schweiz sollte dies zu einer Priorität in ihren diplomatischen Beziehungen machen und anerkennen, dass Diskriminierung aufgrund von Glaubens- und Religionzugehörigkeit ebenso scherewiegend ist wie Diskriminierung aufgrund von Geschlecht, ethnischer Herkunft oder Rasse. Es ist an der Zeit, dass die Welt aufwacht und erkennt, dass Verfolgung jeden Tag geschieht. Jeder, unabhängig von seiner Religion, sollte die Freiheit haben, sie ohne Angst auszuüben.“

 

Quelle: Open Doors Schweiz
Titelbild: michelecaminati – shutterstock.com

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