SBB: Passagiere werden massiv zur Kasse gebeten
von Agentur belmedia
Der Fahrplanwechsel der SBB bringt nicht nur mehr Zugverbindungen und mehr Sitzplätze mit sich, sondern auch massive Preiserhöhungen. Schweizer Bahnpassagiere sollen viel stärker als bisher an den tatsächlichen Kosten des Öffentlichen Verkehrs beteiligt werden. Die Rede ist sogar von 10’000 Franken für ein Erstklass-GA.
SBB-Passagiere bekommen die satten Preisaufschläge bereits jetzt schmerzhaft im Portemonnaie zu spüren. Bahnbillets werden im Schnitt um 5,2 Prozent teurer, Generalabonnements sogar um über 8 Prozent. Kostete eine 1.-Klass-GA bislang 5350.- CHF, beträgt der Preis jetzt neu 5800.- CHF. Der Preis eines 2.-Klass-GA steigt von 3350.- CHF auf 3560.- CHF.
Doch all das kann die tatsächlichen Kosten des ÖV noch lange nicht decken, rechnen Politiker und Sachverständige vor. Derzeit werden die Kosten für den ÖV zur Hälfte von den Kunden getragen, den Rest zahlt der Steuerzahler. Künftig soll der Selbstdeckungsgrad der SBB deutlich erhöht werden, um das Finanzierungsproblem des ÖV zu lösen, fordern Politiker quer durch die politischen Lager.
Kostendeckungsgrad der SBB soll erhöht werden
„Der Bahnfahrer sollte sicher 60 Prozent der Kosten selber tragen“, verlangt Markus Hutter (FDP), Präsident der nationalrätlichen Verkehrskommission, gegenüber der SonntagsZeitung. Auch SVP-Nationalrat Ulrich Giezendanner (AG) bekräftigt: „Wir stellen fest, dass der gesamte Öffentliche Verkehr nicht mehr finanzierbar ist. Der Kostendeckungsgrad muss erhöht werden – und zwar von denen, die fahren.“ (Tele M1)
Zwar will Giezendanner nicht so weit gehen, 10’000 Franken für ein GA zu verlangen. So viel würde ein 1.-Klass-GA nämlich tatsächlich kosten, stellte man die faktisch bezogene Fahrleistung in Rechnung, wie Professor Christian Laesser, Leiter des Forschungszentrums für Tourismus und Verkehr an der Uni St. Gallen, ausgerechnet hat.
Bahnfahrer gegenüber Autofahrern bevorzugt?
Trotzdem sieht Giezendanner Bahnfahrer gegenüber Autofahrern ungerecht bevorzugt. „Wenn ich bedenke, dass ein Autofahrer für die Strecke Olten-Bern nur schon fürs Benzin etwa 24’000 Franken im Jahr ausgeben muss – und wenn ich dann bedenke, dass einer, der mit der Bahn täglich diese Strecke pendelt mit seinem 1.-Klass-GA nur 5800 Franken zahlt, stimmt doch was nicht.“ (AZ)
Sogar die Grünen zeigen sich zu teureren GA bereit. So schlägt der Zürcher Nationalrat Bastien Girod vor, die Bahntarife zu flexibilisieren. Unter anderem ist er für die Einführung eines Vielfahrer-GA, das deutlich mehr kostet als bisher. Im Gegenzug soll es ein günstigeres Flex-GA geben, das nur ausserhalb Stosszeiten gilt.
Ärger bei den SBB-Kunden
Bei den Bahnpendlern dürften die massiven Preiserhöhungen jedenfalls für Ärger und Unverständnis sorgen. Denn schliesslich liegen die SBB-Kunden den Steuerzahlern nicht einfach auf der Tasche, sondern bringen der Allgemeinheit auch grosse Vorteile. So schonen Bahnfahrer die Umwelt und entlasten die Strassen. Erst recht müssen sich die Bahnpassagiere ärgern, wenn der gebotene Service der SBB mit den massiven Preisaufschlägen am Ende nicht Schritt hält.
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