Schweizer Post stärkt Logistikleistungen für Online-Händler
von Olaf Hoffmann
Im schweizerischen Oftringen lagert die Post die Artikel der einzelnen Online-Händler ein und führt den logistischen Aufwand des Bestellversandes durch. Die bestellten Waren werden verpackt, eine Rechnung und der Lieferschein werden beigelegt und die Lieferung geht direkt in den Versand. So haben die Online-Händler mit dem Versand an sich kaum noch eine direkte Berührung und sparen damit jede Menge Aufwand und Zeit.
Service mit Folgen
Der neue Service der Schweizer Post unter der Produktbezeichnung YellowCube fasst auf diese Weise viele logistische Leistungen unter einem Dach zusammen. Das hat Folgen für die Online-Händler. Ein Teil der Lagerhaltung kann an die Post ausgelagert, Verpackungen müssen nicht mehr vorgehalten werden, der Versandprozess lässt sich deutlich beschleunigen. Das ermöglicht es den Online-Händlern, sich zunehmend mehr auf ihr Kerngeschäft, nämlich das Angebot und die Werbung für ihre Produkte, zu konzentrieren.
Unter Umständen können auf diese Weise auch Arbeitsplätze bei den kleinen und mittleren Online-Händlern zurückgefahren werden. Auch wenn das für einzelne Mitarbeiter möglicherweise eine Bedrohung ihres Arbeitsplatzes bedeutet, wird damit dennoch ein Schritt zur Flexibilisierung des Online-Handels getan. Zugleich unterstreicht die Schweizer Post mit YellowCube ihre Kompetenz in Sachen Warenversand.
Die Folgen des noch neuen Angebotes sind vielseitig: Kunden kommen schneller zu ihrer online bestellten Ware, Online-Händler sparen Aufwand, Zeit und manchmal auch Personal und selbst die Retourenabwicklung wird von der Post mit übernommen.
Retourenabwicklung inklusive
Als besonders vorteilhaft für den Online-Handel erweist sich die Tatsache, dass in das neue Angebot YellowCube der Schweizer Post auch das Retourengeschäft mit eingebunden wird. Werden Waren zurückgesandt, kommen diese automatisch auch wieder in Oftringen im Kanton Aargau an. Dort wird die Ware selbst geprüft. Sind keine erkennbaren Beanstandungen ersichtlich, wird die Ware für den Weiterverkauf wieder in den Lagerbereich des entsprechenden Händlers eingeordnet und steht so wieder als Lagerbestand zur Verfügung. Auch das spart den Händlern Zeit und Kosten.
Immerhin ist die Abwicklung von Retouren nicht nur sehr aufwendig, sondern oftmals auch umständlich und teuer. Mehr Übersicht und Komfort bietet das Angebot der Post, die damit den gesamten Logistikprozess fest in einer Hand behält.
Angebot auch über die Schweiz hinaus
Interessant ist YellowCube nicht nur für Online-Händler in der Schweiz. Auch Anbieter aus dem deutschsprachigen Ausland können YellowCube in ihr Logistikkonzept einbinden, sofern sie ihre geschäftlichen Aktivitäten auch auf die Schweiz ausdehnen wollen. Das Prinzip bleibt dabei das gleiche. Händler lagern ihren Warenbestand bei der Post ein, diese übernimmt den Versand und die Retourenabwicklung und sorgt damit für den schnellen Weg der Waren zum Kunden.
Auf diese Weise präsentiert sich die Schweizer Post auch wieder als international agierender Partner für den Online-Handel und stärkt besonders das wirtschaftliche Segment des Binnenhandels auch für Anbieter aus den Nachbarländern.
Was kann die Schweizer Post für das Päckli leisten?
Die Leistungsfähigkeit des Versandzentrums in Oftringen ist zunächst auf etwa 12’000 Artikel täglich eingestellt. Dabei kann die Kapazität innerhalb kurzer Zeit durchaus auch auf das Dreifache gesteigert werden. Dafür stehen derzeit bereits 36’000 Lagerbehälter bereit, die von modernen Robotern bestückt werden können.
Im 2-Schicht-Betrieb sind es derzeit 10 Mitarbeiter und 35 Roboter, die den Logistikprozess für den kleinen und mittleren Online-Handel bewerkstelligen. Spannend ist derzeit, wie das Angebot angenommen wird. Die Zeichen stehen hier recht günstig.
Entscheidend besonders für den kleinen Online-Händler wird allerdings sein, wie sich die Preisstruktur zeigt. Letztlich ist der Online-Handel besonders auch im Versandprozess auf günstige Umgebungsvariablen angewiesen. Besonders in Anbetracht des zunehmenden Preisdrucks, der vor allem vom grossen Online-Handel ausgeht. Immerhin gelingt es fast nur noch Nischenanbietern, langfristig interessante Preise zu gestalten. Wer sich als kleiner Online-Händler gegen die grosse Konkurrenz durchsetzen will, muss mit sehr kleinen Gewinnmargen auskommen. Wenn diese dann noch durch einen ausgelagerten Logistikprozess weiter geschmälert werden, gelangen viele kleine und mittlere Online-Händler an ihre Grenzen.
An dieser Stelle wird sich auch zeigen müssen, welchen Wert das YellowCube-Angebot der Schweizer Post langfristig haben kann. Wenn sich die Post hier vor allem auf kleinere und mittlere Anbieter konzentriert, muss die neue Dienstleistung natürlich auch in das Portfolio dieser anvisierten Kundschaft passen. Aus dieser Sicht bleibt es spannend, wie sich das YellowCube-Päckli-Geschäft der Schweizer Post für den kleinen und mittleren Online-Handel in der Zukunft profiliert.
Oberstes Bild: © Die Schweizer Post – wikimedia.org