Transport von Gefahrgut: Welche Risiken bestehen?

Durch die Schweiz fahren täglich viele Züge, welche Gefahrgut geladen haben. Das Land liegt auf einer wichtigen Nord-Süd-Verbindung und wird daher auch von ausländischem Verkehr durchquert. Benzin, toxische Gase und Chemikalien sind nur einige der Stoffe, die sich auf den Zügen befinden.

Doch wie sieht es mit der Sicherheit aus? Um die Bewohner und die Umwelt zu schützen, müssen die Güterzüge in einem einwandfreien Zustand sein und Schäden müssen sofort erkannt werden. Zudem darf es zu keiner Kollision mit Personenzügen kommen. Um dies zu sichern, sind intensive Zusammenarbeiten mit benachbarten Ländern notwendig.

Die Vorschriften für den Transport

Jedes Jahr werden mehrere Millionen Tonnen an gefährlichen Stoffen auf den Zügen transportiert. Diese Variante zählt zu den sichersten Möglichkeiten, wichtig ist die Einhaltung aller Sicherheitsvorschriften. Der Verkehr unterliegt strengen Sicherheitsauflagen, die Umsetzung muss allerdings regelmässig kontrolliert werden. In der Vergangenheit wurden diese Kontrollen vernachlässigt, wodurch Sicherheitsrisiken entstanden sind.

Im Juli wurde eine gross angelegte Überprüfung im Güterverkehr durchgeführt. Hierbei wurden insgesamt 78 Wagen überprüft, Italien wirkte als Unterstützung mit. Geplant ist zudem die Einbeziehung von anderen Ländern, wie Frankreich und Österreich, in die Kontrollen. Diese Kooperation ist wichtig, damit auch Verantwortliche im Ausland zur Rechenschaft gezogen werden können.

Die Mängel bei den Güterzügen

Die Kontrolle im Juli führte leider zu einem negativen Ergebnis, es wurden viele kritische Mängel an den Zügen festgestellt. Dies ist besonders besorgniserregend, da die Züge häufig durch dicht besiedeltes Gebiet fahren. Grenzüberschreitende und regelmässige Kontrollen sind daher sehr wichtig, dies bekräftigt auch die SP-Nationalrätin Bea Heim. Sie stellte den Bundesrat zur Rede und fragte nach, wieso nicht bereits früher ähnliche Kontrollen erfolgt seien.

Der Bundesrat führte an, dass sich die Anzahl der Kontrollen in den letzten Jahren stark erhöht habe. Besonders nach dem Brand eines Güterzuges im Jahre 2011 seien Bemühungen angestrebt worden, mit ausländischen Behörden zusammenzuarbeiten. Ergebnisse seien allerdings sehr zeitintensiv und die Kooperation mit Italien sei ein erster Schritt.

Die Schweiz – ein wichtiger Punkt im Nord-Süd-Verkehr

Durch die Schweiz fahren viele Züge, welche ausländische Güter transportieren. Rund 70 Prozent aller Transporte gehören zum Transitverkehr. Nachdem um die Jahrtausendwende der europäische Schienengüterverkehrsmarkt geöffnet worden ist, hat sich die Zahl kontinuierlich erhöht. Gerade bei diesen Fahrten ist es wichtig, Kooperationen mit anderen Behörden zu organisieren, damit die Sicherheit gewährleistet ist.


In den letzten Jahren hat sich die Anzahl der Kontrollen von Gefahrgutzügen und LKW’s erhöht. (Bild: Dennis van de Water / Shutterstock.com)
In den letzten Jahren hat sich die Anzahl der Kontrollen von Gefahrgutzügen und LKW’s erhöht. (Bild: Dennis van de Water / Shutterstock.com)


Technische Kontrollsysteme erhöhen die Sicherheit

Um die Sicherheit zu erhöhen, wurden bereits verschiedene Massnahmen ergriffen. Es existieren Detektoren, welche überhitzte Räder oder entweichende Gase entdecken und eine Warnmeldung übermitteln. Zudem werden alle vier Jahre die aktuellen Risiken ermittelt und neue Vorgehensweisen durchdacht. Transportieren die Züge besonders kritische Güter, so erfolgt die Fahrt in der Nacht.

Ausserdem werden in diesem Fall Strecken mit viele Weichen vermieden, damit die Reise möglichst reibungslos ablaufen kann. Jede Weiche stellt für einen Zug ein Sicherheitsrisiko dar, da er entgleisen könnte. Bei der Planung der Routen und der Termine werden zudem Grossveranstaltungen berücksichtigt. Werden Menschenansammlungen befürchtet, dann wird ein Alternativtermin gewählt.

Gibt es Alternativen zum Zugverkehr?

Eines ist sicher: Die Güter müssen transportiert werden, die Sicherheit sollte dabei stets an erster Stelle stehen. Eine Möglichkeit ist die Nutzung von Lastkraftwagen. Allerdings besteht auch bei LKWs eine erhöhte Unfallgefahr und es können Sicherheitsrisiken entstehen. Auf den europäischen Autobahnen sind viele Transporter unterwegs, welche gefährliche Güter geladen haben, auch in diesem Fall ist es wichtig, regelmässige Kontrollen durchzuführen.

Ist ein LKW in einen Unfall verwickelt, dann kommt es zu einem Austritt der Stoffe. Selbst wenn die Fahrzeuge in einem guten Zustand sind, kann es zu Fahrfehlern, dem gefährlichen Sekundenschlaf oder unglücklichen Situationen kommen. Daher kann die Nutzung von LKWs nicht als sicherer eingestuft werden. Hierbei werden verschiedene Massnahmen ergriffen, wie die spezielle Schulung der Fahrer und die Kennzeichnung der Ladung.

Gefahrgutunfälle – selten, aber dramatisch

Zu grösseren Unfällen kommt es selten, da umfassende Massnahmen ergriffen werden. Allerdings sind die Auswirkungen dieser Ereignisse meistens dramatisch und nehmen grosse Ausmasse an. Werden beispielsweise unterschiedliche Chemikalien befördert, dann können diese alleine recht harmlos sein. Geraten sie jedoch miteinander in Kontakt und können reagieren, dann entstehen oftmals gefährliche Produkte, welche geeignete Massnahmen erfordern.

Wichtig ist, dass die Rettungskräfte ausreichend über die transportierten Güter informiert sind. Nur so können sie angemessen reagieren und eventuell Evakuierungen anordnen. Die Aufräumarbeiten können mehrere Tage oder sogar Wochen andauern. Beispiele aus der Vergangenheit zeigen, welche Risiken bestehen. Bei einer LKW-Kollision im Tauerntunnel im Jahre 1999 starben 12 Menschen, 50 wurden verletzt. In Norditalien entgleiste 2009 ein Zug, der Unfall forderte 26 Todesopfer.

Somit bestehen bei beiden Transportvarianten grosse Risiken, welche durch entsprechende Sicherheitsmassnahmen reduziert werden müssen. Nur wenn die Anzahl der Kontrollen weiter ausgebaut wird und die Züge und LKWs in einem einwandfreien Zustand sind, kann die Gefahr niedrig gehalten werden. Ein Unglück mit einem Zug erlangt schnell Aufmerksamkeit in den Medien, aber auch Unfälle mit LKWs sind leider alltäglich und können dramatisch enden.

 

Oberstes Bild: © Scott Prokop – Shutterstock.com

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