Wetter Schweiz: Knochentrocken
Hinter der Kaltfront von gestern Freitag zeigte sich heute das Hoch namens „Ingo“ fürs Wetter im Alpenraum verantwortlich. Die Luft sank dabei grossflächig ab, was eine knochentrockene Luft zur Folge hatte.
Nachdem gestern Freitag eine Kaltfront am Alpennordhang etwas Neuschnee brachte, sorgte Hoch „Ingo“ auf heute Samstag für eine markante Abtrocknung, insbesondere in den Bergen. Der Kern des Bodenhochs verlagerte sich zwischen Freitagabend und heute Mittag von Frankreich über Süddeutschland hinweg Richtung Ungarn.
Wie Sie als gewiefte/r Blogleser/in – an dieser Stelle übrigens ein herzliches Dankeschön für Ihre Treue – wissen, sinkt die Luft in einem Hochdruckgebiet ab. In der Fachsprache spricht man von Subsidenz. Dies tat die Luft, welche heute Morgen die Alpen erreichte, besonders markant. So war die Ursprungshöhe der Luft, welche heute Morgen auf dem Säntis (2502 m ü.M.). ankam, bei über 7000 m ü.M. (und damit vermutlich aus der unteren Stratosphäre).
Wenn Luft absinkt, trocknet sie ab, da sie sich erwärmt (je wärmer die Luft, desto mehr Wasserdampf kann sie enthalten). Da verwundert es wenig, dass die Luft heute am frühen Morgen auf dem Säntis extrem trocken und die Fernsicht entsprechend ausgezeichnet war. Mit minimal 0.5 % (!) war die relative Luftfeuchtigkeit aber aussergewöhnlich tief. Üblicherweise wird dort oben bei vergleichbaren Wetterlagen minimal eher um 2 % gemessen. Die Lufttemperatur lag übrigens zum Zeitpunkt bei -5.4 Grad und der Taupunkt bei -59.4 Grad.
Ein kleines Gedankenspiel: gemäss den Messwerten zum Zeitpunkt der tiefsten relativen Luftfeuchtigkeit (6 Uhr am Morgen) enthielt die Luft etwa 0.017 Gramm Wasser(dampf) pro Kubikmeter Luft. Das sind 0.017 Milliliter Wasser. Um sich diese Wassermenge vielleicht etwas besser vorstellen zu können: Sie passt ungefähr 300 Mal in einen Teelöffel.
Im Vergleich dazu enthält wasserdampfgesättigte Luft im Sommer, wenn der Säntis beispielsweise in eine Quellwolke gehüllt ist, ungefähr 7 bis 10 Gramm Wasser(dampf) pro Kubikmeter Luft. Das wären dann umgerechnet etwa 1 bis 2 Teelöffel voll Wasser oder in der Grössenordnung etwa 600 Mal mehr Wasser als heute Morgen!
Auch an anderen Gipfelstationen wie auf dem Titlis, dem Jungfraujoch oder dem Crap Masegn war es mit 1 bis 2 % relativer Luftfeuchte extrem trocken. So war das heutige Wetter bis am Nachmittag einmal mehr sehr sonnig. Auch über den Niederungen lagen am Morgen nur vereinzelt einige Hochnebelfelder, die sich zudem rasch auflösten.
Dank der zuvor eingeflossenen Kaltluft, der klaren Nacht und trockenen Luft sank die Temperatur in der ganzen Schweiz auf Tiefstwerte unter den Gefrierpunkt. Am kältesten wurde es im Engadin. Dort sank die Temperatur auf -25.3 Grad (Samedan) und -24.8 Grad (Buffalora am Ofenpass). Damit war dies dort sogar die kälteste Nacht des aktuellen Winters.
Mit der weiteren Ostverlagerung des Hochs und mit zunehmender Tageszeit drehten die Winde in der Höhe von Nordwest auf West. Das führte dazu, dass in der Höhe am Nachmittag etwas feuchtere Luft herangeführt wurde, was sich in Form von Schleierwolken bemerkbar machte.
Quelle: Bundesamt für Meteorologie MeteoSchweiz
Titelbild: J. Fisler