Wetter Schweiz: Frostiger Frühlingsanfang

Zum heutigen meteorologischen Frühlingsanfang gab es eine meist frostige Nacht und viel Sonnenschein.

Ausser auf der Alpensüdseite, dort lag eine hochnebelartige Wolkendecke. Wieso dies so war, lesen Sie in den folgenden Zeilen.

Heutiges Hoch

Das Hoch, welches auch heute unser Wetter bestimmte, bewegt sich langsam und unter Abschwächung nach Osten. Heute lag sein Zentrum über Polen. Durch die Subsidenz, d.h., das Absinken der Luftmasse ist die Luft in der Höhe sehr trocken. Auf dem Säntis mass die relative Feuchte heute früh um halb acht nur 0.5 %, dies entsprach einem Taupunkt von -59.7 Grad. Durch die geringe Feuchte war auch die Fernsicht sehr gut, wie das Bild unten zeigt.


Fantastische Fernsicht vom Tête de Ran auf 1400 Metern. Über die dunstige Mittellandluft hinweg konnte bis zum Säntis in 190 km Entfernung gesehen werden. Quelle: tete-de-ran.roundshot.com

Tiefe Temperaturen in der Nacht

Die Nacht auf heute war klar, so sanken die Temperaturen an den meisten Orten unter den Gefrierpunkt. Die Minima lagen in den Niederungen der Alpennordseite bei -1 bis -6 Grad, in Bischofszell auf 507 Metern reichte es sogar bis -7.2 Grad. Lediglich am Genfersee blieben einzelne Messstandorte im positiven Bereich. Und in den Tälern des Tessins sowie im Misox gab es ebenfalls Minimaltemperaturen über Null. Dort aber nicht (nur) wegen der Seenähe sondern aufgrund der hochnebelartigen Wolken, welche die Abstrahlung in der Nacht behinderten.


Minimale Messwerte der Temperatur von letzter Nacht an ausgewählten Standorten. Quelle: MeteoSchweiz

Kurzer Kaltlufteinfluss im Süden

Die Wolkendecke heute Morgen auf der Alpensüdseite ist eine Folge des „Retour d’Est“. Wenn ein Hoch von Mitteleuropa in Richtung Osten abzieht, fliesst östlich der Alpen trockene und kühle Festlandluft zur dalmatinischen Küste. Als kalter und böiger Wind, die Bora, gelangt die Luft zur Adria, wo sie Feuchtigkeit aufnimmt, und fliesst dann weiter via Poebene zur Alpensüdseite.


Rückwärtstrajektorien für Locarno-Monti, Ankunft Mitternacht letzte Nacht. Die Luft in den unteren Luftschichten (rote und blaue Trajektorien) kommen über die Adria aus Südosten auf die Alpensüdseite. Höher oben kommt die Strömung aus Nordost (grüne und schwarze Trajektorien). Quelle: ECMWF/MeteoSchweiz

Auf dem Weg zu den Alpen muss die Luft aufsteigen und die Feuchtigkeit kondensiert sich als hochnebelartige Bewölkung südlich der Alpen aus. Heute lag die Obergrenze dieser Wolken über der Poebene bei rund 2000 Metern und näher an den Alpen bei etwa 2500 Metern. Am frühen Morgen schlängelten sich die Wolken auch über den Malojapass ins Oberengadin. Die Luft, welche der Retour d’Est brachte, war in diesem Fall ausgesprochen kalt, auf dem Matro auf 2171 Meter sank die Temperatur bis auf -10.7 Grad ab.


Blick vom Piz Nair auf die Berninagruppe, den Sonnenaufgang und auf die Bewölkung im Oberengadin. Quelle: st-moritz.it-wms.com

Der Retour d’Est dauerte nur kurz an. Dahinter kam schon bald trockenere Luft nach und gemeinsam mit der bereits kräftigen Einstrahlung lösten sich die Wolken bis am frühen Nachmittag überall auf.


Tiefe Temperaturen auf dem Matro, Zeit in UTC. Gestern Mittag war es noch 0 Grad «warm», mit dem Einfliessen der Kaltluft sank die Temperatur auf -10 Grad. Durch die Sonneneinstrahlung und Wolkenauflösung reichte es bis Redaktionsschluss wieder für -1.5 Grad. Quelle: MeteoSchweiz

Sonniger Sonntag…

…ääh Dienstag. Die achte Alliteration war wohl zu viel des Guten. Abgesehen von der besprochenen Bewölkung auf der Alpensüdseite gab es heute viel Sonnenschein. Verbreitet wurden bis Redaktionsschluss 8 bis 9 Sonnenstunden gemessen. Im Laufe des Tages haben sich aus Westen die ersten Cirren bemerkbar gemacht, welche die Sonne nur minimal einschränkten. Heute Abend wird sich die Luft in der Höhe weiter anfeuchten und sich als vorbeiziehende dichtere mittelhohe und hohe Wolken zeigen.


Hochauflösendes Satellitenbild heute um 10:30 Uhr. Über der Alpensüdseite und der westlichen Poebene; über Frankreich sind die aufziehenden hohen Wolkenfelder zu sehen. Die türkisfarbenen Flächen sind Schnee. Quelle: Eumetsat/MeteoSchweiz

Frischgeschlüpfte Wildbiene am Aufwärmen. Foto: D. Roth

Weisse Wolken des Retour d’Est über dem Simplonpass, im Hintergrund das Fletschhorn (knapp 4000 Meter). Aufgenommen von der Bettmeralp. Foto: C. Schmutz

Der 3267 Meter hohe Clariden vom Gemsfairenstock (2972 m) aus gesehen. Foto: B. Konantz

 

Titelbild: Der morgendliche Frost zeigt, dass es noch etwas kalt ist und der weisse Krokus ist noch zögerlich (links). Die Krokusse in der Wiese erfreuen sich der Sonne (rechts).

 

Quelle: Bundesamt für Meteorologie MeteoSchweiz
Titelbild: D. Roth

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