Kapo Bern: Polizeiausbildung - Abschluss und ein Blick zurück

Wie schnell zwei Jahre vergehen: In wenigen Tagen findet die Vereidigung statt. Wir haben nun die beiden letzten Teile der Abschlussprüfung hinter uns. Zeit, Bilanz zu ziehen über das Gelernte.

Wir begleiten die Aspirantin J. Egger durch die neue zweijährige Polizeiausbildung. Da die französischsprechenden Berner Aspirantinnen und Aspiranten die Ausbildung in anderer Sprache und nicht am gleichen Ort absolvieren, wird diese Serie ausnahmsweise nicht übersetzt. Stattdessen wird Jolan Chèvre in der französischen Version über seine Ausbildung berichten.

Neben dem normalen Alltag im Lehrverband stand in den letzten Wochen die intensive Vorbereitung auf die Prüfung im Vordergrund. Unser Kader hat uns während der Prüfungszeiten so gut wie möglich den Rücken freigehalten, und so haben wir in den Bürodiensten Flipcharts oder Powerpoint-Präsentationen erstellt und uns in der Gruppe auf das Fachgespräch vorbereitet.

In diesem Teil der Abschlussprüfung ging es darum, unsere Fortschritte während des Praxisjahrs zu reflektieren.

Das Werkzeug, um selbstständig zu arbeiten

Im Lehrverband haben wir uns mit jedem Einsatz fachlich spürbar weiterentwickelt. Wir sind von Anfang an selbstständig ausgerückt und haben im Alltag alle nötigen Kompetenzen aufgebaut, ganz nach dem Prinzip „learning by doing“.

Nach den beiden Ausbildungsjahren beherrschen wir die Basics: Wir kennen die rechtlichen Grundlagen und können sie anwenden. Wir können unser Handeln dokumentieren und Rapporte zuhanden der Staatsanwaltschaft oder anderer Behörden schreiben. Wir sind vertrauter geworden mit der Patrouillentätigkeit und sicherer bei Interventionen, zum Beispiel bei häuslicher Gewalt, bei Bewachungsaufträgen, Vermisstensuchen oder Hausdurchsuchungen.

Unser neuer Beruf ist so breit gefächert, dass wir noch lange nicht alles wissen. Aber wir haben in diesem Jahr gelernt, wo wir nachlesen oder nachfragen können.

Die Abläufe in unserem Kanton

In den zwei Jahren Ausbildung haben wir auch die internen Abläufe kennengelernt. Wir haben gelernt, wie wir vor Dienstbeginn unser Polizeifahrzeug ausrüsten und wie wir uns vor der Abfahrt im System erfassen, damit wir auch auf den Bildschirmen der Einsatzzentrale zu sehen sind.

Wir sind im ganzen Kanton ausgerückt, waren aber in jedem Ausrückdienst immer nur einer der vier Regionen zugeteilt. Deshalb mussten wir vor jedem Dienst das jeweilige Zuständigkeitsgebiet verinnerlichen. So haben wir unseren Kanton besser kennengelernt und ein gutes geografisches Gespür entwickelt.

Bei den meisten der über 50 Berner Polizeiwachen waren wir mindestens einmal «zu Besuch»: zu einem kurzen Kaffee, zu einer Einvernahme oder wenn wir jemanden für polizeiliche Abklärungen auf die nächste Wache mitnehmen mussten. Dabei waren die erfahrenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor Ort sehr hilfsbereit und wir konnten durch ihre Unterstützung extrem profitieren.

Spontane Einsätze fordern Flexibilität

Früh haben wir gelernt, dass im Lehrverband Flexibilität und eine gute Stresstoleranz wichtig sind. Immer wieder ist es vorgekommen, dass wir zum Beispiel an einem Tag einen Frühdienst im Berner Oberland, am nächsten Tag einen Spätdienst im Seeland und am Tag darauf eigentlich einen Bürodienst gehabt hätten, aber dieser wegen einer Änderung im Dienstplan zu einem Nachtdienst im Mittelland wurde.

Zudem hatten wir auch Pikettdienste: Wenn ein Alarm ausgelöst wurde, musste man am Tag und auch in der Nacht innerhalb von 90 Minuten einsatzbereit sein. So haben wir vor allem dann ausgeholfen, wenn zusätzliche (Wo)Manpower benötigt wurde, zum Beispiel bei nicht angekündigten Kundgebungen, für notfallmässige Bewachungsaufträge, bei grösseren Suchaktionen oder beim Abbauen und Hinaustragen von illegalen Indoor-Hanfanlagen.

Fähigkeiten und Fertigkeiten – über den Stundenplan hinaus

Die Zeit an der Polizeischule hat uns die Grundlagen mitgegeben, aber bereits zu Beginn des zweiten Ausbildungsjahrs hat sich gezeigt, wie viele weitere Skills für den Beruf noch nötig sind. Wir mussten zum Beispiel lernen, uns ganz neu zu organisieren. Vor allem zu Beginn war es eine echte Challenge, nichts zu vergessen und den Überblick zu bewahren.

Wir sind nach und nach in die Rolle der Polizistinnen und Polizisten hineingewachsen und es haben sich bei jedem von uns verschiedene Stärken und Schwächen herauskristallisiert. Bei einigen Einsätzen und Ausbildungssequenzen wie dem Kaltwassermodul haben wir unsere persönlichen Grenzen kennengelernt und am eigenen Körper erfahren, wie weit wir gehen können, um anderen Menschen zu helfen, ohne dabei selbst in Gefahr zu geraten.

Ausblick: die Neuen im Korps

Vor Kurzem haben wir die Prüfungsresultate erhalten und wir freuen uns nun sehr auf die eindrückliche und emotionale Vereidigungszeremonie in Anwesenheit unserer Angehörigen.

Stolz und sicherlich auch etwas erleichtert starten wir dann am 1. April auf einer der Polizeiwachen im Kanton Bern an unseren für die nächsten zwei Jahre neu zugeteilten Arbeitsplätzen.

Mehr zum Thema

Unter www.iph-hitzkirch.ch finden Sie weitere Informationen zur Ausbildung an der Interkantonalen Polizeischule Hitzkirch. Zudem finden Sie unter www.police.be.ch/polizeiberufe weitere Angaben zur Ausbildung bei der Kantonspolizei Bern.





 

Quelle: Blog der Kapo Bern
Bildquelle: Blog der Kapo Bern

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