Wetter: Sattelpunkt

Ein sogenannter Sattelpunkt war heute in den oberen Luftschichten für unser Wetter bestimmend.

Dieser zeichnet sich durch ausgesprochen wenig Dynamik aus.

Oft bestimmt der Tagesgang das Wettergeschehen. So auch heute, Ausnahme war allerdings die Alpensüdseite.

Wetterlage

Auch in der 3-stündigen Animation der eingangs gezeigten Wetterkarte ist schön zu erkennen, wie wenig dynamisch die Wetterlage unmittelbar über der Schweiz heute war. In der Höhenwetterkarte änderte sich praktisch nichts. Etwas grossräumiger betrachtet verlagert sich das westliche Höhentief von Spanien in Richtung Balearen, jenes im Osten von Osteuropa in Richtung Schwarzes Meer:


Höhenwetterkarte 500 hPa (ca. 5600 m) im Zeitraum von heute Mittwoch 00 UTC bis morgen Donnerstag 6 UTC in 3-stündigen Schritten. Dargestellt sind das Geopotential (schwarze Linien), die Temperaturverteilung (Farbflächen) und die Windverhältnisse (Fiedern).

Trotz der fehlenden Dynamik herrschte nicht in der ganzen Schweiz dasselbe Wetter. Ganz im Gegenteil, es gab eine klare Zweiteilung.


Satellitenfilm (HRV-Kanal) überlagert mit der stündlichen Sonnenscheindauer an den Bodenstationen im Zeitraum von 5 bis 14 UTC.

Viel Sonne im Norden


Krokuswiese oberhalb Grindelwald.
Quelle: Meteomeldung/App

Im Norden schien mehrheitlich die Sonne. Im Tagesverlauf sind vor allem über den Bergen einige Quellwolken entstanden. Bis zum Redaktionsschluss um 16.30 Uhr wurden jedoch keine Schauer registriert.

Mit einer mässigen Bise erreichten die Temperaturen 15 bis 18, im Zentralwallis bis 21 Grad. In den Alpentälern wehten am Nachmittag kräftige Talwinde, in den oberen Tälern herrschte mit der aus Süden überfliessenden kälteren Luft Föhntendenz.

Ausgedehnte Bewölkung im Süden


Blick von Brissago auf den Langensee heute Vormittag um 10 Uhr. Tiefe Bewölkung dominierte heute das Wettergeschehen.
Quelle: https://clinicahildebrand.roundshot.com

Im Süden blieb es hingegen oft bewölkt, lokal ist am Vormittag auch wenig Niederschlag gefallen. Die Ursache dafür müssen wir in den unteren Luftschichten suchen. Hier ist in der Nacht aus Osten deutlich kältere und feuchtere Luft eingeflossen:


Rückwärtstrajektorien über 24 Stunden zur Bestimmung der Herkunft der Luftmasse, welche heute um 12 UTC an der Station Locarno-Monti eingetroffen ist. In den unteren Schichten (rot, blau) ist die Luftmasse aus Ost bis Süd eingeflossen und wurde zusätzlich gehoben. In der Höhe (grün, blau) hingegen strömte die Luft aus West bis Nordwest heran.

Die Abkühlung und Anfeuchtung der Luftmasse konnte auch schön an den Bergstationen beobachtet werden. Hier der Verlauf der Lufttemperatur, Luftfeuchtigkeit und Sonnenscheindauer an der Station Cimetta auf 1661 Meter:


Verlauf der Temperatur (rot), des Taupunkts (blau) und der relativen Luftfeuchtigkeit (grün, rechte Skala) sowie der Sonnenscheindauer (gelb) und der Globalstrahlung (strichpunktierte graue Linie).

Linderung der Trockenheit im Süden?

Seit dem Herbst 2021 herrscht auf der Alpensüdseite eine extreme Trockenheit, insbesondere die Monate seit Dezember 2021 zeichneten sich durch markante Niederschlagsarmut aus. An der Station Lugano fehlen seither im Vergleich zur Norm 1991 bis 2020 etwa 300 mm Niederschlag.


Monatliche Abweichung des Niederschlags von der Norm seit August 2021. Braune Farben bedeuten unterdurchschnittliche, grüne und blaue Farben überdurchschnittliche Niederschlagsmenge.

Nun kommt aber allmählich Bewegung in die Wetterküche. Bis am Samstag zieht ein Höhentief vom Atlantik über den Norden der Iberischen Halbinsel nach Frankreich. Damit kommen über den Alpen südliche Höhenwinde auf und versorgen die Alpensüdseite mit Niederschlägen.

Am Sonntag verlagert sich das Tief dann direkt über die Alpen ostwärts. Damit kommen auch auf der Alpennordseite teils gewittrig durchsetzte Niederschläge auf und es erfolgt eine Abkühlung.


Höhenwetterkarte 500 hPa (ca. 5600 m) im Zeitraum von Donnerstag, 21. April 2022, 6 UTC bis Montag, 25. April 2022, 00 UTC in 6-stündigen Schritten. Dargestellt sind das Geopotential (schwarze Linien), die Temperaturverteilung (Farbflächen) und die Windverhältnisse (Fiedern).

Aus heutiger Sicht dürfen am kommenden Samstag und Sonntag im Süden innert 48 Stunden etwa 40 bis 80 mm Niederschlag erwartet werden, stellenweise auch etwas mehr. Allerdings sind die Unsicherheiten bezüglich der genauen Mengen noch relativ hoch.


Prognostizierte Niederschlagsmengen aus dem Prognosemodell COSMO-2e von MeteoSchweiz (Median aus 21 Modellrechnungen) über den 48-stündigen Zeitraum von Samstag, 23. April 2022, 00 UTC bis Montag, 25. April 2022, 00 UTC. Zusätzlich zum Medianwert (Farbflächen) ist die Standardabweichung eingetragen (lila und violette Linien).

Titelbild: Höhenwetterkarte 500 hPa (ca. 5600 m) für heute 15 UTC. Dargestellt sind das Geopotential (schwarze Linien), die Temperaturverteilung (Farbflächen) und die Windverhältnisse (Fiedern). Die grünen Pfeile zeigen schematisch die komplizierten Strömungsverhältnisse mit verschiedensten Windrichtungen über Mitteleuropa. Die Schweiz befindet im Sattelpunkt. Das heisst östlich und westlich von uns herrscht tieferes Geopotential (sprich tieferer Druck). Nördlich und südlich der Schweiz befindet sich hingegen je eine Zone mit höheren Geopotential (sprich höherem Druck).

 

Quelle: Bundesamt für Meteorologie MeteoSchweiz
Titelbild: Bundesamt für Meteorologie MeteoSchweiz

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