Norwegen: Terroranschläge gegen unabhängiges Palästina?

Warum tötete der norwegische Terrorist Anders Behring Breivik neben sieben Menschen durch einen Bombenanschlag in Oslo (nach neuesten Zahlen) mindestens 68 Jugendliche auf der Insel Utoya? Die bisherige Erklärung lautet allgemein so: Breivik ist ein islamfeindlicher Rechtsextremist, der die linksorientierten Nachwuchspolitiker für „Islamisierung und Kulturmarxismus“ bestrafen wollte.

Was die Medien bislang versäumten, ist, nachzufragen: Warum hat sich der Terrorist ausgerechnet die Jugendorganisation der regierenden norwegischen Sozialdemokraten ausgeguckt? Und warum gerade zu diesem Zeitpunkt? Hatten die Jungpolitiker vielleicht mit irgendetwas den ganz speziellen Hass des Rechtsterroristen auf sich gezogen? Wer nachforscht, wird feststellen: Ja, es gibt da etwas, was hierfür infrage kommt – doch davon wurde in den Medien bislang nirgends berichtet.

Jugendorganisation AUF wollte Israel-Boykott

Tatsächlich hatte die Jugendorganisation AUF seit über einem Jahr vehement in der Öffentlichkeit das Vorgehen Israels gegen die Palästinenser angeprangert. Eine Resolution mit der Forderung nach einem unabhängigen Palästinenserstaat wurde verfasst. Von der grossen Partei erhielten die Jugendpolitiker dafür Sympathien, so auch vom norwegischen Aussenminister Jonas Gahr Støre. Der teilte kurz vor den Terroranschlägen, am 18.7.2011, auf einer Pressekonferenz mit dem palästinensischen Präsidenten Mahmud Abbas in Oslo mit: Norwegen werde die Pläne der Palästinenser, im September die Anerkennung eines eigenen Staates bei den UN zu beantragen, unterstützen.

Die Jugendorganisation wollte Israel mit Zwangsmitteln unter Druck setzen und forderte ein Israel-Boykott. Just auf dem Ferienlager beabsichtigten die Jugendlichen, den Aussenminister hierfür zu gewinnen. Dieser war einen Tag vor den Terroranschlägen auf der Insel zu Gast, um mit den jungen Leuten über das Thema zu diskutieren. Was sich genau abspielte, schreibt Israelnetz.com:

Wie die israelische Zeitung Jedijot Achronot und norwegische Zeitungen berichten, hielten Teilnehmer des Jugendcamps ein Spruchband mit der Aufschrift ,Boikott Israel’ hoch, als der Außenminister auf der Insel ankam. Støre beteiligte sich an einer Podiumsdiskussion mit einer norwegischen Journalistin und der Leiterin eines christlichen Hilfsfond. Beide seien bekannt für ihre anti-israelische Positionen, berichtet die israelische Zeitung. Støre stimmte zu, dass den Palästinensern ein Staat zustehe, wollte sich aber nicht zu einem Boykott Israels äußern.

Breivik – Terror gegen die Pro-Palästina-Politik der AUF?

Die israelkritischen und propalästinensischen Aktionen der Jugendlichen waren natürlich auch dem Rechtsterroristen Breivik nicht entgangen. Der selbst ernannte „Kreuzritter“ und „Anti-Dschihadist“, als der er sich sieht, hat eine dezidiert pro-israelische und palästinafeindliche Haltung, wie aus seinem „Manifest“ hervorgeht. So fordert er darin, dass „alle finanzielle Unterstützung für die Palästinensische Autonomiebehörde sofort aufhört“. In vielen Aussagen wird sein Hass auf Palästina deutlich.

Es stellt sich nun eine schlichte kriminalistische Frage: War das Massaker des proisraelischen Rechtsterroristen auch durch den Hass auf den propalästinensischen Einsatz der Jugendlichen motiviert, deren politischen Erfolg er zunichte machen wollte? Hier herrscht in den Medien ein beredtes Schweigen. Die Antwort darauf ist vom Gericht zu ermitteln, aber wenigstens die FRAGE muss gestellt werden – was aber offenbar weithin nicht geschieht!

Jugendliche dachten an eine Simulation der Gräuel Israels

Abschliessend nun noch ein brisantes „Detail“. Es waren die beschossenen Jugendlichen selbst, die sofort nach Beginn des Massakers die Verbindung zu ihrem propalästinenstischen Einsatz zigen. Dazu schreibt wiederum Israelnetz.com unter der Überschrift  „Oslo: Simulation der Gräuel Israels?“:

Mehrere jugendliche Überlebende des Massakers berichteten, dass sie die Schießerei des als Polizist verkleideten Mörders zunächst für eine Simulierung israelischer Verbrechen an Palästinensern in den besetzten Gebieten hielten. Sie glaubten, dass ihnen so die Gräuel der israelischen Besatzung vor Augen geführt werden sollten.

Wenn also die beschossenen Jugendlichen selbst als Erstes die Verbindung zur Israel-Palästina-Politik zogen, ist es dann nicht genau die Richtung, in der weiter gefragt werden muss? Alle Journalisten von SPIEGEL, Welt etc. müssten eigentlich genau diesen Aspekt einmal aufgreifen, den sie bislang in der Berichterstattung sorgsam ausgeklammert haben.

(An dieser Stelle noch mal Dank an den Teilnehmer Dr. Gunther Kümel, dessen Kommentare im Blog von Jürgen Elsässer mich auf die Spur gebracht haben.)

Hierzu auch das Blog von Christoph Hörstel.

Wenn Sie, liebe(r) Leser(in), wollen, dass auch gegen den Mainstream Gerichtetes Aufmerksamkeit bekommt, würde ich mich freuen, wenn Sie diesen Artikel weiterempfehlen. Vielen Dank.

 

Titelbild: Screenshot Facebook

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