Wetternews: Mehrfach-Inversionen

Eine nicht ganz einfache Wetterlage beschäftigte uns heute. Nach dem kurzen Wintereinbruch in den Bergen, zog aus Westen ein Zwischenhoch über den Alpenraum hinweg.

Zusammen mit den Veränderungen in den höheren Luftschichten entstanden im Temperaturprofil mehrere Inversionen, welche im Folgenden erläutert werden.

Stabilisierung durch Zwischenhoch

Ein Zwischenhoch verlagerte sich von Frankreich über den Alpenraum ostwärts und sorgte für eine Abtrocknung und Stabilisierung der Luftmasse über der Schweiz. In der Höhe gelangte aus Westen gleichzeitig wärmere und auch etwas feuchtere Luft zu uns.


Animation des Bodendruckfeldes (schwarze Linien) und der relativen Luftfeuchtigkeit auf 700 hPa (farbige Flächen) des IFS Modells (ECMWF) vom 5.11.2022, 12Z bis 07.11.2022, 00Z.
Quelle: ECMWF / MeteoSchweiz

Drei Inversionen im Überblick

Der Wetterablauf von gestern auf heute brachte drei Inversionen (Temperaturzunahme mit der Höhe) zum Vorschein. Die dafür verantwortlichen Prozesse werden im Folgenden erklärt.


Die 3 Prozesse vom Übergang der kalten Polarluft zum Hochdruckgebiet mit Warmadvektion illustriert mit der Radiosondierung von Payerne.
Quelle: MeteoSchweiz

1. Inversion durch Warmadvektion

Die kalte Polarluft, die am Samstag etwas Schnee in den Bergen brachte, verlagerte sich heute Sonntag allmählich ostwärts. Dadurch kam als erstes eine Inversion in der Höhe zum Vorschein. Durch das Heranführen (Advektion) von wärmerer Luft in der Höhe bildet sich an der Grenze zur kälteren Luft darunter eine Inversion. Dieser Prozess begann zunächst oberhalb von ca. 5000 Metern und setzte sich bis am Sonntagmittag auf eine Höhe von knapp über 3000 Meter durch.

Mit der Warmluftadvektion gelangte auch etwas Feuchtigkeit von einem Frontensystem über Frankreich zur Schweiz. Dadurch wurde die Besonnung auf der Alpennordseite aus Westen etwas eingeschränkt.


Animation der 700 hPa Geopotentialfläche (schwarze Linien) und der Temperatur (farbige Flächen) des IFS Modells (ECMWF) vom 5.11.2022, 12Z bis 07.11.2022, 00Z.
Quelle: ECMWF / MeteoSchweiz

2. Inversion durch Absinkbewegung der Luft

Eine zweite Inversion entstand durch die Eigenschaften des bodennahen Zwischenhochs. Dieses führte vorübergehend zu Absinkbewegungen in der Luftmasse, so dass die Luft erwärmt und abgetrocknet wurde.

Diese Abtrocknung und Erwärmung ist abhängig von der Stärke des Hochs und kann im Extremfall bis zur Erdoberfläche erfolgen. Im aktuellen Fall setzte sich die Erwärmung bis auf eine Höhe von ca. 1700 Meter durch.


Visuelle und schematische Darstellung der Subsidenz. Das Absinken erfolgt bis auf eine gewisse Höhe, auf der sich in der Folge eine Inversion bildet. Rot eingezeichnet ist der Temperaturverlauf, blau der Verlauf des Taupunkts als Mass für die Luftfeuchtigkeit. Unterhalb der Inversion bleibt die feuchtkühle Luftmasse liegen, sie äussert sich meist im Winterhalbjahr als Nebel. Darüber ist die Luft trocken und mild. Das Foto ist ein Archivbild und stammt vom 2. Dezember 2016 aus der Mythenregion.
Foto: D. Gerstgrasser

3. Bodeninversion durch Abkühlung

Die Abtrocknung durch das Zwischenhoch verhalf zu einer typischen Strahlungsnacht. Dabei kühlte sich die bodennahe Luftschicht stark ab und liess eine markante Inversion entstehen. Mit der markanten Abkühlung und dem Abfliessen der kalten Luft aus den Alpentälern zum Mittellandbecken sank die Temperatur immer näher zum Taupunkt und führte schliesslich bei ca. 1 bis 3 Grad zur Nebelbildung.

Obwohl in der Nacht bereits hohe Bewölkung der Warmluftadvektion darüber zog, konnte die Abstrahlung nicht wesentlich gedämpft werden.


Vergleich der Radiosondierung zwischen 05.11.2022, 12Z und 06.11.2022, 00Z: die 3 Inversionen sind gut erkennbar mit der Erwärmung bei der Ersten und Zweiten (rot) und der Abkühlung bei der Dritten (blau). Die grüne Fläche in der Höhe zeigt bereits die Feuchteadvektion im Vorfeld der Störungszone über Frankreich, die gelbe Fläche zeigt die Abtrocknung des Zwischenhochs.
Quelle: MeteoSchweiz

Weitere Informationen zum Thema Inversion:
https://www.meteoschweiz.admin.ch/home/wetter/wetterbegriffe/nebel-hochnebel/inversionen-und-schadstoffbelastung.html

Nach der trockenen Inversionstheorie zum Schluss noch einige herbstliche Stimmungsbilder des heutigen Tages:


Regentropfen auf Pappelblättern bei Disentis vom Vorabend über Nacht gefroren.
Foto: C. Hayoz

Blick von der schneebedeckten Rigi Richtung Süden.
Foto: M. Baumann

Nebelmeer am Albis


Blick über Nebelmeer von der Albis-Hochwacht Richtung Südwest.
Foto: D. Gerstgrasser

Blick nach Norden zeigt nur noch den Uetlibergturm aus dem Nebelmeer ragend.
Foto: D. Gerstgrasser

Der Nebel schwappt über die Albiskette bei Sonnenaufgang.
Foto: D. Gerstgrasser

Nebelobergrenze im Wald auf dem Weg zur Albis-Hochwacht.
Foto: D. Gerstgrasser

Lichtbeugung an kleinen Nebeltröpfchen zeigen einen Hof um die Sonne mit angrenzenden farbigen Kränzen.
Foto: D. Gerstgrasser

Aussichten vom Stockberg


Start in kurzen Hosen vom angezuckerten Stockberg (im Hintergrund die Churfirsten).
Foto: M. Kägi

Blick Richtung Schwägalp und Säntis. Gute erkennbar die scharfe Schneegrenze auf ca. 1300 m ü. M.
Foto: M. Kägi

Blick nach Westen ins obere Toggenburg, in der Bildmitte Nesslau und Neu St. Johann, links oben der angeschneite Speer.
Foto: M. Kägi

Titelbild: Vermischung von Nebel und Seerauch über dem Vierwaldstättersee am Morgen.

 

Quelle: Bundesamt für Meteorologie MeteoSchweiz
Titelbild: E. Müller

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