Schweizer Sorgentelefon: Anstieg bei Onlineberatung

Das grosse Schweizer Sorgentelefon klingelte 2015 218’831-mal. Die zwölf Regionalstellen von Tel143 verzeichneten damit nach Zunahmen in den letzten Jahren erstmals wieder einen Rückgang (minus 3,4%). Dagegen wuchs die Onlineberatung um 6,8% – auf 4737 Chat- und Mail-Kontakte.

Die Anzahl Beratungsgespräche erreichte 156’775 gegenüber 163’138 im Vorjahr. Die Differenz zwischen Anrufen und Gesprächen erklärt sich vor allem durch Vertröstungen. Anrufende werden gebeten, sich noch einmal zu melden. 2015 mussten 7% weniger Anrufe wegen Überlastung verschoben werden. Dank der etwas rückläufigen Zahlen hatten die Beratenden mehr Zeit für die intensiven und anforderungsreichen Gespräche.

Die Anrufe von Männern nahmen gegenüber dem Vorjahr um rund 6% auf gut 50’000 zu. Die Hälfte aller Anrufenden war zwischen 41- und 65-jährig, die andere Hälfte verteilte sich ziemlich gleichmässig auf die 19- bis 40- und die über 65-Jährigen. Nur rund 1% aller Gespräche (1297) wurden mit Kindern und Jugendlichen geführt, für die es ein eigenes Angebot gibt.

Bei den Gesprächsinhalten haben die Anrufe wegen psychischen Leiden (24%) und  Einsamkeit (11%) zugenommen. Rückläufig waren dagegen Beziehungsthemen. Bei 5% ging es um Arbeit und Ausbildung, bei 4% um Gewalt. Täglich sieben Gespräche (1,2%) drehten sich um Suizid. Ihr Engagement für die Suizidprävention brachte die Dargebotene Hand 2015 auch durch ihre Mitarbeit am Suizid-Aktionsplan des Bundes und die Zusammenarbeit mit der SBB zum Ausdruck.

Bedeutung des Chat-Angebots nimmt zu

Bei der Onlineberatung wird das Chat-Angebot immer wichtiger. Dessen Anteil am Online hat sich in den letzten Jahren von rund 30 auf 57% (2015: 2715 Chat-Kontakte) fast verdoppelt. Immer mehr Nutzer greifen auch per Smartphone zum  Chat-Angebot.

Nutzerinnen und Nutzer der Onlineberatung sind deutlich jünger als jene am Telefon. Im Online ging es deutlich weniger um Einsamkeit, dafür waren Beziehungsthemen etwas und das Thema Suizid – wie üblich – klar stärker vertreten, als am Telefon.



Zielgruppe Männer im Visier

Mit einer Werbekampagne in Kinos und Sozialen Medien wird die Schweizer Kurznummer für eine emotionale Erste Hilfe im Frühjahr vor allem die Männer ansprechen. Seit jeher kommen weniger als ein Drittel aller Anrufe von Männern. Tel143 möchte daher bei den Männern dafür werben, sich bei emotionalen Belastungen und Krisen Hilfe zu holen – auch bei Tel143, das rund um die Uhr zur Verfügung steht. Das Sorgentelefon möchte aber auch mehr Männer für die Mitarbeit gewinnen. Von den gegenwärtig 640 „Dargebotenen Händen“ sind gut 80% Frauen.

Die Dargebotene Hand ist eine politisch und konfessionell unabhängige, neutrale Zewo-zertifizierte Non-profit-Organisation, die sich zu 40% aus institutionellen Beiträgen und zu 60% aus Spenden finanziert. In allen Sprachregionen sind rund 640 gut ausgebildete und professionell betreute ehrenamtlich tätige Frauen und Männer am Werk. Tel 143 ist für alle eine schnell und unkompliziert erreichbare Anlaufstelle für eine emotionale Erste Hilfe. Das Angebot ist gratis, anonym und rund um die Uhr präsent.

 

Artikel von: Schweiz. Verband Die Dargebotene Hand
Artikelbild: © KieferPix – shutterstock.com

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