Schweizer NGOs sind für Friedensabkommen in Kolumbien

Seit über 50 Jahren herrscht in Kolumbien Bürgerkrieg. Jetzt könnte es Hoffnung auf Frieden geben. Kolumbiens Regierung und die FARC-Guerilla habe sich auf ein Friedensabkommen verständigt.

Die NGOs des Schweizer Friedensförderungsprogramms „Semillas de Esperanza“ sehen das Abkommen als eine wichtige Massnahme. Sie betonen aber auch, dass dies nur ein Anfang sei. Das Abkommen sei ein notwendiger, aber kein hinreichender Schritt.

Nach Unterzeichnung des Waffenstillstandsabkommens vom 23. Juni haben die Regierung und die FARC ein umfassendes Friedensabkommen unterzeichnet. Damit ist ein dauerhaftes Ende des Bürgerkrieges in Kolumbien so nah wie nie zuvor. Insbesondere für die Konfliktopfer ist es wichtig, dass sich Massaker, Vertreibungen, Vergewaltigungen und andere Gewalttaten nicht wiederholen, die Wahrheit ans Licht kommt und ihnen endlich Gerechtigkeit widerfährt.

Umsetzung wird eine grosse Herausforderung

Mit der formalen Unterzeichnung beginnt die grosse Herausforderung, das Abkommen umzusetzen. Der zentrale Punkt ist die skizzierte Lösung der Landfrage. Die Umsetzung und Durchsetzung des Rechts der Vertriebenen auf Rückkehr werden jedoch kaum konfliktfrei verlaufen.

Für die Umwandlung der FARC-Guerilla in eine politische Partei müssen die vereinbarten Sicherheitsgarantien Realität werden. Politisch motivierte Morde stehen in Kolumbien weiterhin auf der Tagesordnung und behindern die politische Partizipation. Nach wie vor äussern sich die extreme Rechte sowie lokale Eliten dezidiert gegen das Friedensabkommen.

Gegen Korruption und für staatliche Strukturen

Darüber hinaus muss die Regierung Verbindungen von paramilitärischen Gruppierungen mit staatlichen Strukturen beenden und die Korruption bekämpfen. Besonders in den abgelegenen Regionen Kolumbiens ist der Staat nur schwach vertreten. Angriffe auf Menschenrechtsschützer erreichen ein Rekordhoch.

Die meisten Verbrechen werden nicht oder nur ungenügend verfolgt. Eine nahezu hundertprozentige Straflosigkeit ist die Folge. Ein besonderes Augenmerk ist auch auf die Bekämpfung der Drogenmafia zu legen. Diese ist für einen grossen Teil der herrschenden Gewalt verantwortlich.

Eine breite Beteiligung der Bevölkerung ist für eine erfolgreiche Umsetzung des Friedensabkommens unabdingbar. Im Dezember 2015 haben allerdings laut Umfragen gerade einmal 38 Prozent der Bevölkerung dem Friedensabkommen zugestimmt. Die Zivilbevölkerung muss gestärkt werden, damit sie ihren eigenen Weg zu einem friedlichen Zusammenleben findet. Insbesondere eine nachhaltige Eingliederung der Kämpfer ins zivile Leben wird zu einer Herkulesaufgabe.

Schweizer Initiative – „Semillas de Esperanza“

Wie eine regionale Umsetzung eines Friedensprozesses aussehen könnte, zeigt das Schweizer Friedensförderungsprogramm „Semillas de Esperanza“ auf. Zwei kolumbianischen Organisationen, die in der vom Konflikt besonders gezeichneten Karibikregion arbeiten, begleiten Dorfgemeinschaften in Landrechtsfragen, schaffen Möglichkeiten für einen Dialog und fördern die lokale Entwicklung. Diese Massnahmen entschärfen lokale und regionale Konflikte und leisten so einen Beitrag zum Friedensprozess in Kolumbien.

 

Artikel von: Caritas Schweiz / Caritas Suisse
Artikelbild: © MyImages – Micha – shutterstock.com

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