Kanton Tessin: Drogensituation im Jahr 2022 - Abteilung für Drogenbekämpfung
Die Drogensituation in der Schweiz im Jahr 2022 ist in etwa gleich geblieben wie im Vorjahr: An erster Stelle steht Cannabis, gefolgt von Kokain und Heroin. In dieser Hinsicht liegt unser Kanton im Bundestrend.
Im vergangenen Jahr konzentrierte sich die Arbeit der Sektion Drogenbekämpfung (SAD) der Kantonspolizei auf die Bekämpfung des Vertriebs dieser Substanzen, der sowohl von Erwachsenen als auch von Minderjährigen betrieben wird, wobei letztere hauptsächlich mit Hanf und seinen Derivaten handeln und von den lukrativen Gewinnen angezogen werden.
Obwohl sich der Drogenhandel und -konsum im Tessin seit einigen Jahren nicht wesentlich verändert hat, lassen sich doch einige Veränderungen feststellen: Von albanischen Staatsangehörigen geführte Organisationen, die ursprünglich nur mit Heroin handelten, interessieren sich nun auch für den Kokainmarkt. Die Gründe dafür liegen in der gestiegenen Nachfrage nach Kokain sowie in den höheren Gewinnen aus dem Verkauf im Einzelhandel. Ständig präsent im Kanton sind auch Drogenhändler dominikanischer Herkunft, die im Verkauf von Kokain tätig sind. Das Phänomen des Drogenhandels durch afrikanische Staatsangehörige (hauptsächlich Nigerianer) ist dagegen fast vollständig verschwunden. Auch der Konsum von Hanf, Alkohol und Drogen durch Jugendliche und Heranwachsende ist nach wie vor sehr auffällig.
Die Sicherstellungen, von denen einige an Grenzübergängen erfolgten, schwankten im Vergleich zu den Vorjahren nur geringfügig und spiegeln keine Veränderungen im illegalen Drogenhandel wider. In diesem Bereich wurden 141,4 Kilo Haschisch (42,5 im Jahr 2021), 54,9 Kilo Marihuana (29,6), 27,2 Kilo Kokain (7,2), 2,3 Kilo Heroin (21. 7), 572 Gramm Amphetamin (124,2), 136 Gramm Ketamin, 125 Gramm Ecstasy (96,8), 102 Gramm LSD (43,1), 23 Gramm Methamphetamin (425,5), sowie 1.461 Hanfpflanzen (774). Zu den Sicherstellungen an den Grenzübergängen ist zu sagen, dass ein Teil der Drogen nicht für den Schweizer oder Tessiner Markt bestimmt ist, sondern für den nordeuropäischen bzw. den benachbarten italienischen Markt. Die Zahl der Personen, die wegen Verstössen gegen das Betäubungsmittelgesetz angezeigt wurden, betrug 1’222 (1’555 im Jahr 2021), darunter 156 Minderjährige (200). Zudem gab es 79 Festnahmen (72) und 11 Todesfälle durch Überdosierung (13).
Die sichergestellten Gelder aus dem Drogenhandel beliefen sich auf 375.000 CHF und 1.429.000 EUR. Zu diesen Beträgen haben insbesondere zwei Vorfälle beigetragen: Der erste ereignete sich am Autobahnübergang Chiasso-Brogeda, wo Mitarbeiter des Eidgenössischen Zoll- und Grenzschutzdienstes (EZG) einen Lastwagen bei der Einreise in die Schweiz stoppten. Neben einem halben Kilo Kokain wurden im doppelten Boden des Aufliegers mehrere Pakete mit Banknoten im Gesamtwert von 1.113.800 Euro gefunden. Beim zweiten Vorfall wurden bei einer Durchsuchung im Raum Bellinzona neben Drogen auch Banknoten im Wert von 247.000 Schweizer Franken gefunden.
In Zusammenarbeit mit der Gruppo Visione Giovani (GVG) haben die Beamten der Sektion auch Präventionsarbeit in einigen Mittelschulen geleistet und an den vom Liceo Cantonale in Mendrisio organisierten Selbstverwaltungstagen teilgenommen. Dabei handelt es sich um Veranstaltungen, bei denen Jungen und Mädchen auf die Gefahren des Drogenkonsums aufmerksam gemacht werden. Ein weiterer Aspekt der Prävention ist die Zusammenarbeit mit Suchtverbänden. Der Austausch von Informationen über konsumierte Substanzen ermöglicht es der Sektion Drogenbekämpfung, allfällige Phänomene im Kanton zu erkennen und so rasch auf mögliche Gefahren zu reagieren.
Quelle: Kapo Tessin
Titelbild: Symbolbild (© )