Vorsicht - Senioren sind im Strassenverkehr besonders gefährdet
Der neue SINUS-Report der bfu – Beratungsstelle für Unfallverhütung zeigt auf, dass die Senioren weiterhin zu den gefährdetsten Verkehrsteilnehmenden gehören.
Während bei den unter 45-Jährigen die Anzahl der schweren Verkehrsunfälle in den vergangenen zehn Jahren um 45 % abnahm, stieg sie bei den über 65-Jährigen um 18 %. Aufgrund des demographischen Wandels und der hohen Unfallrisiken muss der Verkehrssicherheit der Senioren in unserer Gesellschaft künftig noch mehr Beachtung geschenkt werden.
Unsere Gesellschaft wird älter und das Unfallgeschehen im Strassenverkehr verschiebt sich nach wie vor hin zu den älteren Verkehrsteilnehmenden. Dieser Herausforderung muss sich die Unfallprävention stellen. Die Frage lautet also, was zur Erhöhung der Sicherheit von Senioren getan werden kann.
Während in anderen Alterssegmenten die Anzahl der schweren Unfälle deutlich abnahm (bei den unter 45-Jährigen um 45 %) oder stabil blieb, konnten die Senioren ab 65 Jahren nicht im gleichen Ausmass von den Verbesserungen in der Verkehrssicherheit profitieren. Zwar sank bei den Senioren die Zahl der Verkehrstoten leicht, bei den Schwerverletzten nahm sie aber zu, sodass sich insgesamt eine Zunahme der Anzahl schwerer Unfälle von 18 % ergab. Dieser Anstieg zeigt sich vor allem bei den Fussgänger-, Motorrad-, Fahrrad- und E-Bike-Unfällen.
„Senioren sind im Strassenverkehr eher gefährdet als gefährlich“
Der mit Abstand gravierendste Risikofaktor für die Verkehrssicherheit von Senioren ist ihre hohe körperliche Verletzlichkeit. „Senioren sind im Strassenverkehr eher gefährdet als gefährlich“, erklärt Uwe Ewert, wissenschaftlicher Mitarbeiter Forschung bei der bfu. Weitere bedeutende Risikofaktoren sind kognitive Veränderungen wie räumlich-visuelle Fähigkeiten, Informationsverarbeitungsgeschwindigkeit sowie Schwierigkeiten bei der Abschätzung von Entfernungen und Geschwindigkeiten.
Zudem hat sich auch das Mobilitätsverhalten von Senioren verändert. Dies zeigt sich beispielsweise in der hohen Zunahme von schweren Personenschäden mit dem E-Bike: Während 2011 noch 18 Senioren schwere oder tödliche Verletzungen erlitten, waren es im vergangenen Jahr bereits 65. „Der Schwerpunkt der Unfallprävention bei Senioren muss deshalb neben den Fussgängern, Auto- und Radfahrern auch bei den E-Bike-Fahrern gesetzt werden“, so Uwe Ewert.
Massnahmen zur Sicherheitserhöhung
Massnahmen im Bereich der Infrastruktur und des Fahrzeugschutzes, wie weichere oder mit Airbags ausgestattete Autofronten, sind zentral. Zusätzlich sind folgende Strategien für die Vermeidung von Unfällen älterer Verkehrsteilnehmender besonders vielversprechend:
- Hinarbeiten auf eine gesetzliche Ausrüstungsvorschrift für Kollisionsvermeidungssysteme mit Personenerkennung in Autos
- Periodische Überprüfung aller Fussgänger-Querungsstellen mit Berücksichtigung der seniorenspezifischen Anliegen
- Förderung der Umsetzung des Geschwindigkeitsregimes 50/30 innerorts bei den Behörden und Sensibilisierung der Bevölkerung
- Ausschöpfen der Behandlungsmöglichkeiten bei altersbedingten Einschränkungen und Krankheiten durch Information und Ausbildung der Ärzteschaft und Sensibilisierung der älteren Verkehrsteilnehmenden
- Evaluation der Umsetzung und Auswirkung der neuen Verordnung zur Fahreignungsabklärung
Meldung von: bfu-Medienstelle
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