Kapo Bern: BEX – die Ermittler hinter den Flammen
Wenn die Feuerwehr einen Brand gelöscht hat, ist die Arbeit für einen Teil der Beteiligten erledigt.
Doch für eine spezielle Einheit der Kantonspolizei Bern beginnt erst jetzt die eigentliche Herausforderung:
Das Dezernat Brände und Explosionen, kurz BEX, übernimmt den Fall. Aber was genau machen die Mitarbeitenden des BEX und warum ist deren Arbeit so entscheidend? Tauchen wir ein in einen spannenden und vielfältigen Beruf.
Die Ursache eines Brandes zu klären, ist eine komplexe Angelegenheit: Was für das ungeübte Auge nach totaler Zerstörung aussieht, ist für die Experten des BEX eine Art Puzzle: Jeder verkohlte Stuhl, jede verbrannte Wand erzählt eine Geschichte. Die Aufgabe der Ermittler ist es, diese Geschichte aufzudecken – Schicht für Schicht, bis das Rätsel gelöst ist.
Das ist das Besondere an diesem Job: „Manchmal können wir die Brandursache genau ermitteln, manchmal nur auf wenige mögliche Szenarien eingrenzen. Es gibt aber auch Fälle, wo es schlicht unmöglich ist, mit letzter Sicherheit zu sagen, was passiert ist“, erklärt Frank Marggi, Brandermittler bei der Kantonspolizei Bern.
In der Regel sind die Einsatzkräfte der Feuerwehr die Ersten am Brandort. Sie löschen das Feuer und sorgen für Sicherheit, etwa durch eine Brandwache, die sicherstellt, dass nichts erneut aufflammt oder einstürzt. Das BEX ist meistens auch von Anfang an dabei, um erste Informationen zu beschaffen oder den Brandverlauf zu dokumentieren. Sobald der Brand durch die Feuerwehr gelöscht ist, beginnt die eigentliche Arbeit des BEX.
Ein Blick in die Russschichten
Die Ermittler sprechen mit allen Beteiligten – von der Feuerwehr bis zu den Betroffenen. Diese ersten Gespräche liefern wichtige Hinweise, selbst wenn die Situation chaotisch ist. Gleichzeitig werden Fotos des Brandortes gemacht und, falls verfügbar, Bildmaterial von vor dem Brand organisiert. So kann dokumentiert werden, wie sich der Ort verändert hat.
Durch die Untersuchung der Umgebung, der Russschichten und der verbleibenden Strukturen können die BEX-Experten den Verlauf des Feuers rekonstruieren. Wo ist das Feuer ausgebrochen? Wie haben sich Wind und Materialien ausgewirkt? Wie hat sich das Feuer entwickelt? Die Antworten auf diese Fragen sind oft entscheidend, um den Ursprung des Feuers und dessen Ursache zu finden.
Mit Geduld und Fingerspitzengefühl
Die Arbeit des BEX ist wie ein Puzzle: Stück für Stück werden Informationen zusammengesetzt. Dabei kommen spezialisierte Werkzeuge und Methoden zum Einsatz, etwa Spürhunde, die Brandbeschleuniger erschnüffeln können, oder Laboranalysen von entnommenen Proben. „Wir nehmen manchmal Brandschutt oder Flüssigkeiten in Glasbehältern mit oder sichern Stoffproben luftdicht. Diese werden im Institut für Rechtsmedizin analysiert. Elektronische Geräte und Plastikverschmelzungen untersuchen wir selbst in unserer Werkstatt“, beschreibt Berroud, ebenfalls Brandermittler bei der Kantonspolizei Bern.
Zusätzlich zu den physischen Spuren fliessen auch die Aussagen der Betroffenen, die Dokumentationen vor Ort und die Analysen der Proben in das Gesamtbild ein. Das Ergebnis der Ermittlungen wird in einem Bericht festgehalten.
Brandursachenermittlung erfordert nicht nur Fachwissen, sondern auch Detailgenauigkeit und eine gute Beobachtungsgabe. „Es sind oft Nuancen in den Spuren, die den Unterschied machen. Man muss ein Auge für Details haben und bereit sein, körperlich zu arbeiten – oft draussen und bei jedem Wetter“, so Berroud. Gutes Allgemeinwissen in Chemie, Elektrik und Mechanik ist ebenso wichtig wie die Fähigkeit, aus den Erfahrungen von Kollegen zu lernen. „Man wächst in den Job hinein. Vieles ist Learning by doing – sei es durch den Austausch im Team oder durch die Auseinandersetzung mit Fachliteratur“, ergänzt er. Der Arbeitsalltag des BEX erfordert eine vielseitige Ausrüstung: Schaufeln, Mauerkellen, Feuerwehrkleidung und Masken gegen Schadstoffe wie Asbest gehören dazu.
Ein Job mit Ergebnis
Das BEX wird bei allen unklaren Brandursachen hinzugezogen, insbesondere wenn Menschen verletzt wurden. In einfachen, klaren Fällen ist der Einsatz des BEX hingegen nicht immer notwendig. Grundsätzlich wird BEX jedoch bei jedem Brand informiert, um zu entscheiden, ob weitergehende Ermittlungen nötig sind.
Am Ende ihrer Ermittlungen können die Experten des BEX oft eine Antwort liefern, was das Feuer verursacht hat – und ob es sich dabei um einen Unfall, eine Fahrlässigkeit oder um Brandstiftung handelte. „Das Schönste an diesem Beruf ist, dass man am Schluss oft ein greifbares Ergebnis hat – selbst wenn es nur die Erkenntnis ist, was nicht der Auslöser war“, fasst Berroud zusammen.
Fazit: die stillen Helden der Brandermittlung
Für die Arbeit beim BEX braucht es eine Kombination aus detektivischem Spürsinn, technischem Know-how und Erfahrung. Die Experten des BEX sind die stillen Helden, die im Hintergrund wirken – und doch entscheidend dazu beitragen, dass Brände nicht nur gelöscht werden, sondern dass auch deren Ursache ermittelt wird.
Quelle: Blog der Kantonspolizei Bern
Bildquelle: Kantonspolizei Bern