Bern BE: Wurde ein Lehrling der Kantonspolizei von Ausbildern gemobbt?
Ein Lehrling musste letztes Jahr die Stelle wechseln, weil er von den Ausbildnern der Kapo Bern herabwürdigend behandelt worden sei.
Die Eltern werfen der Polizei Mobbing vor.
Die Lehre als Fachmann Betriebsunterhalt begann der Sohn 2014 bei der Kantonspolizei. Dort war das Verhältnis zwischen ihm und seinen Ausbildnern alles andere als harmonisch, wie der „Berner Zeitung“ zu entnehmen ist. Gemäss einer aufsichtsrechtlichen Anzeige der Eltern an die kantonale Polizeibehörde, die der Zeitung vorliegt, musste der Lehrling einiges über sich ergehen lassen.
Laut dem Schreiben habe er etwa zu hören bekommen, man erkläre ihm eine Sache gerne nochmals so, „dass es auch die Dummen und Behinderten verstehen“. Bei Krankheit sei er des Drogenkonsums verdächtigt worden. Auch seine Freundin sei in die fiesen Äusserungen miteinbezogen worden: „Weiss sie, dass du komisch bist?“, sei er gefragt worden.
„Wir finden immer Fehler, wenn wir wollen“
Von solchen Kommentaren eingeschüchtert, habe er in der Folge kaum mehr nachgefragt, wenn ihm etwas nicht klar gewesen sei, heisst es weiter. Tragische Ironie: In den Qualifikationen der Kantonspolizei wird dem Lehrling wiederholt attestiert, „keine Rückfragen“ zu stellen, sondern „schlicht und einzig auf Instruktionen“ zu warten. Zudem sei er nicht kritikfähig.
Laut Eltern legte die Kantonspolizei dem Sohn 2016 nahe, von sich aus zu kündigen – weil dies einfacher sei. Gar zu Drohungen sei es gekommen: „Wir finden immer Fehler, wenn wir wollen, um ein Lehrverhältnis aufzulösen“, sei von Seiten des Arbeitgebers geäussert worden. Aufgrund der unhaltbaren Situation ihres Sohnes stimmten die Eltern einem Betriebswechsel schliesslich zu.
Neuer Arbeitgeber lobt Lehrling
In der Antwort auf die aufsichtsrechtliche Beschwerde schreibt Regierungsrat Hans-Jürg Käser (FDP), dass das Lehrverhältnis „von Beginn an nicht einfach“ und „überdurchschnittlich aufwendig“ gewesen sei. Allerdings räumt er ein, dass der Umgangston der Ausbildner „nicht ausnahmslos dem Niveau entsprach, das von einem Arbeitgeber bzw. Lehrbetrieb erwartet werden kann. Dies bedauern wir sehr und entschuldigen uns bei lhnen und lhrem Sohn dafür.“
Der neue Betrieb, ein Hotel in der Stadt Bern, lobt den jungen Mann. Er frage nach, wenn etwas nicht klar sei, trage zu einem guten Klima bei und könne mit Kritik umgehen, kurzum: Er erfülle in diesem Bereich „in allen Punkten die Ziele“, heisst es im letzten Zeugnis.
Quelle: 20min.ch / sul
Artikelbild: Symbolbild © sevenMaps7 – shutterstock.com