Parlamentswahl in Pakistan 2018: Christen wohl erneut deutlich unterrepräsentiert

Am Mittwoch, 25. Juli, werden in Pakistan die 342 Abgeordneten sowie der Senat (104 Sitze) gewählt. Dazu kommen Wahlen in den vier Provinzen. Für die ungefähr gleich grossen Minderheiten der Christen und Hindus sind Sitze reserviert.

Christen sind wohl erneut deutlich unterrepräsentiert.

Das politische System sieht vor, dass es zwei Arten von Sitzen gibt: Allgemeine Sitze, die durch eine direkte Wahl besetzt werden und um die sich jeder bewerben kann. Diese werden grundsätzlich von Muslimen gewonnen. Dazu kommen für Frauen und Minderheiten reservierte Sitze. Diese werden von den Parteien entsprechend der Anzahl ihrer gewonnenen allgemeinen Sitze besetzt.

Diese Minderheitensitze werden nicht durch Wahlen vergeben, sondern von den politischen Parteien entsprechend ihrer Grösse zugeteilt. In der Praxis hat sich das System für die hinduistische Minderheit als viel vorteilhafter erwiesen als für die christliche Minderheit. Obwohl beide etwa über den gleichen Anteil an der Gesamtbevölkerung verfügen, erhalten die Christen nur etwa halb so viele Sitze wie die Hinduisten und sind somit stark unterrepräsentiert.

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Deutlich unterrepräsentiert

Die Wahlen finden am 25. Juli statt, aber die Nominierungen der verschiedenen Parteien für die reservierten Sitze wurden der Wahlkommission Pakistans schon am 11. Juni vorgelegt. Hindus und Christen machen jeweils etwa 1,6 Prozent der Gesamtbevölkerung aus. Im nationalen Parlament sind 342 Sitze zu belegen, 10 Sitze (2,92 Prozent der Sitze) gehen an die Minderheiten. Aus den Nominierungen kann errechnet werden, dass die Hindus sechs oder sieben der zehn reservierten Sitze erhalten (1,75 bis 2,05 Prozent), Christen zwei bis drei (0,58 bis 0,88) und die zoroastrische Gemeinschaft einen (0,34).

In den letzten fünf Jahren waren sechs Hindus, drei Christen und ein Zoroastrier auf den zehn reservierten Sitzen in der Nationalversammlung. Davor, von 2008-2013, gab es acht Hindus und zwei Christen.

Wegen wirtschaftlicher Schwäche untervertreten

Viele Mitglieder religiöser Minderheiten sind er Meinung, dass das System der reservierten Sitze fehlerhaft ist. Kritisiert wird, dass die Parteien ihnen gewogene „Ja-Sager“ einsetzen, anstatt solche zu nominieren, die sich für die Interessen der jeweiligen Minderheit engagieren würden.

William Barkat, ein Christ, der in der letzten Regierung in der Provinz Belutschistan Mitglied der Versammlung war, sagte, dass viele reiche hinduistische Geschäftsleute in der Provinz Sindh in der Lage waren, ihrer Partei eine riesige Menge Geld zu geben, um auf einen reservierten Platz zu kommen: „Aber Christen sind meist sehr arm und können nicht bezahlen, um auf Prioritätenlisten gesetzt zu werden“, erklärt Barkat.

„Alle Spitzenpositionen werden an finanziell sehr starke Hindus vergeben“, erklärt auch der christliche Ex-Parlamentarier George Clement. „Die Hindu- und Sikh-Kulturen sind für die pakistanische muslimische Mehrheit viel attraktiver als die der Christen. Die Beziehung zu den Christen ist komplex. Sie werden manchmal als Menschen von niederer Herkunft wahrgenommen, weil viele aus unterdrückten Familien stammen.“ Sie leben oft ärmlich, arbeiten als Strassenkehrer oder Reinigungskräfte und gelten für viele Muslime als unrein.

Zudem würden sie immer noch mit den ehemaligen britischen Kolonialherren assoziiert und sie gehören zu den Leidtragenden des westlichen Krieges gegen den Terror.

Laut Clement dienen diese Sitze weniger den Minderheiten, sondern eher den Finanz- und Wahlinteressen ihrer Parteien, die die Christen oft nicht bedienen können.

Unabhängige Vertretung gefordert

Tahir Mehdi, ein politischer Analytiker, der selbst Muslim ist und sich für die Minderheiten einsetzt, ist für die Abschaffung dieser reservierten Sitze. „Jedes auf Religion basierende Repräsentationssystem vergrössert die Kluft zwischen Minderheiten und der Mehrheit.“ Ihm schwebt vor, dass die Minderheiten unabhängig von den grossen muslimischen Parteien mit Sitzen im Parlament vertreten sind.

 

Quelle: Open Doors Schweiz
Titelbild: Natanael Ginting – shutterstock.com

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