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Den warmen Winter geniessen

18.03.2014 |  Von  |  Beitrag

Den drittwärmsten Winter in 150 Jahren Wetteraufzeichnung kann die Schweiz in der Saison 20123/2014 verzeichnen.

Nur 1989/1990 und 2007/2008 waren die Winter in der Schweiz durchschnittlich wärmer. Was frostempfindlichen Zeitgenossen entgegenkommt, ist für Wintersportler und für die Betreiber von Wintersportanlagen ein echtes Problem.


Während die einen mit erhobenem Zeigefinger den warmen Winter auf den vielbesprochenen Klimawandel zurückführen, bleiben andere entspannt und gelassener. Immerhin hat es schon wärmere Winter in der Erdgeschichte gegeben, auch auf dem Gebiet der heutigen Schweiz.

Ski und Rodel nur bedingt gut

Bei Frau Holle scheint in diesem Jahr die faule Pechmarie im Einsatz zu sein. Während im Schweizer Flachland kaum eine Schneeflocke den Weg bis zum Boden fand, blieb die weisse Pracht auch in den höheren Regionen überschaubar. So präsentierte sich die Schweiz nur dort als Winterwunderland, wo die Betreiber der Wintersportanlagen mit viel Aufwand und jeder Menge Schneekanonen selbst für annehmbare Wintersportbedingungen sorgten.

Dabei musste der Spass an Ski und Rodel nicht ganz ausfallen. Und einige Schweizurlauber können dem ungewöhnlich warmen Winterwetter sogar etwa abgewinnen: Sie frieren weniger oft, wenn sie auf den Pisten und Hängen nach dem echten Winterspass suchen.

Wer ist schuld?

Wie immer, wenn irgendetwas von der Regel abweicht, wird schnell die Schuldfrage gestellt. Wer oder was ist nun schuld am wenig frostigen Winter? Die Beschwörer der Klimawandel-Theorie kommen jetzt voll auf ihre Kosten. Immerhin war dieser Winter bislang an einzelnen Orten in der Schweiz sogar der wärmste seit Beginn der Wetteraufzeichnung.

Statistiker beobachten in den letzten 30 Jahren die immerhin drei wärmsten Winter seit 150 Jahren. Dabei sind die Werte nur wenig aussagekräftig. So meinen es zumindest die, die den Wechsel zwischen wärmeren und kälteren Epochen in der Erdgeschichte als völlig normal konstatieren. Da ändern auch 15 Jahrzehnte Wetteraufzeichnung nicht, da dies letztlich nur ein Wimpernschlag in der Entwicklung unseres Planeten ist. So bleibt die Schuldfrage offen zumal die Schweiz im System der „industriellen Klimamacher“ ohnehin nur ein Glied in einer recht langen Kette ist.

Die warme Schweiz geniessen

Auch ohne Unmassen von Schnee und frostige Temperaturen lässt sich der Winter in der Schweiz geniessen. Wer im Flachland mit Regenschirm und guter Laune bewaffnet die grossen Orte besucht, entdeckt auch so Liebenswertes und Wissenswertes, und der Charme der Schweizer lässt sich auch vom Wetter nicht wirklich beeinflussen. Für die, welche die Schweiz eher als typisches Wintersportland erleben wollen, bietet auch der warme Winter auf künstlich beschneiten Hängen im Voralpenbereich noch jede Menge Winterspass.

Der ist zwar beschränkt auf die entsprechend vorbereiteten Bereiche, macht aber trotzdem Spass. Den lassen sich auch die Betreiber der Hütten nicht nehmen. Auch wenn die Besucherzahlen nicht so berauschend sind, wie in echten Wintern, bleiben die Wirte und Betreiber von Pensionen optimistisch.

Der März kann auch noch Winter bringen

Immerhin ist es nicht das erste Mal, dass besonders in der ersten Märzhälfte der Winter nach verhaltenem Start trotzdem noch einmal so richtig zuschlägt. Dann kann es nicht nur noch einmal richtig kalt werden. Auch schneiendes Weiss von der Alpengipfeln bis ins Flachland hinein ist immer noch möglich. Erst 2006 hat der Winter bewiesen, dass er auch nach mildem Start vor Ostern noch einmal mit richtig viel Schnee punkten kann. Darauf freuen sich auch die Urlauber, die nicht in der typisch teuren Wintersaison die Schweiz gebucht haben.


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Bemerkenswert für diesen Winter waren auch jede Menge Sonne und andernorts jede Menge Regen. (Bild: Sundraw Photography / shutterstock.com)


Sonne und Regen

Bemerkenswert für diesen Winter waren auch jede Menge Sonne und andernorts jede Menge Regen. Während im Schweizer Mittelland einige Orte wahre Rekorde bezüglich der Sonnenscheindauer verzeichnen konnten, versanken Orte im Tessin wie Lugano im Niederschlag. Über dreimal mehr als im saisonalen Mittel brachten über 635 Millimeter im Durchschnitt. Fast schon dankbar können die Experten hier sein, dass diese Niederschlagsmengen nicht durchgehend als Schnee gefallen sind. So hat eben auch ein warmer Winter in der Schweiz seine ganz eigenen Reize, die man je nach Lage eben nur geniessen lernen muss.

Die warme Schweiz macht auch Spass

Selbst wenn viele Winterurlauber von der Schweiz doch mehr Winterfreuden erwartet hatten, fällt die Bilanz der Urlauber nicht zwingend negativ aus. Vor allem die, die die Schweiz in vielen Facetten kennenlernen wollten, sind auch ohne Ski und Rodel auf ihre Kosten gekommen.

Das milde Winterwetter mit überwiegend schneefreien Strassen hat dafür gesorgt, dass viele Urlauber die Schweiz als echtes Reiseland erleben konnten. So wurden dann auch Orte weitab der eigentlich gebuchten Ferienregion aufgesucht. Das bringt den Gästen ein deutlich umfassenderes Bild von der Schweiz, die nicht nur in den Wintersportregionen mit typischen Reizen bezaubern kann.

Enttäuscht waren eher jene, die sich die Schweiz lediglich als Wintersportziel ausgesucht hatten. In einigen Regionen mit entsprechenden Höhenlagen und Ausrüstung mit Beschneiungsanlagen war der Wintersport zwar begrenz möglich, brachte dann aber meist nicht den vollen Spass. Flexible Reisende machten aus dem eigentlich geplanten Skiurlaub auch gern einen Wanderurlaub und erlebten die warme Schweiz von einer eher nicht erwarteten Seite. Bezaubernd sind die Landschaften und Orte in der Schweiz allemal – nicht nur im richtigen Winter.

 

Oberstes Bild: © Maridav – shutterstock

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