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Die Schweiz braucht mehr Informatiker

18.09.2014 |  Von  |  Beitrag

Informatiker werden in der Schweiz immer gefragter. Der einheimische Nachwuchs reicht allerdings nicht aus, um die enorme Nachfrage zu decken. Denn bis zum Jahr 2022 müssen über 80’000 neue Spezialisten rekrutiert werden.

Das Berufsfeld der Informations- und Kommunikationstechnik (ICT) hat in den letzten Jahren ein rasantes Wachstum erfahren. Alleine seit 2011 hat sich die Zahl der Beschäftigten in diesem Bereich um 21’000 auf insgesamt 197’000 erhöht. Laut dem Berufsverband ICT-Berufsbildung Schweiz stellt dieses überdurchschnittlich grosse Wachstum die ICT-Branche vor enorme Herausforderungen.

Seit 2010 untersucht der Berufsverband im Zweijahresrhythmus die Situation der ICT-Fachkräfte in der Schweiz. Zudem stellt er Prognosen darüber auf, wie viele Fachkräfte die Branche in den kommenden Jahren benötigen wird.

Lehrstellen schaffen ist die einzige Lösung

Laut Jörg Aebischer, dem Geschäftsführer des Verbandes, haben die Unternehmen aber bisher sehr gute Arbeit dabei geleistet, dem Problem entgegenzuwirken. So ist seit 2009 die Zahl der bestehenden Lehrverträge um fast 25 % gestiegen. Dies sei eine Entwicklung, mit der man beim Verband nicht gerechnet habe, so Aebischer vor den Medien.

Auch die zusätzlichen Massnahmen der vergangenen Jahre beginnen laut Aebischer Wirkung zu zeigen. So sei seit 2009 die Zahl der Ausbildungsplätze in der beruflichen Grundbildung um 23 % gestiegen. Die Förderung in diesem Bereich ist laut Aebischer besonders wichtig, denn die berufliche Grundbildung sei die Grundvoraussetzung, um weitere Absolventen der Fachhochschulen und Universitäten zu erhalten, die in der Branche besonders gefragt seien.

Trotz dieser positiven Zahlen bleibe das Problem des Fachkräftemangels aber weiter bestehen, so Aebischer. Nach seiner Aussage liegt die Hauptverantwortung hier weiterhin bei den Unternehmen. Diese müssten in einem noch viel grösseren Masse als bisher neue Lehrstellen für die ICT-Ausbildung schaffen. Allerdings könne dies das Problem ebenfalls nicht zufriedenstellend lösen, weswegen die Unternehmen auch weiterhin ausländische Fachkräfte rekrutieren müssten, um den Bedarf zu decken.

ICT-Branche wächst rasant

Bereits seit 1991 wächst das ICT-Berufsfeld viermal schneller als der Schweizer Durchschnitt, so die Ergebnisse der neuesten ICT-Studie. Auf Basis dieser Zahlen hat der Berufsverband ein Szenario aufgestellt, welches prognostiziert, dass durch Wirtschaftswachstum, Pensionierungen, Strukturwandel und Abwanderungen rund 87’000 zusätzliche Fachkräfte bis zum Jahr 2022 rekrutiert werden müssen.

Ungewissheit bringt hier allerdings die Zuwanderungsinitiative, die im Februar dieses Jahres verabschiedet wurde. Wie Ökonom Nils Braun ausführt, liegt die Zuwanderungsrate im ICT-Bereich bereits heute bei überdurchschnittlichen 12 %. Bleibt dieser Wert bestehen, dann würde sich der ICT-Fachkräftemangel bis zum Jahr 2022 voraussichtlich auf knapp 14’000 Personen belaufen.

Je nach Umsetzung der Einwanderungsinitiative könnte sich diese Zahl aber leicht mehr als verdoppeln, insbesondere dann, wenn ab 2017 Kontingente eingeführt werden. Aufgrund der langen Ausbildungsdauer ist die Branche allerdings auch in Zukunft auf überdurchschnittliche Zuwanderungszahlen angewiesen.

 

Informatiker-Goodluz-Shutterstock.com

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