Benimm-Seminare: die Schule des richtigen Benehmens

Wie isst man eigentlich Krustentiere und Muscheln? Welche Getränke eignen sich als Aperitif? Welche Fehler dürfen einem bei der Begrüssung und Vorstellung von Gästen auf keinen Fall unterlaufen? Wie wird die Krawatte richtig gebunden?

Solche und ähnliche Fragen stehen im Mittelpunkt von sogenannten Benimm-Seminaren. Diese erfreuen sich aktuell grosser Beliebtheit, denn auf ein angemessenes Auftreten wird in geschäftlichen Zusammenhängen immer grösserer Wert gelegt. Zahlreiche Studien haben längst bewiesen, dass bei der ersten Begegnung mit einer fremden Person der erste (und äussere) Eindruck darüber entscheidet, wie wir diese Person einschätzen. Fällt also der erste Eindruck negativ aus, so ist eine spätere Korrektur nicht ganz so einfach.

Seminare nicht nur für die Chefetage interessant

Angesichts dieser Fakten schickt eine stets wachsende Anzahl von Firmen ihre Mitarbeiter zu Benimm-Seminaren, wobei die Angestellten, die Kundenkontakt haben, natürlich im Mittelpunkt der Fortbildungsmassnahmen stehen. Insbesondere bei Vertriebs- und Marketing-Mitarbeitern kommt einem guten ersten Eindruck besondere Bedeutung zu. Schliesslich entscheidet dieser mit über den Erfolg eines Geschäftes. Viele Unternehmen sind indes dazu übergegangen, auch Auszubildende und Mitarbeiter anderer Abteilungen zu diesen Seminaren zu schicken, um im Sinne einer gelebten Unternehmenskultur für ein entsprechendes Auftreten Sorge zu tragen.

Benimm-Seminare: Event und Teambuilding

Benimm-Seminare sind eine gelungene Mischung aus Event und Incentive, Weiterbildungsveranstaltung und Massnahme zum Teambuilding. Meist finden die Seminare in einem Hotel statt, häufig auch auf einer Burg oder einem Schloss – die angenehme Atmosphäre trägt massgeblich zum Wohlbefinden bei und verleiht den Seminaren deutlichen Event-Charakter.

Da viele Regeln der Etikette mit angemessenem Essen und Trinken zu tun haben, gehören aus mehreren Gängen bestehende Menüs zum festen Bestandteil der Seminare. Hier können die Teilnehmer die in der Theorie gelernten Regeln anwenden und einüben. Im besten Falle können solche Anlässe gezielt dazu genutzt werden, den Stress und die Hektik des Alltags abzubauen und jenseits der gewohnten Routine etwas Neues zu lernen und ein wenig abzuschalten.

Durchaus eine Herausforderung

Wer jetzt aber denkt, Benimm-Seminare sind Entspannung pur bei gutem Essen, der täuscht. Denn es gibt zahlreiche Benimm-Regeln und Aspekte der Seminare, die durchaus anstrengend sein können. Fettnäpfchen, in die man bei gesellschaftlichen Anlässen treten kann, gibt es schliesslich reichlich. Als Beispiel sei hier die Zerlegung eines liegenden Hummers genannt – durchaus eine Herausforderung! In diesem Zusammenhang ist es besonders wichtig, dass die Atmosphäre im Seminar locker und entspannt ist. Ziel soll es schliesslich sein, den Teilnehmern etwas beizubringen und nicht, sie blosszustellen.


Bei Benimm-Seminaren lernen die Teilnehmer auch die wichtigsten Regeln der Tisch-Etikette. (Bild: Rihardzz / Shutterstock.com)
Bei Benimm-Seminaren lernen die Teilnehmer auch die wichtigsten Regeln der Tisch-Etikette. (Bild: Rihardzz / Shutterstock.com)


Mit Messer und Gabel essen

Sie werden jetzt vielleicht denken: das habe ich schon im Kindergarten gelernt! Warum also drehen sich dennoch viele Benimm-Seminare insbesondere um die Verwendung von Messer, Gabel & Co.? Ganz einfach: hier liegen besonderes viele Fehlerquellen. So lernen die Teilnehmer beispielsweise, das Besteck immer von aussen nach innen zu verwenden, Weingläser ausschliesslich am Stil zu greifen oder die Serviette auf dem Schoss und nicht neben dem Teller abzulegen. Auch wenn das quasi die Basics sind, so werden sie längst nicht von allen beherrscht. Aufgaben wie das Entblättern einer Artischocke oder das Hantieren mit Schalentieren sind indes die Königsdisziplin.

Begrüssung und Vorstellung

Doch natürlich gehen Benimm-Seminare über die Etikette beim Essen hinaus. Wichtig ist beispielsweise auch die richtige Begrüssung und Vorstellung von Gästen. Wer wird zuerst begrüsst? Und wie? In welcher Reihenfolge und auf welche Art werden Anwesende angemessen vorgestellt? Solche Situationen bieten viele Möglichkeiten, Fehler zu machen.

Small Talk will gelernt sein

Wer glaubt, Small Talk kann jeder, der irrt. Auch hier warten zahlreiche Fettnäpfchen, die es zu umgehen gilt. Denn es geht hier nicht nur um Spontaneität und Wortwitz, sondern in besonderem Masse auch um Sensibilität, darum, die Situation richtig einzuschätzen und angemessen zu agieren.

Der Dresscode

Auch die Wahl des richtigen Outfits ist Bestandteil vieler Benimm-Seminare. Dabei geht es nicht nur um die richtige Länge und das richtige Binden der Krawatte, sondern insbesondere um den Dresscode im Geschäftsbereich. Denn auch hier gibt es, je nach Branche und Anlass, grosse Unterschiede, die man bei der Wahl des richtigen Outfits bedenken muss. Während beispielsweise im Finanzgewerbe grosser Wert auf eine konservative Kleidung gelegt wird, darf es in der Werbebranche durchaus etwas legerer sein. Auf was es hier zu achten gilt und welche Tabus die Klamottenwahl einschränken, lernen die Teilnehmer im Seminar.

Wichtig ist hier auch zu wissen, dass nicht jede Kleidung zu jedem Typ passt, sodass pauschale Tipps oft nicht ausreichen. Daher ist in viele Benimm-Seminare eine Art Typ- und Stilberatung integriert, bei der der einzelne lernt, welche Klamotten oder Frisuren zu seinem Typ passen und welche nicht.

Dem Wandel der Zeit unterworfen

Natürlich sind Regeln des Benehmens, wie alles andere auch, dem Wandel der Zeit unterworfen. Nicht alles, was zu Lebzeiten des Freiherrn Knigge als angemessen galt, ist es heute immer noch. Zudem sind auch neue Herausforderungen und Regeln entstanden, beispielsweise hinsichtlich des Umgangs mit Smartphones oder sozialen Netzwerken wie Facebook, Twitter & Co. Insbesondere angesichts des Wandels, dem Benimm-Regeln unterworfen sind, werden Benimm-Seminare wohl nie an Bedeutung verlieren.

 

Oberstes Bild: © Vereshchagin Dmitry – Shutterstock.com

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