Kapo Bern: Kantonale Einsatzzentrale - eine ereignisreiche Nacht

Im ersten Teil unseres Einblicks in die Kantonale Einsatzzentrale (KEZ) haben wir den stellvertretenden Schichtleiter Patrick Hängärtner durch eine Frühschicht begleitet.

Heute nehmen er und die Kolleginnen und Kollegen von Feuerwehr, Sanität und Polizei uns mit auf einen Nachtdienst.



Briefing

Früher Abend: Das Briefing für den Nachtdienst beginnt. Der Schichtleiter berichtet von einem bewegten Nachmittag. Auch die Liste der Veranstaltungen für heute Abend verspricht schon jetzt einiges. Noch einige organisatorische Absprachen und dann geht es los: Ein Arbeitsplatz nach dem anderen wird abgelöst, denn der Betrieb muss natürlich auch während des Schichtwechsels aufrechterhalten werden. Als heutiger Schichtleiter nehme ich auch direkt mit den Kolleginnen und Kollegen der Feuerwehrnotrufzentrale der Berufsfeuerwehr und der Sanitätsnotrufzentrale Kontakt auf.

Wir sind startklar.

Die Nadel im Heuhaufen. Oder im Wald?

Einer der ersten Anrufe löst gleich einen grösseren Einsatz aus. Eine ältere Person wird vermisst. Die ersten Abklärungen am Telefon deuten darauf hin, dass sie sich in einem Waldgebiet aufhalten könnte. Wir bieten Drohnenpiloten, einen Personensuchhund und weitere Patrouillen auf. Weil alles schnell gehen muss, werden die Führungsentscheide und Planungen durch die Einsatzzentrale getätigt, in Absprache mit den Partnerorganisationen. Nach und nach übernimmt die erste Patrouille vor Ort die Führung und teilt die Suchsektoren zu. Dann die erlösende Meldung: Der Personensuchhund hat eine „heisse“ Spur. Kurze Zeit später wird die Person wohlbehalten gefunden. Es scheint, dass sie sich verlaufen hatte und nun bereits etwas unterkühlt ist.

Die Sanität ist sehr rasch vor Ort: Da die Einsatzzentrale über die Suchaktion informiert war, ist ein Rettungswagen auf dem Rückweg von einem anderen Einsatz einen kleinen Umweg gefahren und war deshalb gleich in der Nähe. Ein grosser Vorteil der gemeinsamen Zentrale: Mitgedacht ist halb gewonnen.

Wildschweine auf der Autobahn

Innert einer Minute erreichen uns mehrere Anrufe: Eine Wildschweinfamilie hat sich auf die Autobahn verirrt. Schnell und eingespielt leiten wir die ersten Sofortmassnahmen ein: Die entsprechenden Signale auf der Autobahn werden geschaltet und eine Meldung an die Verkehrsmanagementzentrale in Emmen abgesetzt. Diese veranlasst sofort eine Verkehrsmeldung im Radio. Wir beordern zwei Patrouillen vor Ort, parallel dazu bieten wir den Wildhüter auf.

Die Autobahn muss kurzzeitig ganz gesperrt werden, eine herausfordernde Aufgabe für alle Beteiligten. Obwohl alle Massnahmen schnell ausgelöst wurden, ist es leider bereits zu einer Kollision gekommen. Die Patrouille und der Wildhüter haben unterdessen das Loch im Wildzaun gefunden und veranlassen die Reparatur. Die Wildschweinfamilie hat derweil die Autobahn bereits wieder verlassen. Entwarnung, die Autobahn kann wieder geöffnet werden. Der Werkhof wird aufgeboten, um das Loch im Zaun zu reparieren. Der Puls senkt sich wieder auf Normalzustand.

Im Netz der Spinne

Als Nächstes ruft eine Dame an, weil sie eine grosse unbekannte Spinne in der Wohnung gefunden hat. Da so spät niemand sonst telefonisch erreichbar ist, dachte sie, sie wende sich an die Polizei. Per E-Mail schickt sie uns ein Bild des Ungeheuers zu. Ja, das ist wirklich eine etwas grosse Spinne. Nach einigen Telefonaten können wir die Frau aber beruhigen: Es handelt sich um eine einheimische Art, eine Tegenaria atrica oder auf Deutsch eine Grosse Winkelspinne. Die Spinne habe sich derweil irgendwo in der Wohnung verkrochen, erklärt die Anruferin gefasst. Aber da es sich ja nicht um eine exotische, vielleicht giftige Spinne handle, könne sie nun trotzdem beruhigt schlafen gehen.

Verbrannter Mitternachts-Snack

Später in der Nacht kommt Hektik auf: Diverse Anrufe melden Rauch in einem Mehrfamilienhaus. Alle drei Organisationen bieten ihre Mittel auf. Schon bevor die Einsatzkräfte vor Ort sind, finden die ersten Absprachen zwischen Polizei, Feuerwehr und Sanität in der gemeinsamen Einsatzzentrale KEZ Bern statt, einer der grössten Vorteile, dass wir im gleichen Raum arbeiten. Schnell und unkompliziert können wir die Sofortmassnahmen besprechen: Rettungsachse bestimmen, Sammelpunkt der zu evakuierenden Bewohner/-innen festlegen usw. All das erleichtert den Front-Mitarbeitenden ihre Arbeit vor Ort. Zum Glück stellt sich schnell heraus, dass niemand verletzt wurde. Ein vergessener Mitternachts-Snack auf dem Herd hatte für Rauch im ganzen Haus gesorgt.

Wir kommen sofort – aber wohin?

Das Wichtigste für alle Blaulicht-Organisationen ist, zu wissen, wo der Einsatzort ist. Es ist nicht immer einfach, das schnell herauszufinden. So auch bei einer Meldung an die Sanitätsnotrufzentrale später in der Nacht. Nach einigem Nachfragen konnte der ungefähre Ort ausfindig gemacht werden. Aufgrund der Schilderung hat die Kollegin entschieden, auch die Rega aufzubieten. Eine Polizeipatrouille fährt vor Ort, um die Rega einzuweisen. Nach einer zweiten Meldung und zusätzlichen Angaben ist klar, dass es sich um einen Selbstunfall mit einem Auto handelt. Zudem kennen wir nun den genauen Standort. Wir übergeben den Einsatz deshalb noch elektronisch an die Feuerwehr – ein kurzer Blick, Daumen hoch und schon ist auch die Feuerwehr aufgeboten.

Die Polizei und die Rega sind als Erste vor Ort, nach kurzer Zeit treffen auch die weiteren Einsatzkräfte ein. Die verunfallte Person kann von der Feuerwehr unter Mithilfe des Rettungsdienstes rasch aus dem Fahrzeug gerettet werden. Die Zusammenarbeit in der Zentrale und am Ereignisort hat reibungslos funktioniert.

Nachbarschaftshilfe auf Kantonsebene

Es folgt ein Anruf der Einsatzzentrale Solothurn: Einbruchalarm! Habt ihr jemanden in der Nähe? Ein Blick auf die Karte – wir können zwei Patrouillen losschicken. Noch schnell den Funkkanal bestimmen und schon ist der gemeinsame Einsatz am Laufen. Unsere Patrouille ist als erste vor Ort. Nachdem das Gebäude umstellt ist, folgt die Meldung: Es war ein Fehlalarm. Ein Lieferant hat die Alarmanlage falsch bedient.

Der Nachtdienst geht langsam zu Ende

Am Funk wird es nochmals lebhaft. Die Patrouillen des Nachtdienstes stellen nach und nach den Dienst ein für heute. Die neuen Patrouillen melden sich an und rücken aus. Letzte Vorbereitungen für die Übergabe in der Zentrale und dann übergeben wir an die Vormittagsschicht. Ich beginne mit den Worten „Ja, auch wir hatten einen bewegten Dienst …“ Auf Polizeiseite haben wir in diesem Nachtdienst gesamthaft 109 Einsätze eröffnet; das liegt etwas über dem Durchschnitt. Draussen ist es schon hell und der neue Tag bricht an. Die meisten sind auf dem Weg zur Arbeit, ich geniesse derweil die Fahrt in den „Feierabend“. Hoffentlich ohne Wildtiere auf der Autobahn.

Titelbild: Zugriff auf dieselbe Information zur selben Zeit: Die gemeinsame Zentrale ermöglicht uns eine nahtlose Zusammenarbeit.

 

Quelle: Blog der Kapo Bern
Bildquelle: Kantonspolizei Bern

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