Erneuter Anstieg der Beratungen durch die Opferhilfe Graubünden
Die Opferhilfe Graubünden hat im Jahr 2023 insgesamt 869 Opfer von Gewalt beraten. Auch im Jahr 2023 sind die Beratungen gestiegen.
Die Entwicklung entspricht dem nationalen Trend.
Die Beratung durch die Opferhilfe richtet sich an Menschen, die in der Schweiz durch eine Straftat körperlich, psychisch oder sexuell beeinträchtigt worden sind. Die Beratung ist kostenlos, vertraulich und auf Wunsch anonym. Die Beratung steht allen Betroffenen unabhängig von Alter, sexuellen Orientierung, Geschlechtsidentität oder Religionszugehörigkeit offen. Ebenso spielt es keine Rolle, aus welchem Land eine betroffene Person kommt, ob sie sich langfristig in der Schweiz aufhält oder in welchem Kanton sie wohnhaft ist. Die Fachpersonen der Opferhilfe ziehen bei Bedarf Dolmetscherdienste hinzu und gehen auf die Bedürfnisse der Opfer ein.
Höchststand der Neuanmeldungen und der Gesamtberatungen
Im Jahr 2023 wandten sich 508 Personen an die Opferhilfe Graubünden, das sind 208 Neuanmeldungen mehr als im Vorjahr. Zusammen mit den bestehenden Beratungsfällen hat die Opferhilfe Graubünden im Jahr 2023 rund 869 Personen unterstützt.
Rund 100 Neuanmeldungen sind auf eine Anpassung in der statistischen Erfassung zurückzuführen. Trotzdem setzt sich der langjährige Trend von mehr Beratungen durch die Opferhilfe Graubünden fort. Fachpersonen gehen davon aus, dass die Zunahme der Beratungen durch die Opferhilfe auch auf eine zunehmende Sensibilisierung der Bevölkerung zurückzuführen ist. Andere Gründe sind nicht auszuschliessen, konkrete Indizien oder Belege liegen aktuell aber nicht vor.
Während 65 Prozent der Beratungen innerhalb eines Jahres abgeschlossen werden konnten, gibt es auch Beratungen, die aufgrund mehrjähriger Strafverfahren und langjährigem Therapiebedarf über einen längeren Zeitraum bestehen bleiben.
Anhaltend hohe Beratungszahlen bei häuslicher Gewalt
Knapp die Hälfte der gewaltbetrofenen Menschen, welche sich an die Opferhilfe gewendet haben, erlebten physische, psychische oder sexuelle Gewalt in der Familie oder in der Partnerschaft. Dabei wird meist von Gewaltvorkommen mit mehreren Straftatbeständen berichtet. Nicht selten nimmt die Gewaltintensität und Häufigkeit bei einer beabsichtigten Trennung zu. Eine Beratung durch Fachpersonen der Opferhilfe empfiehlt sich in diesen Situationen daher bereits vor der Mitteilung einer Trennungsabsicht, insbesondere, wenn Angst vor einer gewalttätigen Eskalation besteht.
Anteil von Sexualdelikten und sexuellen Gewalt an Erwachsenen und Kindern hoch
Ratsuchende bei der Opferhilfe Graubünden berichten in 35 Prozent der Fälle von Körperverletzungen und/oder Tätlichkeiten. In 22 Prozent der Fälle wird von Erpressung, Drohung oder Nötigung berichtet. 24 Prozent der Ratsuchenden geben an, von sexueller Gewalt betroffen zu sein. Davon handelt es sich in 62 Prozent um sexuelle Gewalt gegenüber Erwachsenen, in 37 Prozent gegenüber Kindern und in einem Prozent gegenüber Abhängigen.
In akuten Situationen ist es wichtig, dass sich Opfer an die Notrufzentrale der Polizei wenden. Zudem bestehen in Graubünden Angebote wie das Frauenhaus Graubünden, das Schlupfhaus des Kinderspitals Graubünden oder die Forensic Nursing Sprechstunde für Gewaltbetroffene im Kantonsspital Graubünden.
Die Opferhilfe Beratungsstelle ist während der ordentlichen Bürozeiten besetzt und bietet in akuten Situationen innert 24 Stunden einen Beratungstermin an. Die Beratung umfasst neben ersten Massnahmen in der Krisensituation auch psychologische und juristische Hilfe und Orientierung. Bei Bedarf werden spezialisierte Fachpersonen aus dem medizinischen, therapeutischen und juristischen Bereichen vermittelt.
Weitere Informationen zur Opferhilfe finden sich auf der Website des Sozialamtes.
Quelle: Kanton Graubünden
Titelbild: Symbolbild © Vector Tradition – shutterstock.com
Für Graubünden:
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