Schluss mit Kabelchaos und Elektroschrott

An den modernen Medien kommt kaum jemand vorbei. Ebenso wenig der weltgewandte Schweizer an den entsprechenden Empfangs- und Kommunikationsgeräten. Natels, Smartphones, Pager, Tablets und so manches Spiel- und Unterhaltungsgerät, Kameras, Scanner und mobile Drucker stapeln sich in den Büros und den privaten Haushalten.

Unverzichtbar dazu gehört eine Menge an Kabeln und unterschiedlichsten Ladegeräten. Wer hier die Übersicht behalten will, muss schon gut organisiert sein. Eine EU-Verordnung über die Vereinheitlichung von Ladegeräten hilft jetzt auch den Schweizern, der Vielfalt an Ladesteckern und Kabeln Herr zu werden.

Wo ist das passende Ladegerät?

Der Akku für das gerade jetzt gebrauchte Gerät ist ausgerechnet zur ungünstigsten Zeit erschöpft. Zeit für eine schnelle Ladung. Wenn ich nur wüsste, wo jetzt das Ladekabel ist. In irgendeiner Schublade am Schreibtisch findet sich gleich eine ganze Sammlung unterschiedlichster Ladegeräte, Stecker und Kabel. Natürlich passt keins zum Handy. Aber irgendwo in der Wohnung muss es ja sein. Vielleicht steckt es ja noch in der Steckdose? Sicherlich kennen Sie die Situation, in der Sie aus einer ganzen Sammlung unterschiedlicher Ladekabel jenes suchen müssen, das Sie gerade brauchen.

Diesem Wirrwarr wird jetzt allmählich ein Ende bereitet. Entsprechend einer Verordnung der EU müssen bis 2017 alle Natels und Smartphones mit einem einheitlichen Ladesystem ausgestattet sein. Erste Schritte sind hier längst getan. Bis auf wenige Ausnahmen sind heute die Ladestecker mit einem USB-Anschluss versehen, der dann auch die Verbindung zu den meisten Ladekabeln ermöglicht. Was hier oftmals noch deutliche Abweichungen zeigt, ist der Anschluss am Gerät selbst. Hier wäre eine Vereinheitlichung wirklich angesagt und sinnvoll, da dann praktisch für alle betreffenden Geräte nur ein einziger Ladestecker und nur ein Verbindungskabel gebraucht werden würde. Aber davon sind wir noch ein Stück entfernt.

Wirklicher Ausreisser in der Entwicklung ist hier nur noch Apple. iPad und iPhone bauen bis heute auf ein völlig eigenes Ladesystem, das mit anderen Geräten in keiner Weise kompatibel ist. Allerdings lässt sich hier im Bedarfsfall auch so manches Problem mit einem Adapter lösen.


Mittlerweile besitzt jeder von uns eine Sammlung unterschiedlichster Ladegeräte, Stecker und Kabel. (Bild: TaraPatta / Shutterstock.com)


Wünsche nach Mehr-Wert

Bislang bezieht sich die neue EU-Verordnung, die auch für die Schweiz umsetzpflichtig wird, vorrangig auf Natels, Tablets und Smartphones. Was aber ist mit den Millionen Laptops und Notebooks? Hier wurschtelt noch nahezu jeder Anbieter mit seinem eigenen System herum. Auch bei mobilen Spielkonsolen und anderen akkubetriebenen Geräten ist der Weg zur Standardisierung der Lademöglichkeiten noch lang und steinig.

Hier wünschen sich die Verbraucher etwas mehr an Vereinheitlichung, sofern die Standards auch zu stabileren Steckern und Buchsen führen. Denn bisher überrascht so manches Gerät nicht nur mit tollen Features, sondern eben auch mit wacklig montierten Ladebuchsen und Steckern.

Auch in Sachen Produkthaltbarkeit bleiben die Schweizer skeptisch. Was nützt es schon, wenn ein Gerät mit standardisiertem Ladekabel daherkommt und dann doch pünktlich zum Ende der Garantiezeit den Geist aufgibt? Dann wird mehr Unzufriedenheit und Elektronikschrott produziert, als es mit den Ladegeräten und -kabeln allein möglich wäre.

Thema Elektroschrott bei Ladekabeln umstritten

Die neue EU-Verordnung geht davon aus, dass mit der Vereinheitlichung der Ladesysteme ein komfortabler Standard eingeführt und das Elektroschrottaufkommen deutlich verringert wird. Zumindest die Schrottvermeidung erscheint hier zunächst fraglich. Denn letztlich wird zu jedem Gerät ja nun doch ein Ladesystem mitgeliefert, weniger Ladegeräte und Kabel habe ich demnach zu Hause nicht. Allerdings sind die zunehmend alle gleich und die lästige Kramerei nach dem richtigen Ladegerät entfällt.

Eine sinnlose Produktion von Ladegeräten und Kabeln wird aber erst dann vermieden, wenn nicht mit jedem Natel, Smartphone und ähnlichen Geräten auch gleich ein Ladesystem mitgeliefert wird. Das könnte nämlich auch separat angeboten werden. Dann werden die Ladestecker und Kabel nur bei wirklichem Bedarf erworben. Bei mir sammeln sich mittlerweile die Ladestecker mit USB-Anschluss und Micro-USB-Stecker zum Anschluss an die Geräte. Also sammle ich doch wieder Elektroschrott. Damit verfehlt die EU-Richtlinie eines ihrer vorgeblich wichtigsten Ziele.



Verbraucherakzeptanz hinterfragen

Wer Besitzer eines Apple-Gerätes ist, zeigt sich mit besonderem Stolz. Stolz über ein hochwertiges Gerät, das sich nicht nur preislich, sondern meist auch in der Qualität nach oben abhebt und erstaunlicherweise auch in der ungebremsten Akzeptanz der eigenen Ladesysteme. Auch wenn die mit dem neuen Standard noch gar nichts zu tun haben. Aber auch für Apple bleibt ja noch Zeit zur Umstellung.

Interessant ist auch, wie die Verbraucher auf die Standardisierung reagieren. Die bereits stattgefundene Vereinheitlichung vieler Ladesysteme hat längst auch den Schweizer Markt erreicht. Der Verbraucher nimmt’s hin und zeigt sich zumindest vom Plus an Übersicht zufrieden. Weniger Zufriedenheit kommt auf, wenn es um die Nutzerfreundlichkeit geht. Oftmals wird festgestellt, dass die Ladebuchsen an den Geräten eher instabil montiert sind und bereits nach einigem An- und Abstecken zur wackligen Angelegenheit werden.

Hier sind die Hersteller aufgefordert, langlebigere Produkte zu entwickeln, die von der Ladebuchse bis zum letzten Detail so gebaut sind, dass sie auch über den Garantiezeitraum hinweg ihren Dienst zuverlässig tun. Das spart dann Ärger, Schrott und Alleinwege einzelner Hersteller.

 

Oberstes Bild: EU-Richtlinie für die Standardisierung von Ladesystemen für Handys und Smartphones muss auch in der Schweiz umgesetzt werden (Bild: fotocvet / Shutterstock.com)

MEHR LESEN