Der Mensch im Mittelpunkt der Polizeiarbeit
16 Polizistinnen und Polizisten sind am Freitag in Frauenfeld feierlich in die Kantonspolizei Thurgau aufgenommen worden.
„Frau Regierungspräsidentin, ich verspreche es.“ Drei Frauen und zwölf Männer, die erfolgreich die Polizeischule Ostschweiz in Amriswil absolviert haben, legten im Rathaus Frauenfeld vor Regierungspräsidentin Cornelia Komposch das Amtsgelübde ab; ebenso ein Polizist, der Mitte Jahr zur Kantonspolizei Thurgau gekommen ist.
Der grosse Aufmarsch von Gästen aus Politik, Justiz, Verwaltung und Partnerorganisationen sei ein Zeichen der Unterstützung und Solidarität mit der Kantonspolizei, sagte die Chefin des Departements für Justiz und Sicherheit. Die Vereidigung sei aber auch ein Tag der Freude für die Thurgauer Bevölkerung, die auf eine bestens ausgebildete, moderne und motivierte Kantonspolizei zählen dürfe, „eine Polizei, die sich für die Sicherheit und das Wohl von uns allen einsetzt; eine Polizei, auf die wir uns verlassen können“.
Der Mensch im Mittelpunkt
Seit sie als Sicherheitsdirektorin die Arbeit der Polizei begleite und dabei auch hinter die Kulissen sehe, stelle sie sich die Frage: „Weiss die Bevölkerung, wie breit das Aufgabenfeld ist, das die Polizei zu bewältigen hat, mit wie viel herausfordernden, belastenden und auch gefährlichen Situationen die Polizistinnen und Polizisten täglich konfrontiert sind und welche hohen Ansprüche und Erwartungen an sie gestellt werden?“ Dass Gewalt und Drohungen gegenüber der Polizei – nicht nur in Genf und Zürich – zugenommen haben, sei besorgniserregend, sagte Komposch. Diese Entwicklung müsse mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln konsequent bekämpft werden.
Die neuen Polizistinnen und Polizisten seien mit hoheitlichen Aufgaben betraut. Dennoch stehe aus ihrer Sicht der Mensch im Mittelpunkt der Polizeiarbeit, sagte die Regierungspräsidentin: Der Mensch, seine Sicherheit und seine Freiheitsrechte. „Denn ohne Sicherheit keine Freiheit“, zitierte Komposch den Aufklärer Wilhelm von Humboldt. Die Frage laute: „Gibt es Freiheit ohne Sicherheit oder andersherum: gibt es da, wo zu viel Sicherheit ist, keine Freiheit mehr?“ Freiheit und Sicherheit seien keine Gegensätze. Ohne Sicherheit sei alle Freiheit nichts, weil sie ein Leben in Angst bedeute. Nur wer in Sicherheit lebe, könne sich frei entfalten und bestmöglich entwickeln. „Und das muss unser Ziel sein!,“ appellierte die Sicherheitsdirektorin an die Festgemeinde. Sie erwarte von den neuen Polizistinnen und Polizisten, dass sie immer dort einschreiten würden, wo individuelle Freiheit beschnitten oder missbraucht wird und dadurch andere Menschen in Mitleidenschaft gezogen werden.
„Sie verkörpern als neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kantonspolizei Thurgau den Staat“, wandte sich Cornelia Komposch an die neuen Polizistinnen und Polizisten. Sie seien berechtigt, das Gewaltmonopol des Staates auszuüben und die öffentliche Sicherheit und Ordnung durchzusetzen. Sie erwarte, dass die Polizistinnen und Polizisten ihre Arbeit immer im Interesse und zum Wohl der Gesellschaft, der Einwohnerinnen und Einwohner und der Gäste unseres Kantons ausüben: „Im Zentrum Ihrer Arbeit steht nicht das Polizeigesetz, im Zentrum steht der Mensch – unabhängig von seiner Herkunft, seiner Hautfarbe und seiner Religion.“
Danach legten die neuen Polizisteninnen und Polizisten vor der Regierungspräsidentin und über der Thurgauer Fahne das Versprechen ab, „Verfassung und Gesetz zu achten, Gehorsam zu leisten, ihre Pflichten unparteiisch und unbestechlich zu erfüllen, sich streng an die Wahrheit zu halten, die Rechte der Bürgerinnen und Bürger zu achten und zu schützen, das Amtsgeheimnis zu wahren und ihre ganze Kraft zur Erledigung ihrer Aufgaben einzusetzen“.
Ein neuer Weg
„Sie begeben sich auf einen neuen Weg“, richtete sich Kommandant Jürg Zingg an seine neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Auf diesem Weg seien sie eingebettet in ein sehr gutes, von der Bevölkerung geschätztes Polizeikorps. Durch den Entscheid, Polizistin oder Polizist zu werden, sei der Verlauf des Weges noch nicht abschliessend bestimmt, sagte der Kommandant. Der Schriftsteller Tucholsky schrieb: „Geh Deinen Weg. Es gibt so viele Wege.“ Genauso sei es beim Polizeiberuf: „Es ist ein spannender, interessanter, abwechslungsreicher und herausfordernder Beruf.“ Die jungen Polizistinnen und Polizisten könnten sich zu Fachspezialisten entwickeln, sei es bei der Kriminalpolizei, der Verkehrspolizei oder der Seepolizei. Oder sie könnten eine Führungslaufbahn einschlagen: „Sie haben also viele Entwicklungsmöglichkeiten.“
Sie wüssten schon viel, hätten eine sehr gute Ausbildung genossen, sagte Zingg. Die neuen Korpsmitglieder würden auf ihrem beruflichen Weg aber auch mit Situationen konfrontiert, die in keinem Lehrbuch vorkommen und dabei über einen grossen Handlungsspielraum verfügen: Nicht in Bezug auf die Durchsetzung der Gesetze, aber in Bezug auf das persönliche Auftreten und Handeln. Damit sei klar: „Ihr persönliches Handeln prägt das Image der gesamten Kantonspolizei. Ist Ihr Auftritt gut, profitiert davon die ganze Polizei. Werden Sie als arrogant oder inkompetent wahrgenommen, wird dieses Bild auf alle Kolleginnen und Kollegen übertragen.“
„Der Weg ist das Ziel“, heisst es. Dies sei nicht falsch, so der Kommandant, doch es genüge nicht: „Wenn Sie Ihren Weg gehen, dann brauchen Sie ein Ziel, eine Orientierung.“ Natürlich gebe die Polizeiführung Ziele vor, mit dem polizeilichen Grundauftrag, mit Befehlen und Anweisungen. Doch für einen erfolgreichen Weg – in der Karriere, aber mehr noch in der persönlichen Entwicklung – sei auch eine Orientierung an inneren Werten erforderlich. Das Wertesystem bei der Kantonspolizei Thurgau bestehe aus vier Säulen, sagte der Kommandant: Professionalität, Respekt, Integrität und Glaubwürdigkeit.
Werte zu definieren und sich einmal zu ihnen zu bekennen, genüge allerdings nicht; es brauche laufend die Überprüfung, ob diese Werte noch wegbestimmend seien. Für diese Überprüfung seien die Polizistinnen und Polizisten selber verantwortlich, betonte der Kommandant: „Sie wissen selber, was die Bevölkerung von ihrer Polizei erwartet, denn Sie sind ja nicht nur Polizistin und Polizist; auch Sie sind Bürgerin und Bürger, auch Sie wollen gerecht, korrekt und anständig behandelt werden, wenn Sie mit Amtspersonen zu tun haben.“
Mit der Vereidigung vertraue die Bevölkerung den Polizistinnen und Polizisten neue Aufgaben an: „Sie erhalten dazu die notwendigen – sehr umfassenden – Kompetenzen; und Sie übernehmen eine grosse Verantwortung.“ Die Bevölkerung schaue genau hin, wie die Polizistinnen und Polizisten ihre Aufgaben erledigen: „Ob Sie die Kompetenzen, die Sie heute erhalten, korrekt wahrnehmen, das heisst: ohne Ansehen der Person, unbestechlich, nach bestem Wissen und Gewissen, wie es im Gelöbnis heisst; rechtmässig, verhältnismässig, rücksichtsvoll, aber konsequent.“ Jürg Zingg forderte die Polizistinnen und Polizisten auf, von sich selbst einen korrekten und respektvollen Umgang mit allen Menschen zu verlangen: „Nur so nehmen Sie die Vorbildfunktion wahr, die die Bevölkerung von ihren Polizistinnen und Polizisten erwartet.“ „Gehen Sie Ihren Weg!“ forderte der Kommandant seine neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf: „Gehen Sie ihn mit dem Vertrauen, das die Bevölkerung in Sie setzt und das mit Ihrem heutigen Versprechen besiegelt wird.“
Musikalisch umrahmt wurde die Feier durch den Männerchor und das Spiel der Kantonspolizei Thurgau.
Vereidigte Polizistinnen und Polizisten mit Name und Dienstort:
Nico Baumgartner, Bürglen
Hayal Bektas, Bischofszell
Noëlle Christen, Romanshorn
Jan Fischer, Diessenhofen
Milo Frey, Münchwilen
Raphael Gisler, Weinfelden
Stephanie Greuter, Aadorf
Meik Keller, Kreuzlingen
Lukas Lobsiger, Tobel
Marco Möri, Steckborn
Flurin Pfister, Kreuzlingen
Roman Schär, Frauenfeld
Josua Suter, Rickenbach
Simon Wälchli, Müllheim
Michael Zoller, Münchwilen
Pascal Schwager, Verkehrspolizei
Quelle: Kapo TG
Artikelbild: Symbolbild © sevenMaps7 – shutterstock.com