Velo fahren im Winter? – So bleibt man unverletzt und gesund

Auch wenn der richtig knackige Winter allem Anschein nach noch etwas auf sich warten lässt – jedenfalls was Schnee, klirrende Kälte und Eis auf den Strassen angeht – wird er auch in diesem Jahr kommen. Und wie in jedem Jahr wird es Velofahrer geben, die sich selbst von schlimmen Witterungsbedingungen nicht abschrecken lassen, notwendige Wege mit dem Fahrrad zu erledigen.

Doch so schön die winterliche Vorweihnachtszeit auch ist, wie der Rekordweihnachtsmarkt in Winterthur mit 750 Chläusen Ende November zeigen wird, so gefährlich ist der Winter für Velofahrer. Wie man trotz widriger Witterungsbedingungen sicher ans Ziel kommt, versuchen wir Ihnen zu verdeutlichen.

Der Winter naht mit grossen Schritten und bringt Väterchen Frost gleich mit, und es stellt sich stets die Frage: Kann man mit dem Velo sicher durch den Winter kommen? Ja, natürlich geht das! Wichtig ist jedoch für Radfahrer zu bedenken, dass man auf seinem Velo in dieser dunklen Jahreszeit von anderen Verkehrsteilnehmern noch später als sonst gesehen wird. Rund 18’000 Unfälle mit Velos werden Jahr für Jahr in der Schweiz verzeichnet. Das ergibt einen ungefähren Anteil von 33 % an allen Unfällen im Strassenverkehr. Um dem Unfallrisiko vorzubeugen, gilt für die Velofahrer, die auch im Winter nicht aufs Rad verzichten möchten: Maximale Achtsamkeit und entsprechende Vorbereitung sind gefordert!

Verkehrsinfarkte bringen die Schweizer in den Velosattel

Seit Beginn der 90er-Jahre steigt die Zahl der Velofahrer in der Schweiz kontinuierlich an. Trugen zu Beginn des Velo-Booms – der den fast immer verstopften Nationalstrassen geschuldet war – nur rund 5 % aller Schweizer Velofahrer einen Helm, so sind es mittlerweile rund 50 %, die den Kopf gezielt schützen. Der Bund und auch die Städte haben dem Velokult Rechnung getragen und vielerorts die Verkehrs- und Städteplanung dem Trend angeglichen. Und doch besteht gerade im Winter, wenn es spät hell und früh dunkel wird, ein erhöhtes Unfallrisiko für „Pedalisten“.

Wenn im Winter die Tage kürzer werden und es häufiger dunkel als hell ist, gebührt der Velobeleuchtung höchste Aufmerksamkeit. Nur wer von vorne, von der Seite und auch von hinten deutlich zu erkennen ist, kann in der Dunkelheit von Autofahrern und anderen Verkehrsteilnehmern rechtzeitig gesehen werden. Doch nicht nur das Licht am Velo selbst hilft dabei, in der kalten und dunklen Jahreszeit rechtzeitig bemerkt zu werden. Helme, Capes oder Winterjacken mit Reflektoren geben auf dem Velo im Winter ein zusätzliches Mass an Sicherheit. Wer in der kalten Jahreszeit sicher radeln möchte, sollte nicht nur auf helle Kleidung zurückgreifen, sondern auch auf eine Warnweste, denn die sorgt mit ihren Reflektoren dafür, dass man wirklich wahrgenommen wird. Bei starkem Schneefall, also wenn man auf dem Velo eine Kapuze über dem Helm tragen muss, gilt: Der richtige Sitz der Kleidung macht es! Eine Kapuze darf beim Drehen des Kopfes das Sichtfeld nicht einschränken, sondern sie muss Rundumsicht ermöglichen!

Glatte Strassen als Risiko

Reste vom Herbstlaub, Schneematsch, Eis und Schnee – das sind die Faktoren, die eine Velofahrt im Winter schnell zu einer Rutschpartie werden lassen können. Wer sich auch bei widrigen Witterungsbedingungen sicher auf zwei Rädern im Verkehr bewegen will, muss nicht nur auf seine Fahrgeschwindigkeit achten, sondern auch den Reifendruck, das Reifenprofil und nicht zuletzt die Reifenbreite den Bedingungen anpassen.

Grundsätzlich gilt auf dem Velo im Winter: vorausschauender fahren, mehr Abstand halten, den Reifendruck absenken und breitere Reifen verwenden, die möglichst ein gröberes Profil mitbringen. Durch das Absenken des Luftdrucks im Reifen bringt das Velo mehr Lauffläche auf die Fahrbahn und das bringt mehr Sicherheit. Wer in Gebieten wohnt, die das Tiefschneefahren auf dem Velo mit sich bringen, kann auch – im Gegensatz zum Pkw – Reifen mit Spikes verwenden, denn sie sind beim Velo noch erlaubt.


Auch im Winter kann man mit dem Velo zur Arbeit fahren und Staus vermeiden. (Bild: Nomad_Soul / Shutterstock.com)
Auch im Winter kann man mit dem Velo zur Arbeit fahren und Staus vermeiden. (Bild: Nomad_Soul / Shutterstock.com)


Ein weiterer kontrollwürdiger Punkt vor dem hereinbrechenden Winter sind die Bremsen! Bei Nässe haben die Felgenbremsen am Velo stets einen längeren Bremsweg als bei Trockenheit. Hier hilft ein einfacher Test auf freier Strecke, wie sehr sich der eigene Bremsweg verlängert. Das ist beim Bremsen stets zu berücksichtigen! Zusätzlich muss Wert darauf gelegt werden, alle beweglichen Teile am Velo reichlich zu ölen oder mit Silikonspray zu bearbeiten, denn die Nässe, das Streusalz und der Schmutz sorgen sonst schnell für Beschädigungen.

Wichtig ist ebenso zu bedenken, dass das gesamte Fahrverhalten auf dem Velo der Witterung angepasst sein muss. Im Winter muss der Velofahrer seinen Abstand zu vorausfahrenden Verkehrsteilnehmern erheblich vergrössern, den eigenen Speed reduzieren und daran denken, dass bei verschneiter Fahrbahn in den Kurven nicht getreten oder gebremst werden darf, da das Velo ansonsten wegrutscht. Wer Kurven fährt, der sorgt vorher für ausreichend Geschwindigkeit und rollt auf dem Velo sanft lenkend durch die Kurve.

Zudem sollte die Sitzhöhe des Fahrers im Winter angepasst und nach unten verändert werden. Wenn man auf dem Velo ins Schlingern gerät, sorgt die tiefere Sitzposition dafür, sich rechtzeitig vor einem Sturz abfangen zu können, da durch die verringerte Sattelhöhe die Füsse schneller abstützend am Boden sind.

 

Oberstes Bild: © Paul Vasarhelyi – Shutterstock.com

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