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Für Delikatessen leiden Tiere Folter

01.06.2016 |  Von  |  Tierwelt

Jedes Jahr importiert die Schweiz 300 t Stopfleber, 200 t lebende Hummer, 90 t Froschschenkel und 450’000 lebende Frösche. Für diese und weitere fragwürdige „Delikatessen“ müssen Millionen Tiere ein erbärmliches Dasein fristen und sterben einen oft qualvollen Tod. Der Schweizer Tierschutz STS zeigt erstmals in einem umfassenden Report Hintergründe zu Produktion und Verbreitung solch tierquälerischer Produkte auf.

Ein monatelanges Martyrium liegt hinter lebenden Hummern die vermeintlich „fangfrisch“ an Schweizer Fischtheken und in Gourmet-Tempeln angeboten werden. Nach dem Fang vegetieren sie mit gefesselten Scheren, aufeinander gestapelt und in ständiger Atemnot vor sich hin, in Lagerhallen irgendwo in Nordamerika auf ihren Versand nach Europa wartend, wo zumeist der Tod im kochenden Wasser ihr Leben beendet.

Enten und Gänse, die für die Produktion von Foie Gras (Stopfleber) gemästet werden, leben zusammengepfercht in Massentierhaltung und werden in den letzten Wochen ihres Daseins mit unglaublicher Brutalität zwangsernährt. Die Schweiz importiert 300 t Stopfleber. Dafür werden gegen eine halbe Million Enten und Gänse grausam gequält. Zusammen mit der Tochterfirma Globus ist die Migros die grösste Foie Gras-Händlerin der Schweiz.


Stopfleberproduktion Frankreich (Bild: Schweizer Tierschutz STS / L214 - Ethique & Animaux)

Stopfleberproduktion Frankreich (Bild: Schweizer Tierschutz STS / L214 – Ethique & Animaux)


Solche und weitere fragwürdige Importprodukte wie etwa Froschschenkel, Wachteleier, Pferdefleisch oder Büffel-Mozzarella vertragen sich weder mit der Selbstdarstellung der hiesigen Grossverteiler als verantwortungsbewusste Unterstützer von Biolandwirtschaft und Tierwohl noch mit dem Anspruch der Haute Cuisine an Kultur, Stil und Savoir vivre!

Gastronomie und Delikatessenhandel – weitgehend fehlende Einsicht

Im Rahmen seiner Recherche versandte der Schweizer Tierschutz STS eine Umfrage an Detail- und Delikatessenhändler, an Guide Michelin, Gault Millau, GastroSuisse sowie an zehn Spitzenköche der Schweiz. Während der Detailhandel sich auskunftsbereit und problembewusst zeigt, schweigt die Haute Cuisine – von wenigen Ausnahmen abgesehen. Nur zwei der kontaktierten Betriebe bzw. Sterneköche (The Restaurant im Dolder Grand, Zürich und Stucki, Basel) reagierten auf die STS-Umfrage.


Froschschenkel (Bild: Schweizer Tierschutz STS / commons.wikimedia.org)

Froschschenkel (Bild: Schweizer Tierschutz STS / commons.wikimedia.org)


Damit tierisches Leid vermindert wird

Damit tierisches Leid im Zusammenhang mit unserem Essen weniger wird, fordert der Schweizer Tierschutz STS nicht nur ein Importverbot für Stopfleber-Produkte, eine Betäubungspflicht für Hummer und ein Verbot der Tötung von Hummer im kochenden Wasser, sondern unterstützt auch die Motionen Graf (Importverbot für lebende Hummer zu Speisezwecken) und Aebischer (Importverbot für tierquälerisch erzeugte Produkte) sowie die Fair-Food-Initiative der Grünen Partei.

Zudem fordert der STS bei sämtlichen tierischen Produkten eine Deklarationspflicht bezüglich Haltungsbedingungen – aus der Überzeugung, dass informierte Konsumenten grundsätzlich bereit sind, für mehr Tierwohl auch mehr zu bezahlen.



Der STS-Report „Tierische Delikatessen und Exotenfleisch“ kann hier eingesehen werden.

 

Artikel von: Schweizer Tierschutz STS
Artikelbild: Hummer, lebend in kochendes Wasser geworfen (© Schweizer Tierschutz STS)